Review

Es gibt da einen kleinen Film namens "FC Venus", da bildet eine Gruppe von Ehefrauen fußballverrückter Männer ein eigenes Team, um sich ein für allemal von der Kickerbesessenheit ihrer Männer freizumachen, indem sie sie aufgrund einer Wette in einem Spiel Männer gegen Frauen die Ehepartner schlagen.

Dieser Film ist von 2005!
Dieser Film kommt aus Finnland.

Liefe dieser Film schon in den Arthouse-Kinos wäre das, besonders bei der fundierten Filmkritik ein feiner, kleiner Film aus einem filmischen Entwicklungsland, lauschig und lustig.
Doch jetzt haben die Deutschen sich in Lichtgeschwindigkeit die Rechte an diesem kleinen Film gesichert und daraus pünktlich zur WM ein landeseigenes Remake mit ein paar bekannten Gesichtern geschneidert. Buh, schreit da die Kritik!
Wie abgeschmackt und klischeehaft, wie vorhersehbar und unnötig. Ui, kommt da der filmische Dünkel auf, wenn sich ein Schriftzug wie "SAT1" in den Vorspann verirrt, ein besserer Fernsehfilm und auch noch Fußball...
Und dann sitzt man in diesem angeschossenen Film und das Publikum lacht und lacht und lacht...und man fragt sich, korrumpiert irgendwann die Macht, eine eigene Zeitungs- oder Website zu füllen vielleicht?

Denn "FC Venus" (deutsche Fassung) ist endlich mal keine ach so bemühte "Komödie" deutscher Prägung, sondern eine klassische Fassung des Underdogmotivs, die in Sportkomödien immer so gern beschworen wird. Darauf rumzutrampeln ist wie mit Kanonen auf Spatzen schießen!
Wenn aber alle mal ihre hausgemachten Vorurteile zu Hause lassen, fällt vielleicht auf, daß sich Ute Wielands Film recht brauchbar an britischen Vorbildern orientiert, die auch hier inländisch, gerade von der Kritik, als witzig und gemütlich und angenehm etikettiert werden.
Da kann man mal locker ein paar Filmtitel ins Rennen werfen: Calendar Girls, Grabgeflüster, Grasgeflüster, Ganz oder gar nicht, Lucky Break, Greenfingers, Über kurz oder lang...
...stets sind es die scheinbar Unterlegenen, die sich gegen die bestehenden Umstände durchsetzen. Gleichzeitig sind alle diese Filme ein bißchen von Mittelstands- und Klassendenken durchzogen, berühren Beziehungsdinge, loten sexuelle Notstände oder Probleme aus, erzählen nebenher noch eine Liebesgeschichte und präsentieren schräge Figuren in abstrusen Momenten, wenn sich wie weilend im Fish-out-of-water-Genre, die Fehlbesetzten mit den neuen Umständen anfreunden müssen, um letztendlich zu triumphieren.
Dieses Jawohl-ich-kann-Gefühl gibt den Zuschauern ein gutes Gefühl, läßt sie in den Fehlern und Unzulänglichkeiten der Figuren sich selbst erkennen und manipuliert sie in die Richtung der Underdogs.

Genau das ist auch das umgesetzte Prinzip von "FC Venus".
Gut aufgelegte Darsteller mit Spaß an der Sache, ansatzweiser Realismus, der Kampf der Geschlechter als Auflauf an so überzogenen Abstrusitäten, daß sie schon wieder tatsächlich so vorkommen könnten!
Dazu ausnahmsweise nur wenige platte Gags (etwa, wie blöd sich die Frauen anstellen könnten) und brauchbar aufgenommene Fußballaufnahmen.

Wieland zitiert hie und da tupfenweise Filmgeschichte (etwa die duell-ähnlichen Westernsituationen vor der Wette oder auf dem Spielfeld) und unterstreicht sie mit einer munteren, atmosphärischen Musikauswahl.
Gewinner des Films ist deutlich Nora Tschirner, die nicht nur in dieser Komödie allein über Blicke Komik transportiert, während Ulmen im besten Lehmann-Modus auch ein paar nette Szenen hat (die Sushi-Szene wird wohl im Gedächtnis bleiben). Heinz Hoenigs Gastauftritt ist zwar nicht so besonders charismatisch, dafür präsentiert aber Florian Lukas den Fußballbesessenen mit so viel widerlichem Fanatismus, dass selbst Champion-League-Abonennten (männlich) aufjubeln, wenn ihm seine eigene Frau im Spiel die Nase wegflext und eine liebliche Blutfontäne das Spielfeld veredelt. Und fast jeder bekommt eine gute Szene, sei es nun das Auf-dem-Boden-Rotzen vor der Tür oder der Fußballfan, der auf dem Kiez bei einer Nutte anfragt, wie viel den zweimal 45 Minuten bei ihr kosten, um dann mit Stulle erst mal ordentlich Europacup auf dem Zimmer zu gucken.

Man sollte keine absoluten Neuigkeiten erwarten und der Spiegel, denen hier passiven Frauen und überaktiven Männern vorgehalten wird, ist allerhöchstens beschlagen, aber der Film soll ja auch nicht die Welt verändern. Natürlich kann man die Wendungen von weitem kommen sehen, wie man sie in Szene setzt, ist wichtig – und das ist hier ganz und gar nicht provinziell.
Natürlich ist das Storykonstrukt abgedroschen, natürlich wird getrickst und geschummelt und dann auch wieder gemenschelt, bewerten muß man das Fleisch an den Knochen und das ist bisweilen verblüffend "british"...und hat mich in diesem Fall viele Male herzlich lachen lassen - und nichts anderes provoziert der Film, nämlich leichte Unterhaltung. Und die ist hier einfach rund und gut.

Und der in den Abspann eingefügte Schlußgag (nicht zu schnell raus!) mit dem Heiratsantrag, der hätte sogar Loriot gefallen!. (7,5/10)

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