Review
von Lunev
Martin Scorseses 'The King of Comedy' war zum Zeitpunkt seiner Erstausstrahlung ein großer kommerzieller Flop und ist bis heute eines seiner unbekanntesten Werke - schade eigentlich, denn es ist ebenso eines seiner besten. Das Traumduo Scorsese und De Niro zeigt sich hier in Höchstform, dieses Mal mit tatkräftiger Unterstützung von Komiker-Urgestein Jerry Lewis.
Robert De Niro, alias 'Rupert Pupkin', eigentlich durch seinen Namen schon genug gestraft, ist inzwischen stolze 34 Jahre alt, hat noch nichts erreicht und lebt zu allem Übel auch noch daheim bei seiner Mutter, die ihn behandelt wie ein kleines Kind. Sein großes Vorbild ist der erfolgreiche Komiker 'Jerry Langford' (Jerry Lewis). Rupert wünscht sich nichts sehnlicher als einen Auftritt in dessen Show. Als Rupert seinen Helden eines Abends vor einer wütenden Meute von Fans rettet, entwickelt sich ein Gespräch zwischen den beiden. Pupkin bittet ihn um einen Auftritt in seiner Show als Gegenleistung, wird jedoch von einem etwas entnervt wirkenden Langford an sein Büro verwiesen. Pupkin missinterpretiert sein Verhalten und beginnt sich aus seinen Hoffnungen eine Phantasiewelt zu spinnen, die er schon bald nicht mehr von der Wirklichkeit zu unterscheiden weiß...
Der Film ist keine Komödie im eigentlich Sinne, auch wenn Scorsese keineswegs mit bissigem Humor, Sarkasmus und sogar Slapstick der ganz alten Schule á la Chaplin oder Dick und Doof spart. The King of Comedy ist ähnlich wie 'Taxi Driver' und 'Wie ein wilder Stier' eine Charakterstudie, eine eigenartige Charakterstudie eines eigenartigen Mannes, dessen Leben zwischen Realität und Fiktion hin- und herpendelt. Phantasie und Wirklichkeit verschmelzen in Pupkins Psyche zu einer Einheit und wechselwirken auf fatale Art und Weise miteinander; so steigern sich seine Hoffnungen zur Obsession, seine Obsession zum Wahnsinn und sein Wahnsinn mündet schließlich in Gewalt. Ein filmischer Klimax, der eigentlich allein in Pupkins Kopf existiert, aber gerade deshalb so präsent ist. Trotzdem darf in dieser Charakterstudie auch gelacht werden, etwa wenn Mama Pupkin ihren Sohn kreischend ermahnt doch bitte ruhiger zu sein. De Niro überzeugt wie so oft auf ganzer Linie und haucht der Figur des Rupert Pupkin und vor allem seinem Wahnsinn Leben ein. In knallbunte Klamotten gekleidet hampelt De Niro auf der Leinwand rum, fuchtelt wild mit den Händen und verzerrt sein Gesicht ohne dabei jemals überzogen zu wirken. Denn so und nicht anders ist seine Figur, hin- und hergerissen zwischen Eifer, Verzweiflung und Wahnsinn.
Den krassen Gegensatz bildet Showmaster Jerry Langford, der am liebsten aus dem ganzen Geschäft aussteigen und seinen Ruhestand genießen würde. Hier tut sich die Falle auf, den reichen Star mit Klischees zu zeichnen, doch Scorsese umgeht das geschickt und zeigt uns dafür einige Parallelen zwischen den eigentlich so gegensätzlichen Figuren auf. Einsamkeit und Verzweiflung finden sich sowohl ganz oben als auch ganz unten.
Fazit: Ein Film der seine Faszination aus der grotesken Mischung zwischen Komik und Tragik einerseits und der tiefschürfenden Charakterzeichnung andererseits gewinnt. Manchmal muss man den Humor mit der Lupe suchen, manchmal wird man von ihm angesprungen und manchmal bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Schon allein wegen dieser Gegensätze sehenswert.