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Mitte der 1980er wollte man Robert de Niro mal ein etwas kommerzielleres Vehikel bieten, also besetzte man ihn in einem Buddy Movie, für das man gleich den durch „Beverly Hills Cop“ genre-erprobten Regisseur Martin Brest verpflichtete.
Star der Chose und harter Hund ist Jack Walsh (Robert de Niro), Ex-Cop und Kopfgeldjäger, der sich mehr schlecht als recht im Auftrag von Kautionssteller Eddie Moscone (Joe Pantoliano) in Los Angeles über Wasser hält. Jack musste seinen Job und seine Familie in Chicago zurücklassen, weil er sich nicht schmieren ließ. Kurzum: Das Konzentrat des mit allen Wassern gewaschenen, aufrechten Ex-Bullen des 1980er-Jahre-Kinos, gemäß dem Zeitgeist auch ständig mit der Fluppe im Mund.
Jack soll nun den Buchhalter Jonathan Mardukas (Charles Grodin) von New York nach Los Angeles überführen, der geflohen ist und seinen Boss, den Mafioso Jimmy Serrano (Dennis Farina) zuvor um 15 Millionen Dollar betrogen hatte. Für Jack ein Midnight Run, so der Kopfgeldjägerslang für einen einfach zu erledigenden Job, und so hat er den flüchtigen Softie auch schnell aufgespürt. Der hat das alles aus der Güte seines Herzens getan, den großen Teil des Geldes gespendet, doch natürlich muss Jack in dieser Phase des Films erst einmal hartherzig sein und den Kautionsflüchtling mit auf den Rückweg schleifen.

Doch bei der Rückreise erweist sich scheinbar simple Job als gar nicht so einfach: Über einen Spitzel haben die Gangster von der Reise erfahren, aufgrund von Mardukas‘ Flugangst kann das Duo nicht den Flieger nehmen und werden bei ihrer Reise quer durch die USA nicht nur von den Serranos Schergen, sondern auch dem FBI und einem rivalisierenden Kopfgeldjäger gejagt…
Aus dieser Prämisse macht das Script von George Gallo einen ausgesprochen episodischen Trip, der sich nach kurzer Zeit zu wiederholen beginnt: Immer wieder muss das Vehikel gewechselt werden, weil das alte durch eine mehr oder minder plausible Verfügung des Schicksals nicht mehr zur Verfügung steht, die Verfolgerparteien kommen sich gegenseitig in die Quere und dadurch kann das Walsh-Mardukas-Team entkommen, während es gelegentlich selbst in Aktion treten muss. Ein Spannungsbogen entsteht dadurch nicht, während die Glaubwürdigkeit schnurstracks in den Keller geht, wenn der offensichtliche Spitzel in Moscones Büro weder von ihm noch von den Behörden erkannt wird, die meisten Verfolger sich trotz ihrer vom Film beschworenen Kompetenzen stellenweise phänomenal blöde anstellen usw.
Da hilft es dann auch nicht, dass die beiden Hauptfiguren kaum Profil gewinnen: Walsh ist halt der Archetyp des harten Hundes, der immerhin bei einem Familienbesuch kurz mal etwas andere Seiten der Figuren offenbaren darf, was aber keinen tieferen Eindruck hinterlässt, Mardukas hingegen ist der Mann ohne Eigenschaften, dessen Marotten in Sachen gesunde Ernährung und Ängste nun wirklich keine prägenden Charakterzüge sind. So folgt man dem Duo ohne je an ihrem Schicksal interessiert zu sein, lauscht Wortgefechten, die nie so recht zünden, und kann sich nur hin und wieder über komödiantische Treffer freuen, etwa wenn sich Mardukas in einer Bar als FBI-Beamter ausgibt um an Geld zu kommen. Nett immerhin die Running Gags mit der Sonnenbrille des FBI-Agenten Alonzo Mosley (Yaphet Kotto), die dieser ebenso wie seine Dienstmarke an Walsh verliert.

In Sachen Action ist „Midnight Run“ brav und zurückhaltend, allenfalls eine Helikopterattacke auf das Protagonistenduo und eine blechschadenreiche Verfolgungsjagd sorgen für dezente Schauwerte, die jedoch an der wenig dynamischen Inszenierung Brests kranken: Dafür, dass bei einer Hatz Unmengen von Polizeiwagen zu Bruch gehen, lässt das Spektakel doch enttäuschend kalt. Der Gipfel des Ganzen ist dann ein Showdown, der dadurch aufgelöst wird, dass eine Person einen Satz durch einen Flughafen brüllt – das wohl enttäuschendste und unspektakulärste Finale, das man sich für den Film vorstellen kann.
Was „Midnight Run“ immerhin noch halbwegs über die Runden hilft, sind seine Darsteller. Auch in der 08/15-Rolle des Jack Walsh kann Robert de Niro noch Akzente setzen, während Charles Grodin mit komischem Understatement das Beste aus seinem ebenfalls wenig aufregenden Part macht. In den Nebenrollen wissen Joe Pantoliano als Kautionssteller, John Ashton als trotteliger Rivale Jacks, Yaphet Kotto als tougher FBI-Agent und Dennis Farino als fieser Gangsterboss das Niveau des Films anzuheben, was ihnen angesichts des schwachen Drehbuchmaterials recht gut gelingt.

Doch auch die gut aufgelegte Besetzung kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass „Midnight Run“ ein episodisches, sich stetig wiederholendes und wenig aufregendes Routineprodukt ist, dem es an Leben, Spannung und Schauwerten fehlt. Abgesehen von ein paar netten Gags und ein, zwei ganz brauchbaren Actionszenen überzeugt hier ein wenig in dieser überlangen Kopfgeldjägerposse.

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