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Kiyoshi Yamazaki (Kenichi Endo) fickt mit seiner Tochter Miki (Fujiko). Als Reporter ist er auch immer auf der Suche nach authentischen Sozialstudien. Deswegen filmt er, wie sein Sohn Takuya (Jun Muto) von seinen Klassenkameraden gepeinigt und verprügelt wird. Jener lässt seine angesammelte Wut an seiner Mutter Keiko (Shungiku Uchida) aus, die dem praktisch nichts entgegensetzt, außer sich Heroin zu spritzen. Um sich dieses ohne das Wissen ihres Mannes besorgen zu können, schläft auch sie mit fremden Männern. Und so kommt es, dass ein mysteriöser Fremder (Kazushi Watanabe) unsanft in das gebeulte Familienleben platzt und auf vollends unkonventionelle Weise die Familie zusammenbringt.

Schon die erste Szene ist bezeichnend für den Film. Kiyoshi fickt nach einigem Hin- und Herringen seine dreiste Tochter und entlarvt sich selbst als "Schnellspritzer". Die Darstellungsweise ist dabei extrem nüchtern und gewollt unspektakulär mit unsinnig langen Einstellungen und häufig trägem Schnitt. Der gesamte Film versucht so realitätsnah wie nur irgend möglich zu erscheinen. Kein visueller Schnickschnack, bis aufs Äußerste improvisierte Dialoge und japanischer Originalton. Dies ist für die sozialkritische Komponente des Films von enormer Wichtigkeit, da sich dem Zuschauer wohl der Eindruck aufdrängen soll, "Oh mann, das könnte ja vielleicht bald real sein oder so".

Diesen den Film tragenden Aspekt verliert Regisseur Takashi Miike ziemlich plump aus den Augen. Zu häufig verlässt er sich auf die Abartigkeit seines Werkes. Anfangs noch recht naiv, indem eben ein Vater seine Tochter vögelt oder ein Sohn seine Mutter prügelt, später aber immer plakativer, als der Vater dann eine Leiche fickt, der aus dieser herauslaufende Dünnschiss ihm den Eindruck gibt, sie könne noch feucht werden und die daraufhin einsetzende Leichenstarre ihm seinen Allerliebsten einklemmt. Oder wie der Sohn sich ausgiebig in der von der Mutter literweise verspritzten Milch suhlt.

Stellenweise wird der Film sogar noch amüsant: Ausgangspunkt sind der eifrige Vater und der reservierte, ominöse Besucher. Zweiter schützt sich schon mal mit einem Regenschirm vor der durch den Raum spritzenden Milch der Mutter, während der Vater immer alles dokumentarisch festahlten will und andauernd wirres Zeug faselt, sich selbst und die Situation uberspitzt subjektiv beurteilend.

Was bleibt, ist ein diskussionswürdiger Film, der von Sozialkritik und abgedrehter Situationskomik lebt. Der nüchtern-realistische Stil mit der zurückhaltenden Musikuntermahlung ist sehr langatmig, erweist sich aber dennoch als ungemein stimmig. Letzten Endes verkommt "Visitor Q" aber zu einer dürftig aufgezogenen Aneinanderreihung gewollt abstoßender Szenen. Der ganze Part um die Tochter ist zum Beispiel einfach nur schlecht integriert. Der Schluss hingegen ist im aufgebauten Filmuniversum wirklich gelungen!

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