Nachdem Devil Man: The Birth eine Einführung in die widernatürlichen Gesetze der Dämonenwelt gegeben hat, setzt The Demon Bird ohne Umschweife an einem späteren Zeitpunkt an, hält sich jedoch nicht lange mit dem inneren Konflikt Akira Fudohs zwischen Menschlichkeit und Dämon auf. Abermals scheint ein wenig die Verwandschaft zu H.P. Lovecraft durch, wenn Akira die Grenze zu der Anderswelt übertritt oder Wesen aus dieser ihn einholen.
Wenige Worte widmen sich der bedrohlichen Überbevölkerung, welche besonders in der Enge japanischer Metropolen spürbar ist. Es wird quasi als ein Paradoxon ausgelegt, daß Menschen Vernichtungswaffen besitzen, um Menschen zu töten und die Dämonen nur lauern, um sich ebenfalls dieser Aufgabe anzunehmen. Nur gegen die Monster fehlt es dem Menschen an Verteidigungsmitteln. So wird die globale Bedrohung der Science-Fiction auf die Erde transponiert und die Bedeutung eines grenzlosen Zusammenhalts zwischen den Zeilen suggeriert, während Devil Man derweil die Last auf seinem Rücken trägt.
Zeichnerisch gereifter bietet Devil Man: The Demon Bird im Wesentlichen nur eine Weiterführung der Superheldenlinie. Sicher birgt die Gefahr, welche auf der Menschheit und insbesondere auch der Akira vertrauten Personen lastet, eine bedrohliche wie apokalyptische Grundstimmung, der man jedoch nicht ganz gerecht werden kann. Zu sehr konzentriert man sich auf die Kampfhandlungen Akiras gegen die Dämonen, was in einem überlangen Gefecht mit einem Hauptgegner, dem barbusigen Greifenwesen Silene, gipfelt.
Auch dies ist wieder nur ein Ausschnitt der Manga Storyline, wo es der Devil Man eben regelmässig mit solchen Superbösewichten zu tun bekommt. Mit einem offenen Ende bringt Devil Man: The Demon Bird so schließlich einges an Action auf den Schirm, die Geschichte aber nur wenig vorwärts.
Gerade das ungenutzte Potential einer surrealen Horrorschau, die ja immer mal wieder angerissen wird, läßt hier zu Wünschen übrig. Der Vorteil allerdings ist, daß sich der Zuschauer nach dem Genuß des ebenfalls in Europa erhältlichen Devil Man: The Birth den Einstieg in diese OVA erleichtern kann. Für sich mag Devil Man: The Demon Bird wie ein fragmentiertes Werk eines Wahnsinnigen wirken. In der Reihenfolge besehen geben die beiden Filme immerhin ein zusammenhängendes Spektakel ab, was auch der Grund dafür sein dürfte, daß eine Videoneuauflage und die später veröffentlichte US-DVD beide OVAs der Einfachheit halber vereinen.
Ich muß ehrlich zugeben, daß mir die Devil-Man-Reihe vor gut 15 Jahren, als Anime noch ein zu entdeckendes Neuland unfaßbarer Phantasiewelten war und die Mädchen in den Matrosenkleidchen nicht auf 3 Kanälen gleichzeitig um die Wette quikten, noch etwas mehr gegeben hat. Da muß ich dann ungefähr in dem Alter gewesen sein, welches die OVAs als Zielgruppe ansprechen sollen.
Nicht nur fällt auf, wie im ersten Teil der kümmerliche Junge zu seinen Superkräften gelangt. Auch hier bedient man sich der typischen Superheldenpsychologie, die Träumen, Nöten oder Ängsten eines Teenagers nahekommen. Wenn dann der physisch wie geistig gestärkte Protagonist seiner heimlichen Liebe gegenüber nicht nur die Schüchternheit ablegt, sondern seine Prinzessin schließlich wie der edle Ritter vor den bösen Dämonen retten und die selbstverständlich nackte Maid auf seinen Händen aus der Gefahrenzone tragen darf, liegt diese Unterstellung auf der Hand. Manchmal ist Anime eben doch wirklich für die Jüngeren, auch wenn die krude Form zu hinterfragen bleibt.