Es ist schon eine Weile her, als ein kleiner deutscher Kurzfilm für Aufsehen sorgen sollte. "Staplerfahrer Klaus", der gorige Fake-Lehrfilm zum Thema "Wie bediene ich meinen Gabelstapler richtig?", wurde weltweit bekannt, erhielt duzende Preise und war auch in der Gunst von Kritikern und Publikum hochrangig beliebt. Vor allem die heftigen Splatterszenen hatten es in sich, die so humorvoll verpackt wurden, dass man die ganze Zeit wirklich sein dreckiges Vergnügen daran haben konnte. Doch seit einiger Zeit geistert nun ein neues Fun-Splatter-Kurzfilm durch die Filmhaushalte. "Bagman: Operation Massenmord" heißt ein kleines kanadisch-französisches Amateurfilmchen, das den Klaus wie einen Kindergartenfilm wirken lassen soll. Von der FSK mit einem gütigen FSK 16-Siegel bedacht, könnte man daran erst einmal seine Zweifel haben. Doch nach Ansicht des Films ist klar, "Staplerfahrer Klaus" kann einpacken, zumindest was den Gore-Faktor angeht.
Denn "Bagman" ist wirklich die neue Splatter-Granate in Sachen Kurzfilme. Die "Story" ist dabei schnell erzählt und natürlich nur als Aufhänger zu gebrauchen. Es geht um eine junge Frau, die einem Polizisten am Krankenbett erzählt, dass sie von einem verrückten Killer mit einer Papiertüte auf dem Kopf gejagt wird. Auf ihrer Flucht trifft sie dabei auf eine Hip-Hopper-Gang, welche vom besagten Killer nur allzu bald in ihre Einzelteile zerlegt wird. Und das Blutbad nimmt seinen Lauf... Ganz klar, "Bagman" kümmert sich von Anfang an einen Scheiss darum, was man alles um den Splatter drumherum aufbauen könnte. Ehrlich und ohne verlogene Einzelheiten, zeigen die Macher von Anfang an, auf was es ihnen ankommt. Nämlich das wohl größte Blutbad anzurichten, dass es je in einem Kurzfilm gegeben hat. Sprich wer hier mehr als reine, blutige Unterhaltung sucht, der ist schlichtweg am falschen Platz und wird mit einem großen Stinkefinger schon von Anfang an in den Arsch getreten.
Also legen wir sofort die Konzentration auf das Gematsche und bleiben 20 Minuten wie erstaunt zurück, mit was für Ideen die französischen Kanadier hier auftrumpfen. Angefangen bei den üblichen Gore-Effekten, wie das Abhacken jedweder Gliedmaßen, über das Verspritzen von Dutzenden Litern Kunstblut, die selbst so manchen Splatterfilm aus Asien alt aussehen lassen, bis hin zur völligen Zweckentfremdung eines Regenschirms, gibt es hier wirklich dutzendfach Treffer auf die 12 und wer auch nur ein Fünkchen an guten Geschmack besitzt, wird diesen spätestens hiernach endgültig verloren haben. Bagman schlitzt, hackt, bombt und sägt sich durch ein derart großes Potporie an blutigen, matischen, gorigen Spezial Effekten, das so manchen Profisplatterstreifen von heute wie ein kleines flackerndes Lämpchen wirken lässt. Amateure sind halt manchmal doch die besseren Blutvergiesser.
Des weiteren spürt man dem Film auch in jedem Moment an, dass er von Machern in die Welt gesetzt wurde, die sich mit dem Horror- und Splattergenre wirklich bestens auszukennen scheinen. Bagmans Papiertüte über dem Kopf weist sicher nicht nur rein zufällig auf Jason aus "Freitag der 13 Teil 2" hin, die Splatterszenen erinnern in ihrer Derbheit nicht nur einmal an "Braindead" und auch sonst werden so einige Klischees bekannter Horrorfilme liebevoll aber mit voller Power durch den Kakao gezogen. Mit ein bisschen mehr Kohle könnten die Jungs vielleicht wirklich mal etwas Größeres auf die Beine stellen. Ein richtiger "Bagman"-Film soll für den DtV-Markt wohl schon in Arbeit sein. Wir sind gespannt.
Fazit: Die Partygranate für alle, die es etwas derber lieben und schon an "Stapelfahrer Klaus" ihre Freude hatten. "Bagman" ist eine knapp 20 minütige Splatterodysee, die zu keiner Sekunde vorgibt etwas Anderes zu sein als perverse Unterhaltung und gerade deshalb so enorm viel Spaß macht. Wer immer Story, Anspruch und Sinn hinter einem Blutbad braucht, und dadurch wohl auch schon an Klaus scheiterte, der wird auch mit "Bagman" nicht glücklich werden. Wer aber die Gabe besitzt, sich auch mal nur an einem riesigen Fass unglaublich gut gemachtem Amateur-Splatter zu erfreuen, das trotz der kurzen Laufzeit so prall gefüllt ist, das es schon überquillt, der sollte sich "Bagman" nicht entgehen lassen!
Wertung: 7,5/10 Punkte (inkl. Genre-Bonus)