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"Drei Leben und ein Tod" ist der dt. Titel des Films, der drei Episodengeschichten in einer Rahmenhandlung ansiedelt und auf allen vier Ebenen einen großartigen Marcello Mastroianni zu bieten hat, welcher noch im selben Jahr verstorben ist. Der in Chile geborene Ruiz erzählt in diesem (seinem wohl bekanntesten) Werk vier geschickt verschachtelte Geschichte ganz in der Tradition des Surrealismus.
In der ersten Episode verlässt ein Mann das Haus um Zigaretten zu kaufen, gerät dabei jedoch an einen älteren Herren (Mastroianni) mit dem er ein Gespräch beginnt und folgt ihm gar in dessen Wohnung. Dort erklärt dieser ihm, er sei der erste Ehemann seiner Frau, die er vor 20 Jahren verlassen habe um diese wenige Schritte entfernte Wohnung zu beziehen; Feenwesen hätten in dieser neuen Wohnung in wenigen Minuten die 20 Jahre seines Lebens verschlungen. Dann schlägt er seinem Gast einen Hammer in den Kopf und sucht dessen bzw. seine Frau auf die ihn kein bisschen irritiert begrüßt.

In der zweiten Episode beschließt ein Professor (Mastroianni) Penner zu werden (das ist heutzutage zumindest in Deutschland ja fast tatsächlich lukrativer geworden), sehr zum Unwillen seiner Mutter. Auf der Straße bettelt er zu festgelegten Geschäftszeiten und akzeptiert nur Dollar. Seine Mutter ist beruhigt als sie erfährt dass er genausoviel verdient wie zuvor an der Universität (Ich sagte ja, es ist fast lukrativer...). Bald darauf lernt er eine Prostituierte kennen, die auf Wunsch ihres wohlhabenden aber ein wenig perversen Mannes auf die Straße geht. Der ehemalige Professor liebt sie zwar und sie erwidert diese Liebe, aber als er bemerkt, dass sie Carlos Castaneda liest kann er ihr dies unmöglich verzeihen.

In der dritten Episode zieht ein junges Paar (den weiblichen Part spielt Mastroiannis Tochter Chiara) in ein geerbtes Anwesen, muss aber den Butler (Mastroianni) behalten. Dieser wird jedoch nur tätig sobald sie ein bestimmtes Glöckchen bedienen, das er immer häufiger versteckt.

Dann beginnt eine vierte Episode, die sich bald als alle Episoden verknüpfende Rahmenhandlung entpuppt: Ein Geschäftsmann (Mastroianni) hat Probleme: Er hat sich eine andere Familie ausgedacht und die hat vor ihn zu besuchen. Sein Psychiater ist davon nur begeistert. Auf der Straße schenkt ihm der 8jähige Carlos eine Pistole, während unweit davon entfernt in einem Restaurant verschiedene Frauen (aus den diversen Episoden) auf ein und denselben Mann warten. Der bewaffnete Geschäftsmann erscheint, es folgt eine wüste Schießerei, danach schreitet er auf die Straße und wir erfahren, dass er und der junge Carlos sowie der ehemalige Professor, das Opfer der Feenwesen und der seltsamer Butler allesamt Personen innerhalb eines Schizophrenen waren.

Raul Ruiz hat ein großartig phantasievolles Werk geschaffen, das unheimlich viele interessante Details beherbergt (etwa die seltsamen Beziehungen der verschiedenen Persönlichkeiten zu Castaneda, Kastanien oder Campanello (= Glocken); alles ähnlich klingende Wörter auf die die multiple Persönlichkeit je nach vorherrschender Identität anspringt) und zudem formal grandios gestaltet ist: so arbeitet Ruiz häufig mit Spiegelungen innerhalb von Spiegelbildern oder scheinbar im Raum schwebenden Bildern die sich dann als bloß an einen Spiegel befestigte Gegenstände entpuppen, so dass der Zuschauer dermaßen die Orientierung in den Räumlichkeiten verliert, dass es beinahe schon Kopfschmerzen erzeugt. Zudem weiß Ruiz durch einen äußerst intelligenten Humor zu befriedigen in dem sich die surrealistischen Anleihen stärker finden lassen als in den Bildern.
Der Film war ein grandioser Erfolg bei der Kritik und brachte Ruiz und zum letzten Mal auch Mastroianni viele Lobpreisungen ein.
8/10

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