Ein ganz netter Film bis zu dem Zeitpunkt, wo die Schlacht zwischen Römern und "den" Germanen anfängt. Und das ist halt schon am Anfang. Dann kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus über die Dummheit, mit der man durch diesen Markstein des amerikanischen Trivialstkinos konfrontiert wird. Ridley Scott wäre lieber mit Sigourney Weaver im Weltall geblieben und hätte gegen H. R. Gigers Schleimpfützen gekämpft, statt diesen Hochglanz-Schwachsinn abzuliefern. Die dümmsten Sprüche kommen gleich am Anfang von dem Feldherrn, der Maximus (wie auch sonst? Aber warum nicht gleich Multimegamaximus?) heißt: "Ein Volk muß wissen, wann es besiegt ist." Ja, was für ein Volk denn? Die Germanen waren zur Zeit der römischen Kaiser nicht ein Volk, sondern eine lose Einheit von Stämmen, die teilweise sehr wenig miteinander zu tun hatten. Falls hier nur ein einziger Stamm gemeint ist, können die Römer sich kaum so viel auf den Sieg einbilden, wie sie es hier tun. Die Germanen als Gesamtheit wurden nie von den Römern besiegt, das hat man nach der Niederlage gegen Arminius im Jahre 9 aufgegeben und deshalb später den sogenannten Limes errichtet, wie man im Geschichtsbuch nachlesen kann. Sonst hätte die Germanen wohl kaum später Rom plattmachen können. Na gut, ich schweife ab. Ebenso dämlich geht es weiter: Nachdem der Obergermane heldenhaft von hinten erschlagen wurde und auch der letzte der Barbaren über die Wupper gegangen ist, schreit Maximus (zumindest in der deutschen Fassung): "Roma victa!"="Rom ist besiegt!" Aha, wohl nicht im Lateinbuch nachgeschlagen, was? Oder wird hier schon auf das Endergebnis dieses Films angespielt? Auf diesem Niveau geht es weiter und weiter. Der ach so geniale Soundtrack von Hans Zimmer ist bei Wagner geklaut, die Rombilder von Leni Riefenstahl abgepaust. Unsympathisch wirkt Altmeister Oliver "Ich pack dir an den Sack" Reed ebenso wie Proteinstulle Ralf Moeller. Joaquin Phoenix als Commodus kann da schon eher meine Sympathien gewinnen, denn wo die Guten stupide Kampfmaschinen sind, punkten die Bösen. Obwohl: der Kaisermord war in "Caligula" von Tinto Brass (sowieso der bessere Film...) besser dargestellt. Daß Russell Crowe durchweg primitiv und dümmlich wirkt, daran ändern auch die unsäglich kitschigen Bilder nichts, wo er sich zum unerträglichen Ethno-Gejodel von Lisa Gerrard in wogenden Kornfeldern ergeht. Der Geschichtsbezug bleibt weiterhin schwach: die Senatoren zum Beispiel haben Namen, die halt irgendwie römisch klingen; daß es im Lateinischen Vornamen, Familiennamen und Beinamen gibt, interessiert hier gar keinen. Hätte nur noch gefehlt, daß einer von denen Cäsar heißt, oder Schwanzus Longus. Daß Commodus in der Arena stirbt, ist auch eine, vorsichtig gesagt, etwas sensationslüsterne Idee.
Um eins richtigzustellen: ein solcher Film muß natürlich keine Geschichtsstunde sein. Aber was hier geboten wird, ist nicht eine dramaturgisch erforderliche Vereinfachung, sondern schlichtweg Unsinn. Die hier gebotene Mischung aus brutaler Gewalt und triefendem Kitsch beim Fehlen jeglicher Selbstironie mag dem Geschmack vieler Leute entsprechen, aber ich schaue mir da lieber die guten alten Romschinken aus Italien an. Eine schlechte Idee und ein dämliches Drehbuch können bei entsprechend billiger Machart ganz sympathisch wirken. Wenn jedoch Abermillionen an die Ausstattung eines Films verschwendet werden und das Drehbuch ist immer noch auf dem Niveau von "Herkules und Frankenstein gegen Godzilla", dann ist das nur noch zum Wegschauen. Und allein dafür, daß viel Geld verschwendet wurde, sollte es eher noch Minus- als Achtungspunkte geben.
Wie sagt doch noch dieser dunkelhäutige Typ am Ende des Films: "Wir sehen uns wieder, aber noch nicht, noch nicht". Tja, wenn das mit dem Wiedersehen schon sein muß, dann wenigstens nicht so bald.