Im Jahre 2000 n. Chr. Geb. machte sich ein versierter Hollywood - Regisseur namens Ridley Scott, der seinerzeit Klassiker wie "Alien" vorgelegt hatte, in neuerer Zeit aber mit Machwerken wie "Hannibal" oder "Die Akte Jane" in seiner Leistung schwächeln sollte, daran, das seit Jahrzehnten faktisch ausgestorbene Genre des historischen Muskel- und Sandalenfilms wiederzubeleben.
Im gewissen Maße gelingt dies Scott, doch sein Werk ist weit davon entfernt, als ausgereift oder vollendet bezeichnet zu werden.
Auch kann es kaum in einem Atemzug mit den wegweisenden und anspruchsvollen Klassikern des Monumentalfilms, "Spartacus" und natürlich "Quo Vadis", genannt werden.
Die Filmcrew verstand es sehr wohl, in "Gladiator" ein wenig des Flairs und der Atmosphäre des alten römischen Imperiums wiederauferstehen zu lassen. Dazu werden ( vielleicht nicht immer authentische, aber stets ) passende Kulissen und ausschweifende Computeranimationen zur Re-Kreation des alten Rom und seiner Bauwerke bemüht, was schon recht beeindruckend ist, auch wenn des öfteren die Künstlichkeit vieler Umgebungen auffällt.
Die Hauptprobleme des Streifens gestalten sich aber in anderer Form:
Die Geschichte ist weit zu simpel, um als anspruchsvoll oder innovativ gelten zu können, sie will auch keine historischen Chronologien präsentieren, sondern dient einzig dem Zweck, mit deutlichen Versatzstücken aus Kubricks "Spartacus" im Rahmen einer kaum überraschenden Rachestory möglichst viele Aufhänger für Antik-Action mit Gladiatorenkämpfen, Schwertduellen etc. zu liefern.
So bleibt die Gesamthandlung mit all ihrer teilweisen Klischeehaftigkeit auch ziemlich vorhersehbar.
Gewürzt mit ein wenig antiker Pseudo - Polithandlung, die wohl irgendwie aus "Quo Vadis" entlehnt werden wollte, um den Kaiser und seine Intrigen, schon ist er fertig, der Neo - Monumentalschinken.
Für einen Popkultur - Oscar der heutzutage leider fragwürdigen Vergabedisziplin reicht das, einen wirklich hervorragenden Film mit Zeug zum Klassiker zeichnen allerdings wahrlich andere Spezifika aus.
Hier herrscht handlungstechnische Eintönigkeit mit wenig Überraschungen und Innovationen vor, dafür halt spektakulär:
So kämpft sich unser Protagonist Russell Crowe ( weitaus überzeugender in war er u.a. in "L.A. Confidential" und "A beautiful Mind" ) nach der beeindruckenden und im Vergleich zum restlichen Film wesentlich besseren Anfangsschlacht - Sequenz durch ein Gladiatorenkampfszenario zum nächsten; in der neuen Ridley-Scott'schen Stilprägung mit wenig effektiv zu sehender und viel angedeuteter Gewalt, schnellen Schnitten, ultraruckelnder Kamera und "hektischen" SloMo - Zusammenschnitten sind die Antik-Fights gewöhnungsbedürftig und wirklich Geschmackssache. Meiner Ansicht nach verhindert Scotts Selbstverliebtheit in seine vermeintlichen stilistischen Exzesse und Inszenierungskünste ein spannenderes Flair bei den Kämpfen und gerade beim Showdown eine epischere Note; nun ja...
Die Besetzung ist soweit OK, bei weitem aber nicht herausragend; klar, Crowe macht seine Sache gut, auch wenn er selten wirklich emotional spielt, sondern nur Tendenzen in seinem Ausdruck ändert, aber Joaquin Phoenix als postpubertierender Kaiser auf der Schwelle zur dunklen Seite der Macht... ( - ups, falsches Franchise, sorry... - ) hat mich nicht im geringsten überzeugen können.
Von den Nebendarstellern ist eigentlich in Sachen Präsenz und Unaustauschbarkeit nur der legendäre Richard Harris zu erwähnen, dessen Charakter aber bereits zu Beginn des Streifens das Zeitliche segnet; über die deutsche Spacko-Fresse Ralph Moeller mit dem Null-IQ möchte ich wirklich nicht reden, aber scheinbar konnte er hier mehr Anhänger gewinnen als zuvor in seiner Karriere, obwohl er doch hier nichts anderes zu tun hat als in der lächerlichen "Conan" - TV-Serie; hm...
Die Musik von Altmeister Hans Zimmer ( u.a. Soundtrackkomponist von "The Rock", "Crimson Tide" und "Broken Arrow" ) ist gewohnt souverän und gut, andererseits aber auch kein Highlight seines Schaffens, da er über große Teile des Films nur bekannte Themenabfolgen seiner Werke variiert und kaum wirklich kompositorisch neues zu hören ist.
Tja, damit komme ich zum Fazit:
"Gladiator" ist, qualitativ anzusiedeln eher auf dem Level der alten "Pompeji" und "Koloss von Rhodos" - Schinken, sicherlich ein unterhaltsames und actionreiches, stimmungsvolles Revival des Historienfilms, bei dem sich aber sicherlich nicht die nötige und oft hineininterpretierte Tiefe zeigt, die die bereits oben genannten klassischen Monumentalwerke und damit Maßstäbe ausmachen. Wer auf antike Action Wert legt, ist hier ganz gut bedient, fragt man nach historischer Charakterisierung und stilistischen Raffinessen, enttäuscht "Gladiator" und es muss zu den Klassikern gegriffen werden.