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Der beliebte Feldherr Maximus, gespielt von Russel Crowe, wird vom Imperator des römischen Reiches als dessen Nachfolger auserkoren und erhält den Auftrag, Rom wieder in die Hände des Senats zu legen und damit eine römische Republik zu begründen. Allerdings wird der Kaiser von seinem eigenen Sohn, gespielt von Joaquin Phoenix, ermordet, der nun die alleinige Herrschaft über das Imperium Romanum übernimmt. Aus Eifersucht lässt er die Familie von Maximus töten, der jedoch selbst entkommen kann. Maximus, nun ein Sklave, steigt in schnellster Zeit zu einem der besten Gladiatoren Roms auf und will seine Rache mit aller Macht bekommen.

Ridley Scott ist definitiv der handwerklich versierteste Regisseur in Hollywood, was er mit seinen bildgewaltigen Kultfilmen "Alien" und "Blade Runner" bereits sehr früh unter Beweis stellen konnte. In den 90ern waren seine Inszenierungen gut wie eh und je, dennoch scheiterten die meisten seiner Projekte aus anderen Gründen, so gab es von Scott sehr lang keinen wirklich guten Film mehr zu sehen, nur Mittelmäßiges wie "1492" oder "Die Akte Jane". Mit "Gladiator" meldete sich Scott jedoch zurück, gewann den Oscar für den besten Film, sowie für die beste Regie, revolutionierte den gesamten modernen Monumentalfilm und rief dutzende Nacharmer wie Oliver Stone mit "Alexander" oder Wolfgang Petersen mit "Troja" auf den Plan. Zudem befand sich Scott nach "Gladiator", motiviert durch das enorm hohe Einspielergebnis und den Oscar-Gewinn auf seine alten Tage auf dem Höhepunkt seines Schaffens und lieferte seit 2000 mit "Black Hawk Down", "Tricks" und "American Gangster" einige überaus gelungene Filme ab und bringt immer noch in regelmäßigen Intervallen gewohnt gute Arbeiten in die Kinos.

Von der ersten bis zur letzten Minute hat man bei "Gladiator" das Gefühl, etwas wirklich Großes, Gewaltiges zu sehen, da Scott mal wieder sein enormes Talent und seine Routine aufblitzen lässt. Aus seinem stattlichen Budget von 100 Millionen Dollar holt Scott wirklich alles heraus. Die Kulisse des alten Roms ist hervorragend gelungen und perfekt in Szene gesetzt, die Innenstatt Roms, der Senat, bis hin zum Kolosseum, das hier im Film noch beeindruckender wirkt, als in der Realität, einfach alles ist monumental und bildgewaltig, und entspricht den modernsten technischen Maßstäben Hollywoods. Dasselbe gilt auch für die opulente Ausstattung, die definitiv nicht besser sein könnte. Die Action-Szenen sind abwechslungsreich und ebenfalls gekonnt inszeniert und geben dem optisch berauschenden Meisterwerk, bei dem man im Prinzip nur zusehen und staunen kann, den letzten Schliff. Die Schlachtszenen am Anfang, die Kämpfe in diversen Arenen, bis hin zum Kolosseum sind ebenfalls makellos gelungen und sehr gut dosiert und sind in ihrem hohen Maß an Brutalität zudem sehr konsequent.

Nach "Black Rain" und "Thelma and Louise" ist "Gladiator" eine weitere sehr gelungene Zusammenarbeit von Scott mit Kultkomponist Hans Zimmer, der zu einem perfekten Film den perfekten Score liefert. Die dramatischen Momente sind mit bewegenden und ruhigen Klängen unterlegt, die Action-Szenen mit geladener Spannungsmusik und, passend zur Story, mit einer Menge Pathos.

Das Erzähltempo hält Scott genau richtig. Anfangs lässt er sich zwar viel Zeit für seine Exposition und dem einen oder anderem mag diese auch zu lang erscheinen, aber dafür ist es der Charakterkonstruktion sehr dienlich. Im Mittelteil lässt sich Scott weiterhin ausreichend Zeit für sein Meisterwerk, anders als bei "Alexander" wirkt der Film dabei aber zu keinem Zeitpunkt uninteressant und zäh, erweckt aber auch nicht den Eindruck, er sei kurzweilig. Kurz vorm Finale ist das Tempo dann möglicherweise ein bisschen zu langsam, Spannung und Dramatik baut Scott dennoch immer weiter auf und rettet sie auch über die kleineren Längen hinweg und auf die Ruhe vor dem Sturm folgt ein Finale, dass an Dramatik und Spannung nicht zu überbieten ist. Darüber hinaus gelingt Scott hier der Spagat zwischen mitreißenden Heroismus und leicht übertriebenen Pathos hervorragend, so hat das Ende keinen faden Beigeschmack und überzeugt ebenfalls voll und ganz, vor allem wegen der enormen atmosphärischen Dichte, die Scott aufbaut, der man sich als Zuschauer kaum entziehen kann. Es bleibt eine unterm Strich perfekte Inszenierung, die vollkommen zu Recht mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

Die Charakterkonstruktion ist mehr als gelungen, der psychisch labile und verschlagene Vatermörder Commodus handelt einerseits rücksichtslos und brutal, dennoch sind die Enttäuschung und der Hass, die ihn antreiben anschaulich dargestellt und jede seiner Aktionen nachvollziehbar. Die Hauptfigur ist nach dem typischen Schema eines tragischen Helden gestrickt und zieht die Sympathie, sowie das Mitgefühl des Zuschauers durchaus auf sich. Die Dialoge sind geschliffen, poetisch formuliert, kommen dem aufgebauten Pathos zu Gute und passen damit hervorragend in den Film, ohne übertrieben martialisch zu wirken. Die Handlung als solche ist unvorhersehbar, selbst am Ende, wenn einen als Zuschauer so allmählich das Gefühl beschleicht, dass doch noch ein Happy End in Sicht ist, hält Ridley Scott noch einmal ein paar Überraschungen bereit, wobei die Handlung nach hinten hinaus ein wenig wirr wirkt, aber angesichts der zahlreichen Stärken des Films sollte man die kleinen Storyschwächen und die daraus resultierenden Längen kurz vor dem grandiosen Finale verzeihen können.

Dass der Film historisch nicht sonderlich korrekt sein kann ist offensichtlich und Anspruch auf historische Authentizität erhebt der Film sowieso nicht, zumal bekannt ist, dass Ridley Scott historische Ereignisse, wie in "1492" geschehen und später in "Königreich der Himmel" ebenfalls getan, zu Gunsten eines dramaturgisch geschickten Aufbaus gern abfälscht. Die Figuren entsprechen zwar ihren historischen Vorbildern, aber das war dann auch schon der einzige Bezug zur Realität. Im Prinzip ist dies aber auch egal, da die Darstellung der römischen Gesellschaft und der Regierung sowieso viel wichtiger ist und das gelingt hier ziemlich gut. Die Charaktere stellen unterschiedliche Ideen, Facetten des alten Roms dar, das einerseits enorm zivilisiert war, andererseits aber auch korrupt und verschlagen. Die verschiedenen Ideen von Rom, das immer zwischen Imperium und Republik schwankte werden dabei aufgezeigt und so ist "Gladiator" als Geschichtsstunde zumindest im Ansatz geeignet und muss sich auch hier nicht hinter "Ben Hur" oder "Spartacus" verstecken.

Russel Crowe, der zuletzt in "Die Insider" brillierte und bereits in "L.A. Confidential" sein Talent zeigte, ist hier in der besten Rolle seiner Karriere zu sehen, für die er vollkommen zu Recht den Oscar gewann. Darstellerisch macht er sich als tragischer Held hervorragend, zeigt in den Kampfszenen physische und psychische Stärke, zeigt sich in den dramatischen, emotionalen Momenten aber auch verletzlich und mitleidserregend. Mit "A beautiful mind" und "Master & Commander" zeigte er sich auch in den Folgejahren von seiner besten Seite. Nach "8mm" brilliert auch Joaquinn Phoenix erneut. Er spielt die Rolle des herrschsüchtigen Commodus beängstigend gut, liefert ein perfektes Feindbild ab und bietet Crowe somit Paroli. Auch der restliche Cast ist nahezu perfekt, Connie Nielsen liefert als Commodus` Schwester die beste Leistung ihrer Karriere ab, Oliver Reed ist als ehemaliger Gladiator sehr charismatisch, Djimon Hounsou überzeugt als Gladiator mit einer sehr intensiven Vorstellung und auch Ralf Möller spielt überzeugend.

Fazit:
Ridley Scotts Meisterwerk fesselt über die volle Laufzeit mit der bildgewaltigen Inszenierung, der opulenten Ausstattung, den überragenden Action-Szenen, sowie dem starken Score von Hans Zimmer. Zudem baut Scott permanent Spannung und Dramatik auf, die er im Finale bestens entlädt. Da auch der Cast brilliert ist "Gladiator" einer der besten Monumentalfilme aller Zeiten und ein muss für jeden, der gern gute Filme sieht.

97%

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