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Nach dem Drehbuch von David Franzosi (King Arthur, Amistad) setzte Regisseur Ridley Scott (Blade Runner, Black Rain) dieses opulente Historiendrama in Szene. Das anscheinend hohe Budget von über 100 Millionen Dollar wurde größtenteils für die großartige Ausstattung ausgegeben. Trotzdem bleibt "Gladiator" für mich ein überschätzter Film, das liegt vielleicht auch da dran, dass ich dem Thema Historienfilm nicht so zugewand bin.
Für Hauptdarsteller Russell Crowe war dieser Film ein wichtiges Ereignis in seiner Filmkarriere. Er hatte schon vorher tolle Auftritte, man nehme nur mal "L.A. Confidential", was meiner Meinung nach immer noch sein bester Auftritt bis heute ist. Doch erst durch "Gladiator" wurde er in die hohe Rige aufgenommen und kassiert heute Gagen von über 20 Millionen Dollar pro Film.

Mit dem römischen Kaiser Marcus Aurelius (Richard Harris) geht es zu Ende. Daher bittet er den zum Helden degradierten Feldherren Maximus (Russell Crowe) sein Nachfolger zu werden, um über das römische Reich zu herrschen. Doch das sieht Commodus, der Sohn von Marcus, gar nicht gerne. Er selbst will Kaiser werden und lässt Maximus verhaften, an einen fernen Ort bringen, um ihn hinzurichten. Doch Maximus kann entkommen. Commodus zieht derweil mit seiner Schwester Lucilla (Connie Nielsen) in Rom als Kaiser ein und gibt auch den Befehl Maximus Sohn und Frau zu töten. Maximus kommt leider zu spät und wird obendrein von Sklavenhändlern gefangengenommen. Dadurch lernt er den alten Gladiator Proximo (Oliver Reed) kennen, welcher es ihm ermöglicht, im großen Kolosseum in Rom zu kämpfen. Dort inszeniert Commodus Spiele für das Volk. Mit seinem Willen zu siegen und seiner Barmherzigkeit zieht Maximus das Volk auf seine Seite. Seine Rache an Commodus hat begonnen.

Da sieht man mal wieder, dass Scott sich in jedem Genre heimisch fühlt und auch inszenieren kann. Waren seine Welten früher immer sehr düster, so offenbaren sich dem Zuschauer hier prachtvolle Bilder. Die wirklich authentische Ausstattung, wie Kostüme, Bauten sind eigentlich das Beste am ganzen Film. Hier mussten ganze Sets nachgebaut werden, unter anderem das große Kolosseum. Obwohl "Gladiator" eher ein trauriger Film ist, taucht in Scott stets in schöne Bilder von Sonnenauf- oder Untergängen, endlose Weiten grüner Steppe, oder grandiose Stadtbilder. In die Kulissen floss auch ein Großteil des Budgets. Der Score teilt meinen Geschmack in zwei Hälften. Einerseits wird wirklich brillante Kampfmusik geboten, andererseits sind einige Melodien sehr triefig.
Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen suchte sich Scott eine sehr prominente und passende Besetzung aus. Russell Crowe macht hier einen tollen Job. Die Rolle des kernigen und sympatischen Maximus steht ihm ausserordentlich gut, kein Wunder, dass ihn seine Einheiten so mochten. Joaquin Phoenix ist abartig fies und bringt seinen Charakter, welcher nach der Liebe seines Vaters giert, perfekt zur Geltung. Da kann Connie Nielsen nicht ganz mithalten, obwohl auch sie eine respektable Leistung erbringt. Der alte Hase Oliver Reed, Muskelprotz Ralf Moeller und Djimon Hounsou sind mit Nebenrollen betraut worden. Daneben hat noch Sven-Ole Thorsen einen Miniauftritt als unbesiegter Gladiator. Eine tolle Besetzung, bis in die Nebenrollen, womit nicht alle Historienfilme glänzen können.

Über die Story kann man sich auch nicht beschweren, vielleicht hätten ein paar überraschende Wendungen gut getan, aber über die gesamte Lauflänge hinweg baut Scott eine solide Spannung auf. Leider ist die Action nicht zahlreich genug vorhanden, um Längen zu vermeiden. Man versucht hier sich um zuviele Charaktere gleichzeitig zu kümmern. Maximus, Commodus und Lucilla stehen im Mittelpunkt, jedoch bekommen auch andere Parteien, wie zum Beispiel Proximo massig Screentime. Einige Dialoge hätte man eindeutig weglassen können, die damalige Liebesbeziehung zwischen Lucilla und Maximus interessiert Niemanden. Auch bei manchen Phrasen kann man sich nur an den Kopf langen, man nehme nur mal die Motivierungsversuche von Maximus an seine Einheiten, dann dieser nervige Kitsch wenn man sich über den Himmel unterhält, dass man endlich mit seiner Familie wieder vereint ist. Genau solche Dinge nagen an der Glaubwürdigkeit und an der Ernsthaftigkeit eines solchen Films. Zudem wird den gängigen Klischees entsprochen. Wie der Film ausgeht, kann sich der Zuschauer schon denken, auch hier hält man sich an das Heldenkonzept und drückt nochmal kräftig auf die Tränendrüse.
Die wenige Action kann sich gut sehen lassen, leider wurde bei den Kämpfen oft extrem schnell geschnitten, so dass man nicht jedem Geschehen lückenlos folgen kann. Zu Anfang gleich eine ausgiebige Schlacht mit tollen Kampfszenen, aber die Kämpfe in der Arena gefielen mir noch besser. Da fährt man mit Streitwagen auf, schießt mit Pfeilen und sticht mit Lanzen nach den Gladiatoren, auch Tiger lässt man auf Maximus los. Hier lässt Scott auch die Brutalität sprechen, denn es spritzt einige Male literweise das Blut. Man schlachtet sich gegenseitig mit den unterschiedlichsten Waffen blutig ab, dagegen fällt der Showdown mehr als schlapp aus. Aber die Menge der Actionszenen reicht einfach nicht aus, dafür ist der Film mit seinen 143 Minuten Lauflänge zu lang geraten.

Hält in meinen Augen nicht das, was er verspricht. Es tuen sich doch einige Längen auf, dafür ist die Ausstattung, nebst Darsteller wirklich brillant.

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