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Russell Crowe als Gladiator in der Wiedergeburt des Sandalenfilms.

Es gibt manchmal, und das ist selten, Filme, die einem zunächst nicht gefallen, dann aber zusehends besser werden, abhängig auch von der eigenen Gemütslage. Das ist wie mit Wein, so manch ein junger Tropfen taugt nur zur schnellen Erfrischung, läßt man ihn aber liegen, wird vielleicht mal ein edler Trunk daraus. „Gladiator“ gehört in diese Kategorie, denn erst nach langer Zeit ist der Autor dieser Zeilen mit dem Film wirklich warm geworden, gut so, denn ansonsten wäre nur eine Wertung im durchschnittlichen Bereich möglich geworden. Je länger man sich mit dem Film befaßt und das Augenmerk weg von den Kämpfen hin zu den Intrigen wendet, umso größere Wirkung erzeugt das Kunstwerk von Ridley Scott.

Und dabei ist der Film doch nur ein weiterer simpler Rachestreifen, zwar gut verpackt, aber dennoch...es gibt sogar den legendären „Anlaß“, natürlich der Tod von Frau und Kind. Es sind die Angehörigen von Maximus, die gemeuchelt werden, aus niedrigem Grunde, denn Maximus sollte der Nachfolger von Caesar Aurelius werden, was dessen Sohn Commodus natürlich nicht auf sich beruhen lassen kann. Vatermord geschieht, und um die Tat zu verschleiern, soll auch Maximus dran glauben. Dem aber gelingt die Flucht, doch er kann seine Familie nicht retten und wird zum Gladiator, Rache an Commodus schwörend. Eine Vielzahl von Kämpfen in verschiedenen Arenen später und nach einer gescheiterten Intrige zum Sturz des Commodus stehen sich die beiden in der Arena gegenüber. Und trotz eines fiesen Tricks nimmt Maximus Rache, wenngleich auch er den letzten Kampf nicht überlebt.

Großes Kino bekommt man zu sehen, das fängt bei den Schauspielern an ( Crowe, Phoenix, Richard Harris in seiner letzten Rolle ), geht über den Soundtrack, der von Lisa Gerrard mit Gefühl gesungen wird ( die Dame kennt man von „Dead can Dance“ ) hin zu grandiosen Bildern, für die Ridley Scott einfach ein Auge hat. Sandalenfilme haben seitdem einen kleinen Aufschwung erhalten, wenngleich die Nachfolger bei weitem nicht so erfolgreich waren. Es ist halt doch ein Unterschied, ob man voranschreitet oder nur in die Fußstapfen eines anderen tritt. Einziger Kritikpunkt sind einige kleine Längen zum Schluß und die hektische Schnittweise bei den Kämpfen, da hätte man sich doch ein wenig mehr Muße gewünscht, um die Gladiatorengefechte besser genießen zu können. Ein würdiger Abschluß der langen Karriere von Richard Harris, ein Kickstart für Phoenix und Crowe, und ein Genuß für den Zuschauer. Die Daumen hoch – 9/10

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