Eine dunkle Straße, vermummte Gestalten entführen einen Mann, kurz darauf findet der sich gefesselt und geknebelt an einem unwohnlichen Ort wieder, wird von den Geiselnehmern gefoltert und dabei gefilmt. Wer nun glaubt, es handele sich hierbei um ein Exploitationwerk wie der japanische Snuff-Fake "Guinea Pig" etwa, also einem berüchtigten, selbstzweckhaften Folterpendant ohne erkennbaren Inhalt, ist auf dem Holzweg, denn trotz expliziter Handlung steht die gesellschaftskritische Intention im Vordergrund, statt ein Schlachtfest zu kreieren. Die Berliner Nachwuchsfilmer um Regisseur Hendrik S. Schmitt vermeiden es, auf Splattereffekte zu bauen, sondern überlassen in der Tradition klassischer Terrorfilme einiges der Fantasie des Betrachters. Trotzdem oder gerade deswegen verfehlen die Folterungen und Erniedrigungen ihre beklemmende Wirkung beim Betrachten nicht und erzeugen ein merklich flaues Gefühl im Magen. "K - Der Film" ist gewiss nicht massenkompatibel, jedoch wird ihn das entsprechende Publikum mit gesundem Magen und ausreichendem Understatement zu schätzen wissen. Einziges Manko, sofern es dem Film zuzuschreiben ist, ist die vorauszusetzende Fähigkeit des x-beliebigen Betrachters, das Gezeigte nicht als populistischen Aufruf zur Selbstjustiz zu missverstehen, sondern als das, was er ist, zu begreifen, nämlich ein provokantes Wachrütteln zu einem heiklen Thema, das in unserer Gesellschaft zu immer wiederkehrenden Meldungen zwischen vielen anderen Nachrichten verkommt und sich grotesk mittlerweile als Teil unserer so zivilisierten Kultur behauptet. Den Fehler, ein unkonsumierbares Thema für die breite Masse genießbar zu machen, und damit dem Überlesen und der Gleichgültigkeit im Medienoverkill noch die Füße zu lecken, begeht das Berliner Team von fnord zum Glück nicht, daher sollte man auf keinen Fall "gute Unterhaltung" erwarten, wie es Hollywood schon mit versemmelten Streifen wie "8MM" vormachte. Die siebzehn Minuten Film entpuppen sich rasch als rauer, dreckiger, von Anfang an verstörender Sicko, der es nicht nett machen will. Kinderschändung ist einfach nicht nett. Besonders beeindruckend ist die Darstellung des Täters, der zum Opfer wird, welches durch Folter, Schmerz, Drogen und Demütigungen gebrochen wird, analog zu seinem Tun in der Vergangenheit, anderen, wehrlosen Menschen gegenüber. Nach einem Ausweg ringend, spielt der theatererprobte Hauptdarsteller die Rolle mehr und mehr verunsichert, die ausweglos sich gegen die ihm angetane Pein erwehrende fiktive Figur, dass es einem die Nackenhaare aufstellt. Dieser gut viertelstündige Kurzfilm geht viel weiter, als der ebenfalls aus Berlin kommende "Snuff Road", viel nihilistischer, wird hier doch keine personifizierte Geschichte erzählt, sondern maskierte, gesichtslose Folterer, die einen Stellvertreter für solche Art Verbrechen stellen. Die oftmals geforderte Distanz zu solchen Extremfilmen erreicht "K - Der Film" dennoch aufgrund seiner optischen Verfremdungen, die mit gezielten Farbgebungen und Verwischeffekten, wie im benommenen Zustand gefilmten Bilder geben den subjektiven Kameraeinstellungen einen Arthaus-Look, mit atmosphärischem Gespür für das unterkühlte, äußerst brutal wirkende Szenario. Kalte Farben dominieren, dunkle Violettöne, ausgeblichenes Grün und gleißendes Gegenlicht. Der Scheinwerfer gibt oftmals nur Ausschnitte des Geschehens wieder, das im günstigsten Fall durch seine Unmittelbarkeit eine Perle aus einem derartigen Low-Budget-Film mit seinen finsteren Gewaltfanatasien macht. Darin passt sich der sonor pulsierende Score der Industrialband IO ein, urban-noisige Soundscapes und eine ausgenommen gute Kamera von Thomas Klimke sowie Thomas Goltz im semiprofessionellen Zusammenspiel. Ein lächerliches Budget von 66€ (die entprechende Soft- und Hardware sowie Know How im Rücken) lässt bei dem Ergebnis nicht nur staunen, sondern müsste auch Amateurfilmer wie Ingo Trendelbernd, der mit seinem 499€ Lee/Lerock-Workshop das wesentlich ineffizientere sowie stümperhaftere Rape & Revenge Remake "Blood Angel 2" ablieferte, die Schamesröte ins Gesicht treiben. Ein Dachboden, sieben Stunden Drehzeit mit drei Kameras und eine aufwändige, digitale Postproduktion zeigen, was im Bereich Low Budget möglich ist, ohne aufgesetzte Peinlichkeiten und ohne Abstriche an eine den Augen schmeichelnde Visualisierung eines ausgemacht derben Inhalts. So genau, wie es hier gezeigt wird, wollen es viele garantiert nicht sehen, auf dem trashlastigen "Tromanale 2006"-Filmfestival zumindest war der Saal nach wenigen Momenten mucksmäuschenstill, dieses fiese Horror-Drama kommt absolut humorlos daher. Seid gewarnt!
Fazit: Ausnahmefilm im Independentbereich. Ob der (löbliche) Zweck die (kruden) Mittel heiligt, hängt vom Betrachter ab. Mutig-provokantes und zugleich formal/technisch exzellent umgesetztes Folterdrama. 10/10 Punkten