Review

Dolph Lundgren hat mit „The Mechanik“ vorgelegt, Steven Seagal mit „Mercenary for Justice“ nachgezogen und nun kann auch Wesley Snipes den Aufwärtstrend im B-Action-Bereich fortsetzen, denn „The Detonator“ positioniert sich ein kleines Stück oberhalb von „7 Seconds“ und „The Marksman“. Von „Unstoppable“ wollen wir gar nicht reden...
Ausgerechnet Po-Chih Leong („The Wisdom of Crocodiles”, „Cabin by the Lake”), der vor zwei Jahren mit dem furchtbaren „Out of Reach” Steven Seagal ein echtes Fiasko bescherte, inszeniert den bisherigen Höhepunkt der Combo Wesley Snipes / Andrew Stevens. Wobei ihm der Oscar-nominierte Kameramann Richard Greatrex („Shakespeare in Love“, „A Knight's Tale“) und Stunt-Koordinator / Second Unit Director Tom Delmar („Braveheart“, „Extreme Ops“) sicherlich mit Rat und Tat zur Seite standen.

Ich gehe davon aus, dass Snipes lediglich einen 3-Filme-Kontrakt mit Andrew Stevens unterschrieben hat, zumal aktuell keine weitere Zusammenarbeit der beiden in Planung ist, aber auf dem Niveau lässt sich sicher für beide weiterarbeiten. Denn Stock Footage hält „The Detonator“ bis auf ein paar Aufnahmen aus „Collateral“, die aber kaum jemanden auffallen dürften, während der Opening Credits, nicht bereit, die Action sieht richtig gut aus und, das Wichtigste, Wesley Snipes spielt endlich mal wieder enthusiastischer.

Alles das, was ihm in allen Filmen nach „Blade: Trinity“ abging, und ich ehrlich gesagt auch schwer vermisst habe, kehrt für „The Detonator“ wieder zurück. Er zeigt sich wesentlich spielfreudiger als in den deutlich lustlosen Vorstellungen davor und darf endlich wieder Capoeira anwenden. Mit seiner italienischen Partnerin Silvia Colloca („Van Helsing“) gibt es zusätzlich ein paar amüsante Dialoge, für einen ironischen, sarkastischen Kommentar ist er auch stets zu haben und seine resümierenden, inneren Monologe über den zehrenden, gefährlichen Job der kein Privatleben zulässt, fand ich auch klasse.
Gleich zu Beginn, nach seiner Ankunft in Rumänien, gibt er zur Tarnung einen homosexuell angehauchten Waffenkäufer, und erntet dafür ein breites Grinsen. Ja, so macht es als Fan wieder richtig Spaß Wesley Snipes in Action zu erleben, wobei sein Charakter hier auch immerhin über die bloße Vergangenheit beim Militär ein Stück hinaus darf.

Sein Auftrag ist dennoch eher gewöhnlicher Natur. Autor Martin Wheeler, („7 Seconds”, „Black Dawn”), inzwischen schon fast ein Spezialist auf diesem Gebiet, hält an den aktuell im Genre bewährten Zutaten fest und schickt Wesley Snipes als Sonni Griffith, Agent des Department of Homeland Security (Ministerium für Heimatschutz), nach Bukarest, wo er vor Ort einen Waffendealer unschädlich machen soll. Die Übergabe in den Katakomben eines Fußballstadions misslingt aber, weil die Verkäufer einen Tipp bekommen. Griffith muss zur Waffe greifen, wird nach dem Shootout aber von der Polizei festgenommen und von Michael Shepard (William Hope, „Submerged“, „The Marksman“) rausgeboxt, erhält dafür jedoch den Auftrag die Verdächtige Nadia Cominski (Silvia Colloca) zurück in die U.S.A. zu überführen. Kurz nach seiner Ankunft im C.I.A. - Safehouse wird das Versteck jedoch von schwerbewaffneten Männern überfallen, die Nadia kidnappen wollen. Griffith bereinigt die Lage und flieht mit ihr, um bald festzustellen, dass sich für sie genau der Waffendealer interessiert, auf den er Jagd gemacht hat bis seine Tarnung aufflog.

Gemäß dem aktuellen Trend ist auch „The Detonator“ ein sehr professionell aussehendes, farbenprächtiges B-Movie geworden, das den Mief früherer Ostblock-Produktionen abgelegt hat und mit stimmigen Sets überzeugt. Barry Taylors („7 Seconds“) abwechslungsreicher, guter Score tut sein übrigens und der Plot selbst ist ziemlich flott erzählt und mit guten Actionszenen versetzt. Dennoch ist die Geschichte selbst der genreübliche Schwachpunkt. Die Flucht von Griffith und Cominski mit der damit einhergehenden Suche nach der Wahrheit, den Hintermännern und einem Leck in den eigenen Reihen ist insgesamt doch eher konventioneller Natur, denn das Duo ist im Grunde durchgehend damit beschäftigt sich der Henchmen zu entledigen. Längen treten dabei nur wenige auf. Eine Biowaffe wird als brisantes Mittel später auch noch mit ins Spiel integriert. Da ist wirklich keine Idee, die nicht schon mehrmals dagewesen ist, auch weil die bösen Buben den gängigen Stereotypen zugeordnet werden.

Für den Ausgleich sorgt dafür die Action, die sich wiederum sehen lassen kann und teilweise ziemlich blutig ist. Zu sehen gibt es einige Shootouts mit MPs, Shotguns und Pistolen. Die Treffer sind grundsätzlich blutig, die Umsetzung schnell und fetzig. Gnade gibt es keine und deswegen müssen auch Frauen dran glauben.
Der Höhepunkt findet etwa zur Filmmitte statt, als Griffith in ihr Versteck, ein Motel, zurückkehrt, mögliche Verfolger bereits einkalkuliert hat und die auch prompt in die Falle tappen, so dass ein ganzes Zimmer explodiert, Wagen in die Luft fliegen, brennende Handlanger schreiend umherrennen und Griffith die meisten wie Tontauben abschießen kann. Eine auffällig gute Kameraarbeit fängt dieses Spektakel genauso wie die folgende, leider einzige, rasante Autoverfolgungsjagd ein, bei der sich auch wieder Fahrzeuge überschlagen dürfen und die wiederum in einem kleinen Tunnelinferno endet – natürlich stets witzig begleitet durch ein Gespräch zwischen Griffith und Cominski.
Die beiden harmonieren ohnehin ziemlich gut miteinander und ich wundere mich schon ein wenig, dass man Silvia Colloca, stets körperbetont gekleidet, noch nicht öfter gesehen hat. Nicht völlig ernst, sondern zeitweise ziemlich ironisch, nehmen beide ihre Dauerflucht an und sorgen mit einigen pointierten Dialogen immer wieder für willkommene Auflockerung, wenn die Actioneinlagen gerade mal wieder vorbei sind.

Die lebendigen Fußballspiele, insbesondere das Pokalfinale, jeweils zum Schauplatz zu machen, ist ein ziemlich geschickter Schachzug, der „The Detonator“ noch einmal ein Stück aufwertet, den das gefüllte Stadion sorgt begleitend für Stimmung und ist auch der Schauplatz des ausführlich gestalteten Finales, indem für Griffith noch eine Überraschung und auf viele seiner Gegner der Tod wartet.

Von formvollendeter Perfektion kann man bei „The Detonator“ schließlich trotzdem nicht schreiben. Dafür ist der Plot einfach zu bekannt und der Film selbst vermittelt auch nicht die persönliche Leidenschaft, wie sie beispielsweise jüngst Dolph Lundgren mit „The Mechanik“ an den Tag legte. Einen U.S. – Agent, der in Rumänien böse Verbrecher kalt stellt, die holde Maid rettet und auch noch eine Katastrophe verhindert, sieht man halt zu oft im DTV-Sektor. Abseits des wenig innovativen Themas stimmt dennoch alles und über kleinere Längen kann man hinwegsehen.


Fazit:
Auch Wesley Snipes meldet sich dieses Jahr mit einem bessere Film zurück und scheint wieder mehr Spaß an seinem Job zu haben. Endlich gibt es wieder Martial Arts von ihm zu sehen und in den Shootouts darf er auch herrlich harsch durch die Gegner roden. Gut choreographierte Action, aus der das explosive Highlight zur Filmmitte mit der spektakuläre Stunts bereithaltenden Autoverfolgungsjagd herausragt, lässt das Herz eines jeden Genrefans höher schlagen. Darüber hinaus sind die Mono- und Dialoge auf überraschend unterhaltsamen, weil meist ziemlich witzigen Niveau deutlich über Genrestandard angesiedelt. Der wenig Neuland beschreitende Plot enttäuscht zwar etwas, aber die sorgfältige Inszenierung, der ordentliche Score und die überzeugenden Locations entschädigen dafür. Freut mich, dass Wesley Snipes nach einer kleinen Durststrecke wieder Anschluss findet und demnächst hoffentlich so weiter macht. Ich gönne es ihm jedenfalls und sehe auf uns B-Action-Fans wieder rosige Zeiten zukommen.


P.S.: Aber um was für eine Fußball-Weltmeisterschaft in den U.S.A. geht es da eigentlich? Martin Wheeler scheint von Fußball nicht viel Ahnung zu haben...

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