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Was einmal klappt, funktioniert auch ein zweites Mal und so serviert Regisseur Mark L. Lester („The Base“, „Blowback“) nach Schwarzeneggers Feldzug „Commando” mit „Showdown in Little Tokyo” erneut einen kurzen (72 Minuten Nettolaufzeit), kurzweiligen, mit Action vollgestopften, ziemlich reaktionären Streifen, der mit den Lester-typischen Gewaltfaktoren nicht geizt.

In die Rolle des Filmhelden schlüpft diesmal niemand anders als der muskelbepackte Dolph Lundgren („Joshua Tree“, „Men of War“). Mit seinen schauspielerischen Qualitäten ist es bekanntlich nicht weit her, aber für den Stereotypen des Machosprüche klopfenden, überheblichen, sich quer durch die Unterwelt ballernden Cops Kenner ist er berufen. Der Hüne überragt die restlichen Schauspieler (zumeist kleinwüchsige Asiaten) nicht nur, sondern ist hier auch ausstrahlungsstärker als in seinen späteren Filmen. Das sorgt hier ab und an, wenn er seinen Adoniskörper zwischen den schmächtigen Yakuza präsentiert oder final in Samuraiklamotten schlüpft, auch mal für unfreiwillige Komik.

Da in der Unterwelt von Little Tokyo ein frischer Wind weht und der Yakuza-Boss Yoshida (Cary-Hiroyuki Tagawa, „Rising Sun“, „Mortal Kombat“) sich dort zum Obersten machen möchte, treffen er und Kenner zwangsläufig aufeinander. Wie sich heraus stellen soll, liefen die beiden sich vor vielen Jahren schon mal über den Weg und so startet Kenner seine persönliche Vendetta.

Ihm zur Seite steht Johnny Murata (Brandon Lee, „Rapid Fire“, „The Crow“). Überraschenderweise funktionieren die beiden mindertalentierten Darsteller als Buddyduo recht gut. Zwar wächst da jetzt kein denkwürdiges Verhältnis zusammen, aber das gegenseitige Necken und die abgelieferten Oneliner können sich sehen lassen. Ein Novum für einen Lundgren-Film, weil dieser immer darauf Wert legte der alleinige Star (Der Grund, warum Gary Daniels Rolle in „Retrograde“ kleiner als geplant ausfiel) zu sein. Wohl deswegen wird ihm hier auch allein der Endkampf zugebilligt.

Mit Narrenfreiheit und Freibrief ausgestattet, zieht das ungleiche Duo los, ohne auch nur ansatzweise auf Gesetze zu achten. Es ist mitunter schon unfreiwillig komisch, wie die beiden sich durch Gegnerhorden prügeln und ballern, ohne das es irgendwen im Kollegenkreis interessiert. Da bricht sich ein Gefangener im Verhörzimmer selbst das Genick, aber niemand fühlt sich so recht dafür verantwortlich.

Spannung kommt freilich während der kurzen Spielzeit trotzdem nicht auf. Dafür ist der Plot auch irgendwie zu banal und actionorientiert. Entweder schaut das Duo bei den Bösewichten vorbei und teilt aus oder die gucken bei ihnen vorbei. Die zwischendurch befreite Minako (Tia Carrere, „Rising Sun“, Wayne’s World“) darf dann immer zwischen Gefangennahme und Rettung hin und her schwanken. Bei Kenner gefällt es ihr jedoch am besten, wie das Bettgehampel mit einem dabei furchtbar versteiften Lundgren beweist.

Action gibt es in „Showdown in Little Tokyo” gallore – zumeist in irgendwelchen japanischen Locations (Nachtclub, Badehaus, etc.). Komponist David Michael Frank („Hard to Kill“, „Out for Justice“) liefert den dazu passen Lokalkolorit versprühenden Score. Während Brandon Lee vornehmlich auf seine exzellenten Kampfkünste zurückgreift, zeigt Dolph Lundgren eine Melange aus allem, was er so drauf hat: Schwertkampf, Prügeleien mit Anflügen von Martial-Arts und natürlich Schusswaffengebrauch. Das ist dann natürlich mit dem Lester typischen Härtegrad versehen. Köpfe werden abgesäbelt, Körper aufgeschlitzt, blutigst durchschossen oder durchbohrt und Knochen gebrochen. Fans der härteren Gangart dürfen hier ohne Gewissensbisse ein Fass auf machen, den Lester geizt nicht mit diesen Vorzügen.

Der als Bösewicht hier tätige Cary-Hiroyuki Tagawa ist in seinem dämonischen Auftreten mal wieder über jeden Zweifel erhaben, amüsiert nur hin und wieder mit seiner Vorgehensweise. Ich für meinen Teil würde während meiner Flucht eine wutentbrannte, schnaubende Dampfwalze namens Dolph Lundgren bestimmt nicht zurufen „Es ist noch nicht vorbei“ und damit seine gerade abgeschweifte Aufmerksamkeit auf mich richten.


Fazit:
Genau wie „Commando“ ist „Showdown in Little Tokyo” szenenweise so übertrieben inszeniert, dass er unfreiwillig komisch wird. Lundgrens meterhoher Sprung über ein auf ihn zufahrendes Auto ist beispielsweise so ein Ding. Wer sich jedoch an einem platten Skript nicht stört, der bekommt hier einen gnadenlos naiven und brutalen B-Actioner geboten, der noch ganz der Tradition der Achtziger folgt. Dolph Lundgren und Brandon Lee rumpeln nur so durch die Unterwelt, auf das dem Zuschauer Hören und Sehen vergeht. Sehr banal, aber auch sehr unterhaltsam, weil die Chose mit ihrem ungewöhnlichen Lokalkolorit glänzt und (das ist für den geneigten Zuschauer wohl auch das Wichtigste) fast nonstop gewaltverherrlichende Konfrontationen zu bieten hat. Reinwerfen und es sich gut gehen lassen. Dumm, aber irgendwie auch, vielleicht genau deswegen, so geil.

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