Holladiewaldfee! Was sich die italienischen Sandalenfilmer hier geleistet haben, zeugt von dramaturgischem Mut oder einfach nur grenzenloser Unbekümmertheit. Da werden hemmungslos Figuren und Motive aus der Bibel, der bronzezeitlichen Geschichte, der griechischen Mythologie und Homers Epen vermengt, dass sich die Balken biegen. Zeitgleich und gemeinsam agieren hier Jung-Odysseus, der alttestamentarische Muskelprotz Samson (bedauerlicherweise ohne Tiffy und Herrn von Bödefeld an seiner Seite), der griechische Sagen-Supermann Herkules und die Philister sowie die Hebräer.
Schon an dieser Aufzählung wird klar: Da passt nichts. Handlungsmäßig gibt es einen typischen Sandalen-Eintopf, aber angereichert mit Prisen von Irrsinn. So dürfen Herkules und Samson sich prügeln und dabei einen Haufen besonders armseliger, aber malerisch in einer Kiesgrube arrangierter vorderorientalischer Pappmache-Ruinen zerlegen. Wie zwei mythologische Figuren, die nichts miteinander verbindet, sich in Gestalt eingeölter Italo-Bodybuilder gegenseitig wiederholt gegen Pappmauern schubsen, hat schon was.
Daneben zeigen die italienischen Filmemacher ungewohnte Ausbrüche von Brutalität inmitten eines ansonsten naiven Spektakels: Da werden schon mal jüdische Dorfbewohner von den Philistern an Häuserwänden gekreuzigt, wobei die Kamera in Großaufnahme einfängt, wie sich die dicken Nägel blutspritzend in die Hände bohren. Auch vor der Tötung von Kleinkindern macht die Regiekunst nicht halt - was schon überraschend ist. Die vielleicht brillanteste (oder wahnsinnigste) Inszenierungsidee jedoch betrifft die hemmungslos Juden dahinmordenden philistischen Soldaten: Die tragen nämlich auf ihren Köpfen allen Ernstens allesamt deutsche Stahlhelme (nur sehr dezent mit pseudoantiken Ornamenten besetzt). Darauf muss man auch erst mal kommen.
Zum Schluss sei gesagt, dass dem Drehbuch zufolge Samson bei aller Stärke und Glaubenseifer ein veritabler Schwachkopf gewesen sein muss. Nachdem er und Herkules überreich Intrigen und Verrat von Seiten der verruchten Delila erlebt haben, warnt Herkules seinen mythologischen Muskelkumpel zum Schluss noch mal, sich vor der Dame in acht zu nehmen. Tja, war wohl nichts. Sofern man der Bibel glaubt, fiel Samson wie der letzte Vollidiot mit tödlichen Folgen noch einmal auf sie rein. Nicht gerade schmeichelhaft für den Co-Helden des Films. Aber ich bezweifle, dass die Drehbuchautoren überhaupt so weit gedacht haben.