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Nacho Libre ist seltsam. Erwartet man zunächst einen lockerleichten Kinderfilm, bekommt man anhand sehr skurriler und nicht gerade kindgerechter Slapstickeinlagen wiederum den Eindruck, dass es sich eher um einen Film für eine etwas ältere Zielgruppe handelt. Dem stehen aber die dümmlich-naiven, die Intelligenz beleidigenden Charaktere im Weg. Man könnte auch sagen: Nacho Libre ist weder Fisch noch Fleisch.

Schon die Story ist einzigartig: Der mexikanische Mönch Nacho, der das Mädchen für alles ist und nicht besonders freundlich behandelt wird, zudem auch nicht gerade gut aussieht (Jack Black präsentiert hier mit vollem Stolz seine majestätische Wampe) und zudem nicht der klügste ist, möchte seine geheime Liebe, eine Nonne, beeindrucken und seinen Jugendtraum erfüllen: Wrestler müsste man sein!
In Mexiko ist die Szene ja tatsächlich recht bedeutend und so gibt es auch im Städtchen in der Nähe des Klosters einige Kämpfe zu schlagen. Nur fehlt Nacho ein Partner. Mit seinem selbstgebastelten Knattermobil rumpelt er in die Stadt und fängt sich seinen neuen Partner, einen Straßendieb. Ja, richtig gelesen, er "fängt" ihn. Da der ausgemergelte Mensch nach allem schnappt, was essbar aussieht (Nacho durfte dies bereits bei einer Einkaufstour feststellen), wirft Nacho einen Köder in eine Seitengasse. Esqueleto, wie der Arme heißt, stürzt sich wie ein Hund darauf und Nacho wirft sich mit einem geräuschvollen Furz auf ihn. Ein Kampf entwickelt sich, schließlich einigen sie sich auf eine Zweckpartnerschaft (schließlich bedeutet Wrestling Geld), die sich natürlich zu einer Buddyfreundschaft entwickelt.
Bereits diese Szene ist skurril, politisch unkorrekt, originell und dümmlich zugleich. Der gesamte Film läuft nach diesem Muster ab, das keinem anderen Film gleicht, den ich je gesehen habe. Slapstick kennt man, auch die ernsthaft-naiven Kinderfilmdialoge, das Skurrile aus der Anarchocomedyecke ebenfalls, aber diese Kombination habe ich noch nicht gesehen.

Die Story selbst entwickelt sich zur Hälfte, wie man es gewohnt ist, zur anderen aber auch in eine ungewohnte Richtung (Nacho und sein noch hässlicherer und dämlicherer Partner müssen sehr viele Rückschläge einstecken), vermag aber nie wirklich zu fesseln. Positiv sind wirklich die seltsamen Slapstickpointen zu erwähnen, die (wie schon gezeigt) jeder Beschreibung spotten. Die Krönung ist ein dem Western nachempfundenes Duell mit einem Maiskolben. Nacho und Esqueleto finden zwei Banditen vor, die ihr Knattermobil auseinandernehmen. In Close-Ups sehen wir das abgehärmte Gesichter eines der Gangster, ein aufblitzendes Klappmesser in dessen Hand, dann das butterverschmierte, ebenfalls böse dreinschauende Gesicht von Esqueleto und in der Hand einen bedrohlichen Maiskolben. Man kann sich vorstellen, wie die Szene ausgeht - doch es kommt anders. Die beiden ziehen, die Entscheidung fällt. Der Gangster schreit auf, der Maiskolben sitzt tief in seinem Auge. Die Bösewichter ergreifen die Flucht.
Höre ich ein leises "Mony Python"? Obwohl solche Klasse nicht erreicht wird, erinnert diese Stelle stark daran. Alles andere als für Sechsjährige geeignet und völlig bescheuert; nur im Gesamtkontext seltsam deplatziert.

Was bleibt, ist das komische Gefühl, einen Film wie keinen anderen gesehen zu haben, der aber trotzdem nicht gerade als gelungen zu bezeichnen ist. Innerhalb seiner selbst gesteckten Grenzen ist dies nicht der Fall, er ist durchaus gut gemacht, nur dürfte es Nacho Libre schwerfallen, mit einer so ausgefallenen Genremischung mehr als einige wenige Fans anzusprechen. Für Wrestlingfans ist der Film auch nur bedingt geeignet, da die entsprechenden Szenen zwar recht lustig sind, aber nicht gerade dem entsprechen, was man eigentlich erwarten würde (denn wer möchte einen Dicken und einen Hänfling im Ring stehen sehen?). Ich empfehle einfach mal einen Blick in dieses Kuriosum, da man sich von dieser Atmosphäre ein eigenes Bild machen muss. Fröhliches Stirnrunzeln wünsche ich!

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