Review

Roland Suso Richter („The I Inside“, „Der Tunnel“) beglückt uns hier mit einem Fernsehfilm, der es wirklich in sich hat. Endlich wieder eine deutsche TV-Produktion, die man als rundum gelungen und nahezu konkurrenzfähig zu so einigen Kinoproduktionen bezeichnen kann. Ja, man merkt vielleicht bereits: Selbst ich, der sonst eher skeptisch so genannten „TV-Highlights“ gegenüber steht, war beeindruckt von „Dresden“.

Die Krankenschwester Anna (Felicitas Woll) – liiert mit dem Arzt Alexander (Benjamin Sadler) – verliebt sich Hals über Kopf in den britischen Bomberpiloten Robert (John Light), der kurz vor Dresden abgeschossen wurde. Im Glauben, Robert sei lediglich ein Spion und kein Bomberpilot, und von der Liebe zu ihm getrieben, gewährt sie ihm Unterschlupf im Krankenhaus und behält auch danach die Identität des mysteriösen Fremden für sich… Doch eines Tages wird nicht nur ihre Liebe zu dem Briten auf die Probe gestellt, sondern es ereignen sich Dinge, die ihr Leben und das Leben tausender anderer für immer verändern sollen… Ihre Heimatstadt Dresden wird von den Briten in Schutt und Asche gelegt…

Typisch für einen Fernsehfilm dieser Kategorie wurde hier wieder einmal eine romantische Geschichte eng mit einem historischen Ereignis verknüpft. Nun mag es unpassend klingen, mit der schrecklichen Bombardierung Dresdens eine solche Geschichte zu vermischen, und irgendwie ist es das auch, doch um fernab eines dokumentarischen Charakters zu bleiben und einen solchen Film publikumswirksam zu vermarkten, bedarf es manchmal solcher Kniffe. Umso erfreulicher ist es dann auch, dass die Liebesgeschichte zwar den Leitfaden für „Dresden“ bildet, sie jedoch niemals in unerträglichen Kitsch abgleitet. Ja, es wurde genau der richtige Mittelweg zwischen historischer Berichterstattung und leinwandwirksamer Dramatik gewählt. Dass dem so ist, das ist unter anderem auch den durchweg sehr gut agierenden Darstellern zu verdanken. Felicitas Woll beweist in „Dresden“ erfreulicherweise, dass sie sich auch fernab von „Berlin, Berlin“ und „Mädchen, Mädchen“ im ernsten Fach behaupten kann (wenngleich es noch ein weiter Weg für sie sein wird, bis man sie zu den großen Darstellerinnen im deutschsprachigen Filmgeschäft zählen kann); John Light, Heiner Lauterbach (als Annas Vater), Wolfgang Stumph (als Pfarrer), Marie Bäumer… die gesamte Riege der Darsteller „Dresdens“ spielt ihren Veranlagungen entsprechend gut bis sehr gut. Da macht es einem als Zuschauer natürlich umso mehr Spaß, dem Geschehen auf dem Fernsehschirm zu folgen. Wenn dann das darstellerisch Gebotene auch noch garniert wird mit optisch für eine TV-Produktion beachtlichen Effekten, dann kann eigentlich nur noch eines an der Tagesordnung stehen: Begeisterung! Die Bombardierung Dresdens (die in Relation zur Gesamtlaufzeit des Zweiteilers ein wenig zu kurz gekommen ist) wurde effektvoll und auf hohem Niveau inszeniert; die schrecklichen Auswirkungen der Bombardierung und des Kriegs im Allgemeinen wurden glaubwürdig, schonungslos und knallhart an den Mann gebracht. Besonders gefällig war zudem der Kniff Roland Suso Richters, Archivaufnahmen (älteren und jüngeren Jahrgangs) an (meist) passenden Stellen in die Handlung mit einzuflechten, um dem Zuschauer immer wieder vor Augen zu führen, dass es sich bei der die Liebesgeschichte „begleitenden“ Handlung um eine wahre Begebenheit handelt.

Bei all der Lobhudelei, die nun betrieben wurde, müssen jedoch ein paar (kleinere) negative Aspekte angebracht werden: Mit seinen insgesamt drei Stunden Laufzeit ist „Dresden“ definitiv zu lang geraten, die Liebesgeschichte zwischen Anna und Robert und die damit verbundene Dreiecksgeschichte mit Alexander hätte man deutlich straffen und so in einen zeitlich erträglicheren Rahmen zwängen können. So entwickeln sich leider einige Längen, die nur schwerlich überwunden werden können. Weiterhin negativ aufgefallen ist, dass die britischen Darsteller allesamt synchronisiert wurden. Es ist zwar löblich, dass zur Wahrung einer gewissen Authentizität britische Schauspieler für die Rollen der Briten gecastet wurden, jedoch verfliegt die positive Betrachtungsweise dieser rundum lobenswerten Intention damit, dass die Briten auf einmal alle deutsch sprechen können. Negativ beeinflusst wird der Gesamteindruck vom Fernseh-Highlight 2006 „Dresden“ jedoch ganz und gar nicht.

Was bleibt, ist ein exzellenter TV-Film, an dem sich die Macher anderer unsäglich schlechterer TV-Filme (allen voran die privaten Sender) einiges abgucken können und meine Aussage: Dafür bezahl’ ich gerne GEZ!!! 8 von 10 Punkten für eine hervorragende TV-Produktion!

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