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Fernsehzweiteiler in denen sich eine Liebesgeschichte vor katastrophalen Hintergrund abspielt, sind derzeit der Quotengarant im deutschen Fernsehen. Viele historische Begebenheiten, wie z.Bsp. die verheerende Sturmflut von 1962, werden mit einer dramatischen Liebesgeschichte verknüpft und erzählen die historischen Begebenheiten im typischem TV-Format. Somit nicht ganz kritikfrei unter den Cineasten, wenn auch durchaus auf Kinoniveau inszeniert. Nun, nach über 50 Jahren, soll es auch die Schreckensnacht von Dresden treffen, die in einem TV-Zweiteiler aufgerollt wird, wieder verknüpft mit einem Liebesding. Doch im Gegensatz zu so manchem anderen TV-Film, schafft es "Dresden", trotz der Liebesgeschichte, die schreckliche Nacht von damals, auf beeindruckende Art und Weise, dem Zuschauer begreifbar zu machen.

"Dresden" erzählt die Geschichte der Krankenschwester Anna, die kurz vor ihrer Verlobung mit dem Arzt Alexander steht. Doch bevor es soweit kommt, lernt sie im Krankenhaus den britischen Bomberpiloten Robert kennen, in den sie sich Hals über Kopf verliebt, nichts ahnend, dass schon bald ihr Wohnort, die Stadt Dresden, nicht mehr das ist, was sie einmal war. Denn die Bombardierung der Stadt steht kurz bevor. Tja, wie schon erwähnt, so wird auch in "Dresden" eine höchst dramatische historische Begebenheit mit einem fiktionalen Liebesdrama verknüpft, was auf den ersten Blick erst einmal etwas unpassend erscheint. Doch überraschenderweise wird die Liebesgeschichte hier zu keinem Zeitpunkt über die historischen Ereignisse gesetzt, wenn sie auch sehr oft im Vordergrund steht. Vor allem in der ersten Hälfte des Zweiteilers wird der Geschichte viel Tiefgang gegeben und die Charaktere vorgestellt, ohne dabei in die Kitschecke zu rutschen, die hier auch überhaupt nicht gepasst hätte. Im zweiten Teil dreht sich dann alles um die verheerende Nacht, in der die Liebesgeschichte dann auch spürbar in den Hintergrund rückt. Alles in allem hat Drehbuchautor Stefan Kolditz hier ein gutes und detailreiches Drehbuch erschaffen, was alles in allem nur wenig Grund zum meckern gibt.

Dabei ist vor allem der Angriff auf Dresden in seiner Art unglaublich packend und dramatisch inszeniert und geschrieben worden, ohne dabei auch nur die geringste "Verschönerung" an der Sache vorzunehmen. Mit mitunter extremen Bildern, wurde die Zerstörung von Dresden auf genauso harte wie ergreifende Art und Weise geschildert und verfilmt. Bilder von brennenden Kinderwagen, einer Stadt komplett in Flammenmehr, verwundeten, toten und verbrannten Menschen, brennen sich tief in das Gedächtnis des Zuschauers ein und lassen ihn nicht mehr los. Und dabei entsteht mitunter eine Wut, die aber nicht (nur) auf die britischen Bomberpiloten gerichtet ist, sondern auf den ganzen Krieg überhaupt, der hier noch einmal sein hässliches Gesicht in voller Breite zeigt und eine verheerende Zerstörung von Mensch und Natur angerichtet hat, die nahezu unaussprechliche Maße besitzt. Ungeschönt und mit aufwühlenden und tiefe Trauer auslösenden Bildern verfilmt, gehören diese gut 45 Filmminuten mit zu dem Packendesten, was man je in einem deutschen TV-Film gesehen hat.

Dazu kommen die aufwändigen Arbeiten und Gestaltungen in Sachen Kulisse und Kostüm, die ebenfalls vollends zur Filmwirkung beitragen. Die am Computer verfremdeten Bilder der Stadt sind sehr glaubwürdig und realistisch ausgefallen, vor allem was auch die Aufnahmen nach der Zerstörung von Dresden angehen. Dazu ein packender Musikscore, der ebenfalls seine Wirkung nicht verfehlt. Versetzt mit Archivaufnahmen und, zum Schluss, den Aufnahmen der aufgebauten Dresdner Frauenkirche, kann man die Inszenierung, vor allem für einen TV-Film, wirklich nur in jeder Hinsicht loben.

Schade nur, dass der Streifen leider insgesamt etwas zu lang geraten scheint. Denn auch wenn sich die angesprochene Liebesgeschichte nie im Kitsch verliert und sich auch nie über die historischen Fakten und Hintergründe des Films stellt, so ist vor allem der erste Teil des Zweiteilers doch hier und da etwas zu zäh und langatmig ausgefallen. Die Vorstellung der Figuren und das Verleihen des nötigen Tiefgangs hätte man doch hier und da etwas kompakter halten können, ohne das davon etwas verloren gegangen wäre. Alles in allem hätte es eine halbe Stunde weniger sicher auch getan.

Zudem sind auch beim gesprochenen Wort im Film einige "atmosphärische Fehler" gemacht worden. So sprechen hier z. Bsp. wirklich alle Figuren deutsch miteinander, selbst die britischen Piloten und der britische Stützpunkt untereinander. Zwar wurden englischsprachige Schauspieler für die Rollen der Briten eingesetzt, doch wurden sie leider ins Deutsche synchronisiert, was unterm Strich doch etwas unpassend ist. Meines Achtens nach, hätte es dem Ganzen doch wesentlich besser getan, wenn man es beim Original belassen hätte und die entsprechenden Szenen deutsch untertitelt hätte. Aber nun gut, das ist sicher Ansichtssache.

Keine Ansichtssache sind dagegen die Darstellerleistungen, die hier durch die Bank weg ebenfalls wunderbar ausgefallen sind. Felicitas Woll, Heiner Lauterbach, Marie Bäumer oder auch John Light, egal wenn man da auch nimmt, allesamt legen sie hier eine grandiose Performance ab, die man im TV nur selten so gut zu sehen bekommt. Glaubwürdig und mit viel Tatendrang gelingt es hier ein jedem, seine Rolle aufs idealste zu verkörpern. Und in den Nebenrollen ist auch Dresdens Exportschlager Nr. 1, Wolfgang Stumph, zu sehen, der in seiner ersten richtig ernsten Rolle, als Pfarrer der Frauenkirche, ebenfalls rundum überzeugt. Dieser Cast ist jedenfalls grandios und absolut Reif fürs Kino!

Fazit: Überzeugendes, packendes und exzellent inszeniertes TV-Kriegsdrama, um die Zerstörung einer der schönsten Städte weltweit, Dresden! Ein überzeugendes Drehbuch, das sich sowohl an die historischen, ungeschönten Fakten hält, als auch mit seiner fiktiven Rahmenstory nicht allzu dick aufträgt, wurde in einer gekonnten Inszenierung umgesetzt, die packender und aufwühlender kaum hätte ausfallen können. Auch wenn, vor allem, der erste Teil des Films ruhig etwas kompakter hätte ausfallen können und die Idee mit der Synchronisation sämtlicher britischer Schauspieler und Charaktere auch nicht unbedingt das Wahre ist, so kann man unterm Strich dennoch sagen, das "Dresden" einer der aufwändigsten und dabei überzeugendsten und ehrlichsten TV-Filme der letzten Zeit geworden ist!

Wertung: 7,5/10 Punkte

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