Review

Ich erinnere mich immer noch an diese beiden Nächte. Irgendwann um die Jahrtausendwende spielte ich in diesen „Silent Hill“ durch – und gruselte mich kaputt. Wenn dieser neue Knopf im Aufzug auftauchte... Mehr als „Resident Evil“ fesselte mich die Atmosphäre dieser Kleinstadt mit ihrer begrenzten Sicht, den Kreaturen, ihrer Geschichte und der Einsamkeit an den Controller. Einige Jahre später erschien dann diese Kinoumsetzung und ich erinnere mich ebenfalls an die Skepsis, denn gelungene Videospielverfilmungen waren (und sind) eher die Ausnahme.

Gegen den Willen ihres Mannes Christopher (Sean Bean) fährt Rose (Radha Mitchell) mit ihrer Tochter Sharon (Jodelle Ferland) nach Silent Hill. Denn Sharon erwähnt während des Schlafwandels diesen Ort immer wieder und Rose meint, so dieses Geheimnis lüften zu können. Als Sharon nach einem Unfall am Rande dieser Stadt verschwindet, macht sich Rose mit der Polizistin Cybil auf die Suche nach ihrer Tochter.

Inszeniert von Christophe Gans verwendet die Verfilmung Elemente aus den ersten beiden Teilen der Spielereihe, überwiegend bedient man sich beim Erstling. Und was die visuelle Umsetzung angeht, bekommt man schon was geboten. Gans schafft es, die permanent Unruhe erzeugende oder bedrohliche Stimmung dieses Ortes in den Film zu transportieren. Die Ausstattung, das Setdesign und die Effekte sind erkennbar aus dem Spiel übernommen worden. Als jemand, der damals spielerisch in diese Welt eingetaucht ist, fühlt man sich direkt heimisch. Angefangen von den Aufnahmen des dem ewigen Ascheregen ausgesetzten Silent Hill bis zu den höllischen Innereien darunter bietet der Film einige Hingucker. Das schließt auch die abgeklapperten Schauplätze und auftauchenden Figuren mit ein.

Der Film lebt von seinem visuellen Stil und der Atmosphäre. Gerade in der ersten Hälfte, wenn das Areal erkundet wird, entwickelt das Ganze einen gewissen Sog. Leider wird dieser unterbrochen von der nebenher laufenden Handlung um Christopher, der nach und nach aufdeckt, was es mit dem Ort auf sich hat. Dies hätte man sicherlich auch integrieren können, ohne immer aus dem schaurigen Setting herauszugehen. Es wirkt jedes Mal störend und die Episoden mit Rose bleiben die interessanteren.
Von allerlei Kreaturen und religiösen Spinnern bedroht, sucht sie verzweifelt nach ihrer verschwundenen Tochter und deckt so den zugegebenermaßen nicht sonderlich anspruchsvollen Plot nach und nach auf. Dennoch hat die Geschichte ihre Momente, wenn sie auch von der Vorlage teilweise abweicht. Wie immer beim Transport von einem Medium in ein anderes sind Zugeständnisse notwendig. Den ausgedehnten psychologischen Horror kann man auf der Leinwand eben keine zig Stunden lang etablieren.

Das Ensemble ist soweit in Ordnung, Radha Mitchell als Rose trägt den Film meist voran, Sean Bean wird allerdings durch den Subplot verheizt. Jodelle Ferland bekommt als Kompliment, dass sie für eine Jungdarstellerin nicht nervt, dafür bin ich schon dankbar. Mehr Screentime hätte ich gerne vom Pyramid Head bekommen, der wenige, dafür aber gelungene Auftritte hat. Kostüm und Ausstattung sind generell auf der Habenseite zu verbuchen. Seien es die höllischen Figuren, die rostigen, dunklen Gänge oder auch die Verwandlung der gesamten Umgebung bei eintretender Dunkelheit, wenn die Sirenen das nahende Unheil ankündigen. Auch in Sachen Darstellung ist „Silent Hill“ nicht zimperlich, dosiert dies allerdings in ausreichendem Maße. Der Horror transportiert sich eher über die Situationen, in denen die Figuren gefangen sind in dieser bizarren Welt. Allein das dauernd wegrennende Kind nervt irgendwann, dieses Stilmittel war damals doch auch schon in dieser Masse ausgelutscht. Auch manche CGI wirken nicht mehr taufrisch, dennoch zerstören sie nicht die Immersion.
Erfreulich hingegen ist, dass für die musikalische Untermalung Akira Yamaoka gewonnen werden konnte, der schon für die Spiele zuständig war. So sind einige Stücke aus diesen zu hören und sein Score trägt maßgeblich zu der Atmosphäre bei, auch zu einer gewissen Melancholie, die untrennbar mit der Vorlage verbunden ist.

Erzählt „Silent Hill“ auch keine übermäßig originelle Geschichte, kann das Werk doch meist durch seine Welt, die visuellen Qualitäten und das Design fesseln. Der weniger interessante Nebenplot bremst leider, hier und da wäre es generell etwas flotter gegangen. Und doch gelingt Gans ein schauriger Trip mit alptraumhaften Szenen, in die man sich fallen lassen kann. Eine der wenigen gelungenen Videospielverfilmungen, die dazu auch ohne Vorkenntnisse funktioniert, mit diesen aber mehr liefert.

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