Mit Videospielverfilmungen ist das ja immer so eine Sache: Oft ist es schwierig, die Story der Vorlage so umzuschreiben, dass ein halbwegs glaubhaft in unserer Welt verankerter Film dabei herauskommt. Im Spiel ist man eben eher bereit, physikalische oder logische Irrwege zu akzeptieren. Mit diesem Problem hat auch die Verfilmung des berühmten Horror-Games "Silent Hill" zu kämpfen: Die Geschichte einer Frau, die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tochter in der Geisterstadt Silent Hill aufschlägt und hier die Hölle auf Erden erlebt, schafft es nicht ganz, den Nimbus einer schräg-seltsamen Spielhandlung abzuschütteln.
Dabei ist der Film formal sehr stark inszeniert: Eine triste, grau-schwarze Farbdramaturgie, eine äußerst beängstigende Tonspur und apokalyptische Bilder erzeugen schnell eine dichte, fesselnde Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann. Vor allem visuell gibt es hier immer wieder gruselige Höhepunkte: Die Geisterstadt, in der es Asche regnet und die immer wieder von losgellendem Fliegeralarm überrollt wird, gehört zu den bizarrsten Anblicken ihres Kinojahrzehnts. Und die grässlichen Kreaturen, die wiederholt unverhofft auf die Hauptfigur losstürzen, können zartere Zuschauer durchaus in ihre Albträume verfolgen.
Die Spezialeffekte können sich sehen lassen, eklige Monster und übernatürliche Phänomene sind absolut überzeugend dargestellt. Hinzu kommt eine im Kern tieftraurige, sehr verstörende Story über Fanatismus, unvorstellbare Grausamkeiten und höllische Bestrafungen. Die Auflösung der mysteriösen Ereignisse gerät so zum fesselnden Traktat über Sünden und Unmenschlichkeit.
Bis es zu dieser packenden Auflösung kommt, schleppt sich "Silent Hill" allerdings über allzu viele Runden. So stark die Bilder und am Ende auch die Story geraten, die Dramaturgie bleibt lange Zeit doch zu sehr auf Videospiel-Niveau. Man hat den Eindruck, die Figuren müssten eine Runde nach der anderen bestehen, in der natürlich immer schwierigere Herausforderungen und gefährlichere Monster auf sie warten. Auch bleibt die lange unkonkrete, surreale Handlung eher schädlich für die Spannung: Kenner des Spiels werden hier sowieso nicht überrascht und Neueinsteiger fragen sich so lange, worum es eigentlich geht, dass sie irgendwann wohl aussteigen.
Ein Hauptproblem dürfte das völlige Fehlen einer Einleitung sein. Mit dem ersten Bild geht es direkt los, die schlafwandelnde Tochter wird beinahe vom Auto überfahren und murmelt etwas von Silent Hill, und nach kaum fünf Minuten sind Mutter und Tochter auf dem Weg zu besagter Stadt. Keinerlei Hintergrundbeschreibungen, keinerlei Einbettung der Figuren in die reale Welt - dadurch entsteht von Anfang an ein abstraktes Gefühl des Unwirklichen, das mit der Ankunft in Silent Hill natürlich noch verstärkt wird. Dahinter mag durchaus Absicht der Filmemacher stehen, aber die völlige Losgelöstheit der Figuren von unserer gewöhnlichen Welt macht es dem Zuschauer schwer, sich irgendwie mit ihnen zu identifizieren. Wenn das Grauen in Form von Monstern in die reale Welt einbricht, ist das viel erschreckender, als wenn man sowieso in einer surrealen (Spiele-)Welt lebt.
Trotz düsterer, oft verstörender Bilder, einer dichten, fesselnden Atmosphäre und einer tragischen, am Ende mitreißenden Story kommt bei dieser Spieleverfilmung leider keine echte Spannung auf. Die zwei Stunden Laufzeit ziehen sich sehr in die Länge und werden erst im Finale richtig intensiv. Schade um die starken Effekte und fantasievollen Gruselattacken.