Review

Lange hab ich drauf gewartet, nun ist es endlich soweit. Eins der besten Horrorgames aller Zeiten wird endlich verfilmt und dann auch noch von Christophe Gans (Pakt der Wölfe; Crying Freeman), der es derzeit wie kaum ein zweiter Regisseur versteht Geschichten in visuell eindrucksvollen Bildern zu erzählen. Skeptisch muss man trotzdem sein, denn bisher wurde in keiner Realverfilmung das eigentliche Potential der Spielvorlage ausgeschöpft.

Leider verhält es sich auch bei Silent Hill nicht anders, denn obwohl der Film gut startet versickert die Spannung dank des dünnen Skripts recht schnell. Die Handlung ist dabei an den Plot des ersten Spiels der Reihe angelehnt, nur mit etwas veränderter Personenkonstellation. Nicht Harry Mason sondern Rose (Radha Mitchell) macht sich im Film auf nach Silent Hill, eine Geisterstadt die vor Jahren von einem gewaltigen Feuer heimgesucht wurde. Der Grund ist das zunehmend merkwürdige Verhalten ihrer Tochter Shannon, die immer wieder den Namen der verlassenen Stadt erwähnt. Kurz vor der Stadtgrenze rennt ein Mädchen vor das Fahrzeug, beim ausweichen gerät der Wagen von der Fahrbahn ab - als Rose wieder zur Besinnung kommt, ist ihre Tochter verschwunden. Rose begibt sich allein nach Silent Hill um Shannon wiederzufinden…
Gans hält sich dabei sehr dicht an die Vorlage und schafft es die unheimliche Atmosphäre des Games nahezu perfekt einzufangen. An der Stadtgrenze angekommen geht ein Ascherregen auf die Protagonisten nieder und dichter Nebel behindert die Sicht. In Silent Hill angekommen steigt die Anspannung, wie schon im Spiel sorgen die verwaisten Straßen und leeren Häuser für ein unwohles Gefühl in der Magengegend. Gans wird in dieser Hinsicht der Vorlage mehr als gerecht, selten zuvor gelang es die Atmosphäre eines Videospiels so gut auf Zelluloid zu bannen. Aber nicht nur dass, die gelungene Optik dürfte auch Nichtkenner der Spielreihe in seinen Bann ziehen. Dazu kommt eine sehr stimmige Soundkulisse, die teilweise bis in die Glieder fährt wenn z.B. in der Stadt die Sirenen heulen. Zusammen mit den Figuren gehen wir durch Silent Hill, man fühlt sich dabei etwas wie im Spiel beim erforschen der Gassen und Gebäude. Viele bekannte Schauplätze haben den Weg in die Leinwandadaption gefunden, so wie das Krankenhaus und die Schule. Manche Räumlichkeiten wurden dabei wohl 1:1 übernommen, dass nenn ich Liebe zum Detail. Doch auch die wichtigste Komponente des Spiels darf natürlich nicht fehlen: die grotesken Monster. Die bizarren Schöpfungen sorgten damals schon bei mir für Gänsehaut und auch wenn sie hier nicht so zahlreich sind, muss man vor so viel kranker Phantasie den Hut ziehen. Dabei haben es ein paar der bizarrsten Kreaturen des Games auch in den Film geschafft: der Pyramid-Head und die Zombiekrankenschwestern aus Teil 2 der Reihe.

Als Rose und ihre Begleiterin zum ersten Mal in die andere Dimension wechseln beginnt ein wahrer Alptraum. Dank moderner CGI Technik gelingt es sehr realistisch die Parallelwelt spielgerecht wiederzugeben, denn so muss die Hölle aussehen. Dazu gehört auch die kranke Musik von Akira Yamaoka, die es zumindest teilweise in den Film geschafft hat, aber leider nur selten so beklemmend und bizarr wie in den Spielen wirkt. Diese Szenen gehören dann auch zu den intensivsten und spannendsten den ganzen Films, ein Level das nach dem Auftritt des Pyramidheads nur noch einmal erreicht wird.

Denn kurz darauf baut Silent Hill stark ab, was der unausgereiften Story von Roger Avary (Pulp Fiction) zugeschrieben werden muss. Bis zum ersten Ausflug in die Parallelwelt stimmt eigentlich alles, genauso hätte es weitergehen müssen. Dem ist leider nicht so und die beklemmende Stimmung ist schon bald pfutsch. Unsere Charaktere treffen auf eine Sekte die seit dem großen Brand in der Geisterstadt den Ton angibt und deren Ziele vorerst unklar bleiben. Kein Horror, kein Nerventerror sondern eine banale Mystery Geschichte mit langweiligen Handlungselementen wird einem hier serviert und die ist nicht noch nicht mal sonderlich originell. Hätte man sich lieber an das Original gehalten, hier waren die Personen im Ort um einiges unheimlicher als diese Pseudosekte mit ihren religiösen Motiven. Nur noch selten gelangt der Film zu alter Stärke, immerhin der Besuch im Krankenhaus lässt noch mal kurz das Blut gefrieren. Ansonsten herrscht Langeweile, gegen die auch Christophe Gans vergeblich ankämpft. Für einen Horrorfilm passiert einfach zuwenig, darüber können auch einige nette Gore-Szenen nicht hinwegtäuschen. Absolut unnötig ist auch der Subplot um den Familienvater (gespielt von Sean Bean) der außerhalb von Silent Hill Nachforschungen nach dem Verbleib von Frau und Tochter anstellt. Die Figur ist völlig unnötig, bringt die Geschichte nicht voran und bremst die eigentliche Handlung innerhalb von Silent Hill aus.

Fazit:
Wieder ein Film der seiner Videospielvorlage nicht gerecht wird. Dabei startet der Streifen richtig gut, nur die dünne Handlung macht mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Immerhin macht Christophe Gans Inszenierung Eindruck, denn optisch ist Silent Hill ein echter Hingucker und kann zumindest teilweise für die Schwächen im Drehbuch entschädigen. Wer die Spiele kennt und liebt wird wohl nicht in dem Maße zufrieden gestellt, wie man es im Vorfeld erwarten konnte. Spielunkundige können durchaus einen Blick riskieren.

Details
Ähnliche Filme