Review

Es ist mir noch nicht ganz klar, was ich von dem frisch gewonnen Eindruck von Silent Hill halten soll. Jedoch eins vorweg: Die Schwäche der Verfilmung liegt keinesfalls in der technischen Umsetzung.

Das Grundkonstrukt der Story ist größtenteils an den ersten Teil der Spiele-Reihe angelehnt. Nicht der verwitwete Harry Mason ist es, der in der Stadt Silent Hill nach seiner Adoptivtochter Cheryl sucht, sondern er wird ersetzt durch Rose (Radha Mitchell), die sich ohne ihren Mann Christopher (Sean Bean) mit ihrer Tochter Sharon (Jodelle Ferland) auf den Weg nach Silent Hill gemacht hat, und sich nach einem plötzlichen Ausweichmanöver auf die Suche nach ihrer scheinbar verschwundenen Tochter begibt. Im weiteren Verlauf werden auch zunehmend Elemente aus dem zweiten Teil mit in die Handlung einbezogen, so ähnelt beispielsweise Christopher der Figur James Sunderland, den auch die Spur seiner Frau nach Silent Hill treibt, womit er gleichzeitig eine Parallelhandlung für sich beansprucht. Eine Weiterführung würde allerdings zu viel vorwegnehmen, das sollte der Zuschauer schon selbst für sich erfahren und sich seine eigenen Gedanken machen. Es würde außerdem den Rahmen sprengen, damit könnte man Seiten füllen.

Die eindeutige Stärke von Silent Hill besteht aus der einzigartigen Symbiose aus dichten, atmosphärischen Bildern, die zugleich verstörend wirken, und einem beispiellosen, klaustrophobischen Score. Bar jeder Rücksicht auf Konventionen werden Einstellungen zu einer Komposition aneinander geschnitten, dass man meinen möchte, man befände sich tatsächlich mitten im Spiel. Viele der Aufnahmen sind dabei nahezu identisch. Gepaart mit verrückten, einfallsreichen Kamerafahrten und einer schockierend beklemmenden Kulisse, kann dieser technische Aspekt absolut überzeugen und wurde bis ins letzte ausgereizt. Sogar die nicht unwichtigen Monster sind sehr originalgetreu gelungen und verfehlen trotz Übermaß an CGI-Effekten - was bei einer solchen Spieleverfilmung eigentlich gar nicht anders zu realisieren ist und hier einfach hineinpasst - nur selten ihre Wirkung. Ebenso kann ich gar nicht oft genug betonen, wie klasse die bedeutende Musik- und Klanguntermalung geworden ist. Dieser wurde fast 1:1 aus dem Videogame entnommen, wo er – wie auch im Film – einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt. Wer einmal Silent Hill nachts, alleine, und im Dunkeln konsumiert hat, weiß, was ich meine.

Zu den schauspielerischen Leistungen ist nicht viel zu sagen, außer, dass sie durchweg solide vorhanden sind, wiederum nicht besonders herausstechen. Dennoch reicht es, um das zu vermitteln, worauf es bei den Figuren ankommt. Lediglich Sean Bean scheint ein wenig unterfordert mit seiner Rolle als verzweifelter Familienvater und kommt spürbar zu kurz, auch wenn sein Charakter nur für einen kleinen Teil der Screentime vorgesehen ist. Was ein wenig nervig rüberkommt, ist die deutsche Synchronisationsstimme von Sharon, die ab und zu schon mal das Ambiente zerstören kann. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist darstellerisch jedenfalls überzeugend genug.

Den großen Knackpunkt an Silent Hill bildet die Dramaturgie, wenn auch nicht unbedingt der Plot an sich schuld daran ist, der eigentlich vielschichtig genug ist, um bei Laune zu halten, sondern viel eher das Drehbuch. Es ist nicht genau auszumachen, woran es liegen mag, dass man sich nach einer gewissen Zeit, nachdem die anfänglich atemberaubende Wirkung der Bilder allmählich ihre Spannung verliert, nicht mehr im Epizentrum des Geschehens befindet bzw. die Bilder auf der Leinwand nicht mehr vollends mitreißen können. Zum Teil fühlt man sich einfach, als sähe man zu, während jemand Silent Hill spielt. Das Spiel hat sein intensives Erleben eben dadurch erreicht, dass man selbst die Hauptfigur steuert, sich in ihre Lage versetzt, sie im Prinzip verkörpert, denn ihr Handeln kontrolliert. Es gestaltet sich als äußerst schwierig diese Nähe zur Figur und ihrer Umgebung filmisch umzusetzen. Mir scheint es nahezu unmöglich, die Euphorie eines Spielers auf den Zuschauer zu übertragen, vor allem dann, wenn dieser das Spiel und dessen Hintergründe noch nicht einmal kennt und alles neu entdecken muss. Daher dürfte der Film auf ein ahnungsloses Publikum in eine andere Richtung wirken als auf den erfahrenen Spieler. Die richtige Balance zwischen der Ebene des Films und die des Spiels zu finden, gestaltet sich als eine Gratwanderung. Das Ergebnis ist eher zugunsten des Spielers ausgefallen, der sich an den vielen Details und Parallelen erfreuen kann und sich im Film wieder findet. Noch komplizierter wird es dann, wenn Fragmente aus zwei verschiedenen Teilen miteinander verknüpft werden, was den Liebhaber der Vorlage vielmehr verschrecken dürfte und dann auch nicht vollständig funktioniert. Bloß wie trifft man den richtigen Kompromiss und schafft es, dass beide Fraktionen sich in den Film hineinsteigern? Der Ansatz, dem Zuschauer mehr Freiraum für Auslegung und aktives Mitdenken zuzugestehen ist eigentlich kein schlechter Anfang.

Fazit:

Obgleich das Problem der Verfilmung in der Erzeugung von Spannung durch ein funktionierendes dramaturgisches Vorgehen besteht, so kann sich zumindest alles, was sich darum bewegt, sehen lassen. Dazu gehören eine einwandfreie Regie sowie Fotografie, als auch allgemein eine bestechende technische Ausgereiftheit mit samt Production Design und Vertonung. Die umwerfende ersehnte Adaption des Videospielklassikers bleibt zwar aus und hinterlässt einen nicht ganz zufriedenen Eindruck, kann dafür in meinen Augen umso mehr als bisher beste ihrer Art punkten.

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