Wer kennt sie nicht? Die guten, (fast schon) alten, Spiele der Resident Evil-Reihe? Mit zwei unterschiedlichen Spielfiguren kämpft man sich durch allerhand Zombieschergen und löst dabei munter ein paar Rätsel. Blut, Spannung und Atmosphäre perfekt, mit viel Potenzial für schaurige Spielabende. Doch es sollte später noch eine weitere, sagenumwobene Gruselreihe unter den Computergames geben: "Silent Hill". Von der Spieltiefe kamen die SH-Spiele zwar nicht ganz an die große, beliebte Konkurrenz von Capcom heran, doch in Sachen Atmosphäre und Grusel war "Silent Hill", aus dem Hause Konami, dennoch noch ne ganze Ecke schärfer als "Resident Evil". Ich persönlich kenne zwar nur den 2. Teil der Reihe, würde aber nur zu gerne behaupten wollen, dass mich dieses Spiel so sehr in seinen Bann gezogen hat, wie kaum ein Spiel davor oder danach. Nächte voller unruhigen Schlafes waren die Folge und öfters musste ich die Spieleseasons mit einem Druck auf die Pausetaste unterbrechen, nur um zur Ruhe zu kommen. Im Jahre 2006 nun, sollte sich Christophe Gans an eine Filmumsetzung des Stoffes machen. Ein schwieriges Unterfangen, welches Gans aber soweit zufriedenstellend bewältigt hat, wäre da nicht die letzte halbe Stunde, die vieles versaut.
Das größte Problem dürfte dabei vor allem die Story gewesen sein, denn schon das Spiel "Silent Hill" besitzt eine Geschichte, die verwirrender und verworrener kaum sein kann. Logische Erklärungen, lineare Handlungswege oder sonstige nachvollziehbare Details sind hier kaum vorhanden. Das Spiel lebt in seiner Geschichte hauptsächlich davon, den Spieler immer und immer wieder zu verwirren. Doch was in einem Spiel noch einigermaßen gut funktioniert (hier sogar außerordentlich gut), dass wird bei einem Film schon schwieriger. Und somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Story und die Handlung des Films für Außenstehende (sprich für Nicht-Gamer) kaum nachvollziehbar ist, da auch der Film weder eine sonderlich lineare Handlungsweise hat, noch logische Erklärungen oder ähnliches. Auch hier gilt es vor allem den Zuschauer zu verwirren und mit einem Fragezeichen über dem Kopf zurück zu lassen, was das Gezeigte eigentlich soll. Ein völlig verlassene Stadt, merkwürdige, nicht definierbare Wesen und allerhand mysteriöse Ereignisse, die nicht wirklich erklärt werden, bzw. von jedem Zuschauer selbst definiert werden müssen. Das ist wahrlich schwierige Kost, der man sich eigentlich entweder nur von Anfang verschließen kann oder auf die man sich einfach einlassen muss. Und somit wird sich der Spielkenner bestimmt damit zufrieden geben können, der Filmfreak aber sicher nicht so sehr.
Aber nun gut, der Knackpunkt liegt, genauso wie beim Spiel, sowieso wo ganz anders und zwar bei der Atmosphäre und diese hat Gans hier sichtlich perfekt vom Computerbildschirm auf die Leinwand übertragen können. Ja, was Gans hier gezaubert hat, dürfte wohl so ziemlich das Atmosphärischste sein, was es so in letzter Zeit zu sehen gab. Sei es das vernebelte Städtchen Silent Hill, welches unter einer Schicht von weißem Ruß liegt, der, nicht enden wollend, vom Himmel "herabregnet" und somit eine Art Nebelbank errichtet, die schauriger kaum sein könnte. Dann die Einsamkeit der Hauptfigur, die vor allem in den Anfangsmomenten schier beißend auf den Zuschauer herüberkommt. Die Geräuschkulisse, bestehend aus allerhand undefinierbaren Geräuschen, die einem schon beim Spiel die Haare zu Berge stehen ließen und einem hier nun, im Kino-Surroundsound, nur so um die Ohren schwebt. Und dann natürlich allerhand gruseliges Gesocks, welches ebenfalls 1:1 aus den Spielen übernommen wurde. Vor allem der Spitzkopf mit dem übergroßen Messer, welches er laut schürfend über die Gänge zieht und dann mit voller Wucht durch die verschlossene Tür stößt. Was Gans hier in Sachen Atmosphäre und Spieledetails in den Film gepackt hat, ist schlichtweg Atemberaubend.
Dazu kommen dann noch die kongenialen Kulissen, die man ebenfalls schon aus dem Spiel kennt. Seien es die leeren, gruseligen Straßen von Silent Hill, das Schulgebäude, das grausige Hotel oder zum Schluss die Kirche. Nahezu alle Kulissen kommen einen wohlig bekannt vor und können einen locker mitten ins Geschehen versetzen und an die guten alten Stunden mit dem "Silent Hill"-Game zurück erinnern lassen, als man sich noch selbst durch diese Kulissen hindurch bewegte. Besser hätte Gans die Atmosphäre und die Umgebung des Spiels jedenfalls kaum einfangen können.
Leider aber macht Gans dann einen entscheidenden Fehler und zwar ca. eine 1/2 Stunde vor Schluss. Denn "Silent Hill" ist mit stattlichen 126 Minuten Laufzeit spürbar zu lang geraten, was aber nur halb so schlimm wäre, hätte man sich in der letzten halben Stunde nicht plötzlich eine sonst wie hanebüchene Erklärung aus den Fingern gesaugt, die so derart deppert beim Zuschauer ankommt, dass man sich selbst als Spielfreak an den Kopf fasst. Nicht nur das plötzlich die knackige Atmosphäre, die bis dahin unbestreitbar zu spüren war, plötzlich wie weg geblasen zu sein scheint, nein es passt alles plötzlich auch überhaupt nicht mehr zur Struktur des Spiels, weil man sich eben einfach doch noch zwingend eine Erklärung geben lassen muss, die man aber eigentlich gar nicht haben will und erst recht nicht so. Nicht nur das die Auflösung wirklich zum bersten bescheuert ist, der Kniff beim Spiel war vor allem die Tatsache, dass man, wie schon weiter oben erwähnt, sich das Meiste eher selbst zusammenreimen musste, wenn man das Treiben wirklich verstehen wollte. Doch hier kriegt man nun doch plötzlich eine schrottige Erklärung, bzw. mehr einen Versuch verpasst, die einfach nicht zu "Silent Hill" passen möchte. Zwar ist danach immer noch längst nicht alles aufgeklärt (das wollte Gans schließlich auch gar nicht), doch diese letzten Minuten des Films ärgern einen dann doch ungemein.
Da können auch einige knackige Splattereffekte, sowie der wunderbare Scoretrack nicht hinweg täuschen. Auch wenn es hier verhältnismäßig wenig splattert, so geht es doch recht saftig zur Sache, wenn es mal zum Blutvergießen kommt. So wird z. Bsp. eine Frau von dem Spitzkopf mal so mir nichts dir nichts in zwei Hälften gerissen und am Ende erwischt es auch noch einige, die sich in einer ganz fiesen Konstruktion eines Stacheldrahtes wiederfinden. Ziemlich heftig, wenn auch spürbar aus dem Computer, geht es hier zur Sache und die knackige Musikuntermahlung unterstreicht das Ganze dann auch noch. Hierbei haben wir es jedenfalls wieder einmal mit einem Score-Track zu tun, der in keiner Horror-Soundtracksammlung fehlen darf.
Was die Darsteller angeht, so kann Hauptdarstellerin Radha Mitchell doch recht gut, als Mutter die auf der Suche nach ihrem Kind ist und dabei die buchstäbliche Hölle durchlebt, überzeugen. Aber auch die restlichen Darsteller gehen in Ordnung, bis auf vielleicht Jodelle Ferland, die als Darstellerin der kleinen Shanon und der kleinen Alessa nicht wirklich was auf dem Kasten hat. Aber nun gut.
Fazit: Höllisch wirr, extrem atmosphärisch, schockierend und beängstigend. So waren die "Silent Hill"-Games und so ist, glücklicherweise, auch der Film geworden. Zwar kann die krude Story bei einen Film nicht wirklich überzeugen, was aber Atmosphäre, Kulissen und die Kreaturen angeht, da macht Gans den Spielen mit seinem Film wirklich alle Ehre und präsentiert uns vielleicht einen der schaurigsten Gruselstreifen der letzten Jahre. Schade nur, dass er den positiven Eindruck mit der letzen, völlig überflüssigen geratenen, halben Stunde so sehr wieder einreißt, dass es unterm Strich dennoch nicht für einen "guten" Film reicht, selbst unter den Freunden des Spiels. Ohne diesen überlangen und völlig blödsinnigen Schluss, wäre durchaus ein Highlight drin gewesen. Somit reicht es leider nur für eine überdurchschnittliche Wertung, die nur knapp an der Hürde zum guten Film scheitert. Schade eigentlich!
Wertung: 6,5/10 Punkte