Review

„Silent Hill“ scheint anfangs wieder eine alte Regel zu bestätigen: Wenn dich eine mysteriöse, böse Macht angreift, hilft dir die Polizei nie! Wenn einem überhaupt geglaubt wird.

In der Parallelwelt von „Silent Hill“ ist alles kaputt, dunkel, dreckig und immer wieder kommt das nächste, noch deformiertere, abartigere Ungetüm um die Ecke, dass es Spaß macht, abzuwarten was als nächstes für ein Monster kommt. Und jedes bekommt seinen großen Auftritt, wird meist von Sirenenklängen eingeleitet, die den Bewohnern von Silent Hill als Warnung dienen. Das lässt einem besonders beim ersten Mal die Nackenhaare hoch stehen, so bizarr ist das Ganze. Wobei ich mir eine weitere Einbindung in die Geschichte für die Monster gewünscht hätte, das hätte alles weniger wahllos erscheinen lassen. Hier sind sie jetzt schlicht und einfach die Verkörperung des Bösen. Nur bei den aus dem Spiel bekannten Krankenschwestern kann man einen Zusammenhang zur Handlung erkennen.
Förderlich ist dabei auch die Tatsache, daß man schon recht früh nach Silent Hill gelangt und das Expose nicht groß mit "Handlungsszenen" in die Länge gezogen wird.
Für die Rollen hat man sich gute Leute geangelt, die nicht herausragend sind, aber ihre Pflicht erfüllen.
Hauptdarstellerin Radha Mitchell ist hübsch genug und besitzt genau die richtige Kombination aus Gefühl und Entschlossenheit als Mutter, die alles daran setzt ihr Kind wieder zu finden, ohne zu einer Actionamazone zu mutieren, die alle Viecher im Alleingang fertig macht.
Was von der von Laurie Holden gespielten, eher zufällig ins Geschehen tretenden, Polizistin etwas übernommen wird, die hier die Powerfrau ist und dafür verantwortlich, die Monster abzuknallen. Sie ist einfach zu sexy und zu cool in ihrer engen, schwarzen Lederkluft (Grrrrr!) um sie nicht sympathisch zu finden. Kommt auch ohne nervige, pseudocoole Sprüche aus, zum Glück!
Sean Bean auf einem verlorenen Posten im Nebenhandlungsstrang (Was für ein Scheißwort!), als Ehemann auf der Suche nach Frau und Kind, kann er kaum was zum wirklichen Mainplot beitragen.

Nun, jetzt hat der Film auch viele Kritiken Vorgerufen, und wenn ich mich dafür begeistere, woher kommt dann all diese Antipathie?
Das ist häufig der Fall bei „extremen“ Filmen, bei denen es Zuschauer gibt, die ihn extrem treffen und ihn dann extrem gut finden, es dagegen aber auch Zuschauer gibt, die er dafür extrem verfehlt und die ihn einfach misslungen finden. Es kommt einfach auf die Technik an, die der Regisseur benutzt.
„Silent Hill“ ist kein schlechter Film. „House of the Dead“ ist ein wirklich schlechter Film!
Das Wort „extrem“ soll bei „Silent Hill“ aber nicht als die Gewalt aufgefasst werden, sondern als die Atmosphäre, das Fremdartige und Mysteriöse. Dass man sich eben extrem auf diese Eigenschaften verlässt.
Aber liebe Gorehounds, nicht verzweifeln, es gab zwar besseres für euch im Kino in letzter Zeit, unblutig ist es hier aber auch nicht. Alles ist in passenden, ausreichenden Maßen vorhanden. Mein Highlight: Eine ruppige Häutung!

Ohne Frage gibt es Macken an „Silent Hill“, so gleicht der Anfang der Handlung eher einem simplen Spießrutenlauf, die dem Schema folgt: Rose findet Hinweis, folgt diesem zu einem anderen Ort, findet weiteren Hinweis, folgt diesem zu einem anderen Ort… u.s.w. Aber einem gut gefilmten, atmosphärischen Spießrutenlauf! Mein Gott, mir ist hier wie nirgendwo anders aufgefallen, wo eine Kamera ohne CGI alles herunter, durch, drunter und drüber fahren kann! Gans hat wirklich eine sehr, sehr gesunde Bildsprache, was dem Film auch wirklich gut tut und ihm eine gewisse Dynamik verleiht!

Stil hat Gans ja, das hat er ja schon eindeutig mit „Crying Freeman“ und „Pakt der Wölfe“ bewiesen. Stillos ist nur der zu offensichtliche Gebrauch von Computereffekten, besonders der künstlich hinzugefügte Nebel nervt.
Da steht nun Rhada Mitchell in Silent Hill und ihre Umrisse sind zum Hintergrund so wässrig und unscharf als hätte hier eher ein Anfänger bei Adobe Photoshop den Weichzeichner benutzt um die Schnittstellen von Vorder- und Hintergrund zu retuschieren. Das sind zwar vielleicht nur 1, 2 Szenen, und sonst interessiert das auch kein Schwein, aber so etwas ist-doch-ein-fach-schreck-lich! Bitte liebe Filmemacher! Unsere Zivilisation ist schon so weit gekommen: Wir haben metergroße Riesenaffen gesehen, die sich mit 3 Dinosauriern gleichzeitig prügeln, während sie Naomi Watts in den Händen halten, wir sind kopfüber durch riesige Weltraumschlachten geflogen und haben sogar eine Reise durch Edward Nortons Kopf gemacht! Da kann es doch nicht wahr sein, dass es an dusseligen Nebel scheitert! Meine einfache Bitte: bevor ihr uns die tollsten Sachen zeigt, versucht wenigstens, dass ALLES perfekt und wie aus einem Guss aussieht! Ja, damit mein ich auch „King Kong“ und „Star Wars“! („Fight Club“ ist aber cool.)

„Silent“ ist die kleine Abwechslung zur momentanen Horrorwelle, der mehr fantastische Kost als der angesagte, „realistische“ Psycho-Horror bietet und vor allem mit der Tatsache punkten kann, dass er eine eigene Note hat.
„Silent Hill“, das stille Örtchen, hätte vielleicht ein richtiger Klassiker werden können, wäre die Story noch dichter gewesen. Alles hätte noch gestrafft, gekürzt oder gepusht werden können. Deshalb verfehlt Gans leider das Potenzial.
Trotzdem fühle ich mich keineswegs übermütig, wenn ich mich aus dem Fenster lehne und einfach behaupte: Die bis dato beste Videospielverfilmung.

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