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Große Hoffnungen hegten Presse und vor allem Gamefans für die Verfilmung des Gruselklassikers Silent Hill, nachdem das erste Material auftauchte und einen viel versprechenden Eindruck machte. Als die authentischste Spieleverfilmung wurde der Film von Christophe Gans (Pakt der Wölfe) schon vorab gehandelt. Doch wie auch der größte Hype täuschen kann, sieht man hier.

Willkommen in der Hölle
Die kleine Sharon Da Silva (Jodelle Ferland) ist chronische Schlafwandlerin. Immer, wenn sie wieder im Tiefschlaf versunken ist, geht sie wie von Geisterhand gesteuert aus dem Haus und ruft immer wieder, dass sie nach Hause wolle, an einen Ort mit dem bedeutungsschwangeren Namen Silent Hill. Wenn sie wieder aufwacht, kann sie sich jedoch an nichts mehr erinnern. Ihre Adoptivmutter Rose (Radha Mitchell) beschließt daraufhin, gegen den Willen ihres Mannes Christopher (Sean Bean), mit Sharon zu diesem mysteriösen Ort zu fahren. Schon kurz nachdem sie das Eisentor zu dem versperrten Städtchen mit ihrem Jeep durchbrochen haben, geschieht das erste übersinnliche Mysterium: ein Mädchen taucht nahe vor dem Wagen auf und zwingt Rose zu einem Ausweichmanöver, an dessen Ende sie bewusstlos hinter dem Lenkrad zurückbleibt. Als sie wieder zu Besinnung kommt, ist Sharon verschwunden. Panisch rennt Rose überall in der Stadt umher, auf der Suche nach ihrer Tochter, welche sich als recht schwierig erweist, da permanenter Ascheregen die Sicht behindert. Als auf einmal eine Alarmsirene gellend ihren Dienst aufnimmt, befindet sich Rose plötzlich und unerwartet in einer dämonischen, dunklen Parallelwelt, in der ihr grausige, menschenähnlich wirkende Gestalten nach dem Leben trachten. Sharon kann sich mit letzter Not retten und ist auf einmal wieder in taghellen Stadt, zwar ohne die Monster, aber auch ohne ein Anzeichen, wo Sharon abgeblieben sein könnte. Je tiefer sie in die Gebäude von Silent Hill vordringt, desto näher kommt sie den dunklen Geheimnissen, die diese Stadt in sich trägt…

The Hills have eyes!
Die ersten 20 Minuten von Silent Hill – Willkommen in der Hölle sind als Einleitung sterbenslangweilig. Nicht nur, dass alles ziemlich gerafft und gehetzt wirkt (Albtraum – Entscheidung, nach Silent Hill zu fahren – Fahrt – Ankunft), sondern scheint auch lieblos als notwendiges Opening-Übel dahingeschludert. Sobald Rose und Sharon in Silent Hill angekommen sind, wird mancher Gamefan aufgrund des Mittelteils erfreut sein, denn der ist vom inszenatorischen Standpunkt aus nah am spielerischen Vorbild dran. Verlassene, surreale und bedrohlich wirkende Umgebungen erinnern den geneigten Zocker bestimmt an die ein oder andere durchgespielte und –zitterte Nacht im dunklen Zimmer. Die Kreaturen wie z.B. der allseits bekannte Pyramid Head oder die leicht lädierte Krankenschwester tragen zusätzlich zur Authentizität bei. Aber auch diese positiven Merkmale können nicht den katastrophalen Rest überspielen, der einem hier geboten wird. Die Story zieht sich über die Laufzeit von knapp zwei Stunden derartig hin, dass man schon reichlich Geduld mitbringen muss. Laufend jagt Rose auf der Suche nach ihrer Tochter durch ein Gebäude nach dem anderen, bis wieder der Übergang in die Parallelwelt kommt, in dem sie sich dann wieder vor den Höllenmonstern in Sicherheit bringen muss, nur um im Anschluss in der „normalen Welt“ wiederum ihre Suche fortzusetzen. Besonders ins Auge sticht dabei das ständige Rufen des Namens des Kindes. „Sharon!!!“ hier, „Sharon!!!“ da. Spätestens nach dem zehnten Mal wird das nur noch nervig und ärgerlich und erinnert stark an Ozzy Osbourne, der in seiner MTV-Reality-Show den Gebrauch nicht weniger exzessiv zelebrierte. Die letzte halbe Stunde des Werks hat dann mit der Spielvorlage soviel gemeinsam wie McDonald`s mit einem 5-Sterne-Restaurant. Hier schien alles hineingepfropft worden zu sein, was man besser auf den ganzen Film hätte verteilen sollen. Die unsägliche Story um religiöse Eiferer, Hexenverbrennung und Teufelaustreibung wirkt so aufgesetzt wie fehl am Platze. Dass Christophe Gans anschließend noch die völlig übertriebene wie unnötige Splatterschublade aufmacht und derbste Todesszenen in das Finale integriert, wird dem Spiel auch nicht richtig gerecht und rechtfertigt die „ab 18“-Freigabe in jedem Fall, komisch, dass die FSK hier anders urteilt, aber das wäre ja nicht das erste Mal. Schauspielerisch kann auch nicht viel Gutes berichtet werden, obwohl man in diesem Genre mit Bewertungen ja ohnehin vorsichtig sein muss. Radha Mitchell spielt demzufolge akzeptabel und emotional, auch, wenn ihre Rolle besonders gegen Ende hin als märtyrerische Rächerin fast der Lächerlichkeit preisgegeben wird.

Asche zu Asche
Und wieder war es nichts mit einer gelungenen Spieleverfilmung. Trotz der Vorschusslorbeeren entpuppt sich Silent Hill – Willkommen in der Hölle als verwirrend-konfuser, unausgeglichener und unbefriedigender Horrorfilm, den kein Mensch so wirklich braucht. Die Story ist schlecht geschrieben und der desaströse Endteil verwirkt letztlich alle spielähnlichen, atmosphärischen Momente. Hemmungslose Anhänger der Spielereihe wird diese Kritik ohnehin nicht vom Kinobesuch abhalten, allen anderen, die vorher lieber abwarten wollten, sei hiermit gesagt: Wenn schon eine Spieleverfilmung mit Höllen- und Horrorthematik, dann lieber Doom.


Dialoghighlight: „Die Mutter ist Gott in den Augen eines Kindes“

Fazit: 3 von 10 Feuermeldern

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