Zunächst muss ich zugeben, dass ich nur geringe Kenntnisse von der Spielvorlage besitze. Vielleicht hat mir das eine etwas unvoreingenommenere Bewertung von Christophe Gans Adaption ermöglicht.
Ein leicht zugänglicher Film ist "Silent Hill" wahrlich nicht. Diejenigen, die die Spielvorlage nicht kennen, werden sich von dem bizarren, visuellen Wirrwar, dem Hin- und Herspringen zwischen den Dimensionen sicherlich vollkommen überfordert fühlen. Ich hab mich bemüht, einigermaßen den Überblick zu behalten, was mir denke ich ganz gut gelungen ist. Einfach war es aber wahrlich nicht.
Wie man vielerorts lesen darf, haben sich Gans und sein Autor Roger Avary an den ersten beiden Teilen der Serie orientiert und Elemente in ihre Adaption einfließen lassen. So wie es aussieht, scheint er den atmosphärischen Ton der Vorlage recht gut getroffen zu haben. Er lässt sich nicht zu viel Zeit, bis er das Geschehen in den titelgebenden Ort verlegt. Jedoch franst Gans das Geschehen im Mittelteil des Films relativ stark aus und man merkt, dass der Franzose selbst ein großer Fan der Spiele ist. Nur so kann es zu erklären sein, dass man sich bei Rada Mitchell´s Erkundung von Silent Hill selber permanent ein Gamepad in die Hand wünscht. Der Mix aus: Angriffe aggressiver, verunstalteter Kreaturen überleben, durch dunkle Korridore schleichen und Gegenstände (Taschenlampen) aufnehmen, hat Gans wohl als Zugeständnis an die Gamer und weil er selber einer ist, eins zu eins in seine Adaption übernommen.
Damit hätte ich absolut kein Problem, würde Gans das Ganze nicht auf so spannungsschädigende Länge ausdehnen. Was auf dem heimischen PC-Bildschirm stundenlang Spannung verspricht, muss nicht zwangsläufig auf der großen Leinwand den selben Effekt haben. Mit anderen Worten: Der Film ist mit 125 Minuten ein ganzes Stück zu lang, für das was er eigentlich zu erzählen hat. Nun kann Gans den nicht vorbelasteten Zuschauer zumindest mit einer wahrhaft düsteren, unheimlichen Atmosphäre, einer Riege passabler Darsteller (am besten ist ganz klar Jodelle Ferland, sie überragt den Rest des Cast) und, besonders im Finale, einer ordentlichen Portion Splatter wenigstens teilweise entschädigen, was auch zur Folge haben könnte, dass Nichtgamer vielleicht einen etwas genaueren Blick auf die Vorlage werfen werden.
Auch wenn, wie schon eingangs erwähnt, Nichtvertraute der Spielvorlage mit "Silent Hill" wahrscheinlich nicht viel anfangen werden können, so kommt zumindest die Horror- und Mysteryfraktion auf ihre Kosten. Auch Fans des Surrealismus alá Luis Buñuel werden an "Silent Hill" sicherlich ihre Freude haben.
Ein bizarres, surreales Kinoerlebnis der etwas anderen Art, wenn man danach nur nicht zu sehr über die scheinreligiösen Platitüden nachdenkt. Mir hat´s durchaus gefallen.
7,5 von 10