Die „Vietnamveteran kehrt nach Vietnam zurück um amerikanische Vietnamkriegsgefangene rauszuholen“ - Streifen waren in den Achtzigern groß angesagt und erlebten vor allem im B-Action-Bereich eine zigfache Ausbeutung. Grund genug für die beiden Canon-Spezies Yoram Globus und Menahem Golan (u. a. auch „Bloodsport“ oder „Cyborg“) selbst einen reaktionären Streifen (1 Jahr vor „Rambo 2“!) nach bewährter Bauweise zu produzieren und „Missing in Action“ gleich zu einer Norris-Trilogie auszuweiten.
Ich bin nicht unbedingt ein Fan des bärtigen Sparmimen, aber der Anzug des schweigsamen Col. Braddock passt ihm wie angegossen. Nun wurden in den Achtzigern solche Filme noch mit angemessenen Budgets ausgestattet, so dass sich Regisseur Joseph Zito („Invasion U.S.A.“, „Red Scorpion“) hier so richtig austoben durfte und das tut er von Beginn an. In der Opening Scene wird mit viel Krawumm der Vietnamkrieg vorgestellt. Explosionen durch Mörser, ein hoher Munitionsverbrauch, viel Nebel ein dichter Busch und viele Tote auf beiden Seiten. Krieg ist die Hölle, wir wissen es, Zito zeigt es uns noch mal. Egal, macht Spaß, ist unterhaltend und macht optisch was her.
Aber wir leben ja nun mal in der Gegenwart und dort quälen Braddock Nacht für Nacht Albträume. Aus der langen Kriegsgefangenschaft konnte er entkommen, die Dämonen von damals halten ihn aber immer noch gefangen und so kehrt er mit einer amerikanischen Delegation nach Vietnam zurück. Die will das Thema „amerikanische Kriegsgefangene“ ein für allemal auf diplomatischem Weg beenden.
Wer hätte es anders von einer amerikanischen Produktion dieser Zeit mit diesem Inhalt anders gedacht, ist „Missing in Action“ tendenziell rassistisch und klischeehaft. Vietnamesen sind grundsätzlich falsch, böse, hinterlistig und verlogen, während Braddock der Saubermann vom Dienst ist. Schon kurz nach der Ankunft wird er Kriegsverbrechen, die er natürlich nie begangen hat, bezichtigt, was dann dazu führt, dass ihm irgendwann der Geduldsfaden reißt und er sein eigenes Unternehmen angeht.
Nicht nur die Politiker und Militärs Vietnams kommen hier schlecht weg, auch die Städte und die dortigen Bewohner werden deutlich negativ dargestellt. Das spätere Bangkok gleicht einer Puffmetropole mit vergammeltem Hafen, die dortigen Personen sind Nutten, Stricher, Dealer und Halsabschneider. Nur kann das doch den guten Braddock nicht erschüttern. Der prügelt und mordet sich nämlich souverän und mit etwas zu aufgesetzten Onelinern (leider mit ungewohnter Arni-Synchronstimme) durch die Gegner. Zugegeben, die stellen sich auch nicht immer klug an.
Was Zito dabei an Action auffährt ist optisch allerliebst, auch wenn er nach dem leckeren Opener sich den Rest etwas aufhebt. Da gibt es neben den obligatorischen Keilereien, Ballereien, Bootsverfolgungsjagden, crashende Autos und explodierende Gebäude. Das ist von der Idee her zwar alles arg konventionell, aber Zito hat ein Auge fürs Detail und deswegen sieht das, besonders in Zeitlupe, alles recht gelungen und wenig improvisiert aus.
Zur erwarteten Rettungsmission kommt es dann erst in der letzten halben Stunde, da M. Emmet Walsh („Blade Runner“, „Red Scorpion“) als alter Kollege und Materialbeschaffer eingespannt werden und Braddock ein paar Bälle zuspielen muss. Wie erwartet findet er dann auch ein Lager, zerlegt es artgerecht in „Rambo“ – Manier (was viele schicke Explosionen zur Folge hat) und hubschraubert sich dann mit lebenden Argumenten an den Verhandlungstisch zurück.
Ja, „Missing in Action“ ist ein extrem doofes Actionvehikel, das niemand ernst nehmen sollte – nicht zuletzt wegen der bedenklichen Tendenzen. Aber es macht Laune. Zito hat, was die Inszenierung von Action angeht, einiges drauf – auch wenn, zum Beispiel bei den Bootjumps im Fluss, mal die Pferde mit im durchgehen. Dafür entschädigt dann der in Zeitlupe aus dem Wasser aufsteigende, die bösen, lachenden Vietcongs mit einem Maschinengewehr abstrafende, Braddock mit Killerblick. Ich mag die Szene. ;)
Fazit:
Reaktionärer, rassistischer Actioner, in dem Chuck Norris wohl, bis „Walker“ kam, seine Paraderolle entdeckte. Regisseur Joseph Zito vermag mit seinem Budget einiges anzustellen, so dass B-Movie-Fans zufrieden sein dürften. Allen anderen sei hier aufgrund des Inhalts und der Story vom Reißbrett auch abgeraten. Die Action rult, der Plot nicht. So ist das eben in der zweiten Liga.