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Nachdem die junge Nicole Fitzgerald von der Schwestern-Belegschaft einer psychiatrischen Klinik genötigt wird, nackig in die Kellergewölbe des Hospitals hinabzusteigen und vor einem zerbrochenen Spiegel 13 mal den Namen „Bloody Mary“ auszusprechen, verschwindet sie spurlos. Ihre ältere Schwester, die Kriminalautorin Natalie, schnüffelt darauf hin in der Angelegenheit rum und kommt so den unheimlichen Vorgängen innerhalb der Anstalt auf die Spur. Offenbar spukt der Geist einer ehemaligen Patientin namens Mary immer noch in den Fluren des Gebäudes rum und metzelt sich blutig durch Insassen und Pflege-Personal. Schlimmer noch, einige Ärzte und die Ober-Schwester Jenna scheinen einem regelrechten „Bloody Mary“-Kult zu huldigen und sorgen nur allzu gern für steten Nachschub an Opfern… Dieser billige Independent-Streifen bedient sich zwar bei einer der bekannteren mythologischen Schreckgestalten, deren Legende (jeweils leicht variiert) durch Mund-zu-Mund-Propaganda unter US-Teenagern sicherlich munter am Leben gehalten wird, beweist allerdings ebenso wie „Düstere Legenden 3“, dass durch mangelnde Sorgfalt und einfältige Geschichten auch die vielversprechendsten Stoffe noch mit Schmackes gegen die Wand gefahren werden können. Die durch wiederholtes Aufsagen ihres Namens vor einem Spiegel herbeigerufene „Bloody Mary“ birgt auf jeden Fall das Potential für einen zünftigeren Genre-Beitrag, als es dieser Z-Grade-DVD-Schrott letztendlich geworden ist. Regisseur und Drehbuchautor Richard Valentine, der dank bandagierter Visage, schneller Schnitte und stylisher Beleuchtungs-Eskapaden sogar höchstpersönlich auch die Titelrolle übernehmen konnte, hätte jedenfalls mal lieber hinter der Kamera auf seinem Hocker sitzen bleiben und sich um eine etwas durchdachtere Inszenierung bemühen sollen. Oftmals kommt es einem dabei nämlich so vor, als wären viele Einstellungen und Blickwinkel nur gewählt worden, um dem Zuschauer einen möglichst guten Blick unter Mini-Skirts und Patientenkittel auf die Unterwäsche der attraktiven Mädels zu verschaffen. Die musikalische Untermalung einiger entsprechend alptraumhaft angelegter Szenen mit sphärig-düdeliger Synthie-Rock-Mucke verweist eindeutig in Richtung der „Nightmare on Elm Street“-Franchise, die solche Verbindungen von Bild und Ton allerdings schon vor zwanzig Jahren besser und auf surreale Art interessanter hinbekommen hat. Selbst die schwächste „Freddy Krueger“-Episode ist „Bloody Mary“ natürlich noch haushoch überlegen, mit derart konfus-verwurstelten und vor sinnlos-beliebig aneinander geklatschten Versatzstücken strotzenden Storylines lässt sich halt kein neuer Horror-Held etablieren, auch nicht im semiprofessionellen No Budget-Bereich. Die schlecht geführten Darsteller-Nulpen irren hauptsächlich orientierungslos durch die kargen Korridore der Klinik, die als Drehort sicherlich preisgünstig angemietet werden konnte. Die mit lästigen Farbfilter-Spielereien durchsetzte Video-Fotografie nervt ebenso mächtig ab und verbreitet ständig das Ambiente eines chronisch unterfinanzierten Billigfilms. Lediglich das eingesetzte Spiegel-Motiv könnte einen da mal kurz aufblicken lassen, aber auch das wird nicht gerade gewinnbringend eingesetzt und kulminiert lediglich in einer einzigen F/X-Szene, die schlecht von ähnlichen Momenten aus „Geisterstadt der Zombies“ und „The Witch“ abkopiert wurde. Da fliegen dann mal wieder die Glasscherben durch die Luft und Richard Valentine war bestimmt mächtig stolz auf sich, dass ihm die besseren Vorbilder gerade noch rechtzeitig eingefallen sind. Die Chose wird in der haarsträubend schlecht synchronisierten deutschen Fassung auch nicht erträglicher und reiht sich damit lässig in die breite Masse schnell verklappbaren DVD-Mülls ein, dem zweifellos keine Bedeutung beigemessen werden muss. Fazit: keine Konkurrenz für den "Candyman".

2/10

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