Neben Deutschland leistet nun auch Frankreich seinen Beitrag zur von "Scream" ausgelösten Slasher-Manie. Dabei läuft gerade in diesem Genre immer alles nach Schema F ab, Regisseur und Drehbuchautor Lionel Delplanque (Ränkespiele der Macht) bemüht sich hier zumindest einiges anders zu machen und besonders auf visueller Ebene vermag sein Werk zu überzeugen. Als Aufhänger dient das berühmte Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf.
Dieses sollen die fünf erfolglosen Schauspieler Sophie (Clotilde Courau), Jeanne (Slexia Stresi), Mathilde (Maud Buquet), Wilfried (Vincent Lecoeur) und Matthieu (Clément Sibony) dem kleinen Nicolas (Thibault Truffert) zu seinem Geburtstag aufführen. Dafür wurden sie vom überaus dubiosen Axel de Fersen (Francois Berléand) in ein abgelegenes Schloss eingeladen. Doch erst Nachts merkt die Gruppe, dass etwas nicht stimmt. In der Gegend treibt laut Polizei ein Vergewaltiger sein Umwesen und im Schloss ein mysteriöser Killer. Bald gibt es das erste Opfer zu beklagen und eine Flucht scheint schier unmöglich.
"Deep in the Woods" ist kein handelsüblicher Slasher, sondern teilweise eine nett verworrene Angelegenheit, die geschickt zwischen Krimi und Slasher balanciert. Dafür wählte Delplanque mit dem idyllisch gelegenen Waldschloss die optimale Kulisse und gerade auf visueller Ebene gelingt ihm ein Coup. Der Mann versteht sein Handwerk, wenn es darum geht Spannung zu erzeugen oder einen Mord atmosphärisch vorzubereiten. Vor allem die Szene im nebligen Wald vermag eine Gänsehaut zu zaubern und die Morde kommen immer recht plötzlich und unerwartet. Aber sein eigenes Drehbuch macht Delplanque einen Strich durch die Rechnung. Die Geschichte ist trotz passabler Auflösung gegen Ende nicht ganz schlüssig und die Nebenstory mit dem Vergewaltiger mag kaum glaubhaft erscheinen. Dann dieser seltsame Polizist, der ab und zu mal auftaucht um schließlich gekillt zu werden, oder auch warum sich Axel so zu Wilfied hingezogen fühlt, verleiht "Deep in the Woods" diesen seltsamen Beigeschmack. Weiter geht es bei den Charakteren, die zwar zurückhaltender sind, als die üblichen pubertären Teenies, sich aber im Endeffekt genauso blöd verhalten. Da rennt man nachts einfach in den Wald, trotz des Vergewaltigers und den aufgestellten Fallen des Schloss Bediensteten. Natürlich trennt man sich wieder fleißig und Delplanque lässt es sich nicht nehmen, einige erotische Einlagen mit einzubauen.
Denn die jungen Leute in Slashern sind immer durchtrieben bis aufs Blut, außer Sophie die sich somit schon mal als potentielle Überlebende etabliert. Der Killer hat hier nicht nur eine Maske auf, sondern gleich ein ganzes Wolfskostüm an. Und was hat es mit dem finster dreinblickenden Nicolas auf sich, der sich bei Tisch eine Gabel durch die Hand jagt? Auch lässt sich Delplanque enorm viel Zeit bevor "Deep in the Woods" endlich zur Sache kommt, mehr als die erste Halbzeit gehen unnötigerweise drauf, bevor die Morde beginnen. Hier ist der Film dann auch solide spannend, die Morde verlaufen alle anders und recht blutig, aber nie zu rabiat. Das Mitfiebern des Zuschauers hält sich allerdings in Grenzen, die Jungcharaktere sind zu flach und größtenteils sogar unsympathisch.
So liegt es an Francois Berléand (Transporter 1-3, Six-Pack) in Punkto Schauspiel die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Seine Performance ist gut, aber seine verkörperte Figur einfach zu seltsam. Clotilde Courau (Black Night, Bad, Bad Things) gehört noch zu den bekannteren französischen Mimen hier und erledigt einen soliden Job als Sophie.
"Deep in the Woods" hat bei der Story einige gute Ansätze, die Delplanque aber nicht mit in die finale Auflösung nehmen kann. Optisch ist sein Debüt auf jeden Fall gelungen, auch der Score findet stets die richtigen Melodien. Aber oft ist der Film sehr seltsam anmutend und braucht viel zu lange, bis es ans Eingemachte geht. Die Darsteller sind auf sehr gutem Slasher-Niveau und einige gruselige Sequenzen hat der Film durchaus zu bieten. Es ist kein Mainstream Slasher, aber leider auch so nicht optimal gelungen.