Review

Es gibt wahrhaft Schlimmeres als "Deep in the Woods".
Aber nicht viel...

Vorhang auf, Bühne frei für "Radkäppchen und der böse Golf" und zwar a la francaise. Hier treffen sich Teenieslasher, Hinterlandhorror und Grimms Märchen zu einer gemeinsamen Klositzung und was da rauskommt, das kennt man ja. Gottseidank, der Müll ist immerhin kurz, doch die vielen Anschlußfehler lassen mich verdächtigen, daß da so einiges im Schneideraum gelassen wurde.

Ab die Post: im Prolog wird erst mal einer märchenlesenden Mutti der Hahn zugedreht, obwohl Sohnemann noch gar nicht eingeschlafen ist. Schlechte Kombination, wenn man mal seine Ruhe haben will. Wer hier meuchlings tätig wird, erfahren wir im ganzen Film nicht so recht, aber das getreue Kinderhirn trägt Schaden davon.
Jump forward to today or otherdays: fünf Berufsjugendliche, die frechweg vorgeben, schauspielernde Studis oder freischaffende Akteure zu sein, reisen ins Märchenschloß von irgendeinem Adeligen, um ihm das Rotkäppchen zu machen. Ein heißes Stück, das muß jede Jugendtruppe im Repertoire haben, wenn es die Blaublütigen so danach dürstet.

Es schleichen ferner durch den Forst: ein Jagdaufseher, der nicht alle auf der Pfanne zu haben scheint, eine Haushälterin, die stiften geht; dazu noch der Herr Graf im AOK-Shopper samt halbautistischen Sohnemann. Ein Polizist taucht auch noch auf, denn der Sittentriebstrolchtäter ist entsprungen.
Bis es soweit ist, ergötzen wir uns aber erst mal an der Neuversion der fünf Freunde: ein Pärchen, eine scharfe Braut, ein Schönling im knappen T-Shirt (der magenverdrehend Wilfred heißt) und die Hunderolle (zumindest vom Text) übernimmt das taubstumme Schwesterlein. Mit taubstummen ist gut schauspielen, aber vielleicht macht sie ja das Licht. Oder die Souffleuse!

Im Zauberschloß benehmen sich unsere fünf wie die Axt im Wald - da wird von dick abzugreifender Kohle rumgetönt, obwohl man in einer Schloßhalle lieber flüstern sollte. Beim Diner reizt Wilfred zum Lachen, der in seinem Teller fast badet, aber immerhin nicht grunzt.
Laut Drehbuch geht es höchst bizarr zu, denn alle Beteiligten führen sich recht sonderbar auf, was aber niemanden zu stören scheint. Die Jusos sind eh dermaßen unbegabte Nullgesichter, daß nur noch die Opfertätowierung auf der Stirn fehlt. Wenn 50 % meines Publikums sich vor dem Nachtisch die Gabel durch die Hand tackern würden, der Scheck könnte mir gestohlen bleiben.
Spätestens beim Schauspiel an sich, das in bester Trashmanier nicht schlechter runtergerissen werden könnte, liegen die Nervenenden der Ungläubigkeit blank: kann es denn wahr sein?
Ansonsten die ganze Palette: man plaudert - man schäkert - man macht eindeutige Zweideutigkeiten und der Herr Graf flippt auch mal aus. Keinen störts! Helau!

Der Polizeiling stößt zwar Bedrohliches hervor, doch seine Ankündigung, später wiederzukommen, löst er erst am nächsten Tag ein. Dein Freund und Helfer sieht übrigens auch geistig leicht weggetreten aus, weil er sich ja verdächtig machen muß und hat so ziemlich gar nichts von einem Ordnungshüter.
Nun denn, der Vergewaltiger soll ja noch draußen sein, weswegen die Mischpoke auch sofort eine Nachtwanderung organisiert, in deren Verlauf verschiedene Mitglieder lautlos verschwinden und wiederauftauchen. Jupp, Freundschaften pflegt man - vor allem, wenn man mal durcheinanderpoppen will. Daß ein Spanner beim Akt Fotos schießt, wundert da kaum.

Es verteilt sich nun alles über das Schloß und alsbald (endlich!) kommt der Butzemann mit der Wolfsmaske und raspelt die Yuppies weg. Hier fließt auch mal ein wenig Blut, was der Film bei all den irrationalen Ausfällen auch nötig hat. Die Chance, viel mehr auf Atmosphäre zu setzen, wurde aus Hipness-Gründen verworfen. Nur ist das Ergebnis nicht hip.
Bombig auch Ausfälle wie die Idee, nach dem Verschwinden einer Freundin und dem Fund eines blutverschmierten Badezimmers erst mal den Grafen zu suchen und später zu versuchen, die Polizei zu rufen.
Es entspinnt sich also ein dreißigminütiger Showdown, der uns den mit der größten Macke schließlich als Täter offenbart. Zuvor gibt's noch einen Ersäufungstod, diverse Harpunen- oder Bolzenschüsse und einen Säureangriff mit anschließender Landung in einer überdimensionalen Wildfalle (schöner Einfall).

Alles in allem ist dieser Film aber dennoch dermaßen grottendoof, daß man erst gar nicht auf die Idee kommen sollte, hier irgendwelche Märchenallegorien zu suchen. Das sind alles nur Aufhänger für einen Franzmann-Standard-Slasher. Aber vielleicht sollte man aus einem Land, das berühmt für seine vergeistigten Gefühlsfilme ist, keinen coolen Reißer erwarten. (2/10)

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