Als ich "Deep in the Woods" zum ersten Mal gesehen hatte, war ich eigentlich ganz überrascht, was da so geboten wurde. Dann ging ich zu ofdb.de und schaute nach den Bewertungen, die meines Erachtens völlig übertrieben schlecht ausgefallen sind. Vor kurzem bestand mir die Möglichkeit, die DVD sehr billig zu erwerben. Sofort hab ich mir den Film ein zweites Mal angesehen und ich weiß einfach immer noch nicht, was an "Deep in the Woods" schlecht sein soll. Sogar sinnlos soll er sein. Hat "Texas Chainsaw Massacre" einen Sinn? Oder "Maniac" oder "Braindead" oder "Scream"? Nein, ganz sicher nicht. Aber diese Filme findet so gut wie jeder, ich auch, gut. Vor allem der Vergleich zwischen "Scream" und "Deep in the Woods" liegt nahe. Bei letzterem beschweren sich mehrere Leute, dass die 5 Schauspieler, obwohl sie kurz zuvor von einem dubiosen Polizisten gewarnt worden sind, nicht in den Wald zu gehen, in eben selben gehen. Bei "Scream" wird anlässlich des Todes des Schuldirektors eine School's Out Party veranstaltet, an der dann letztendlich die meisten ihr Leben lassen müssen. Doch das ist natürlich cool, witzig und vor allem Mainstream. Zusätzlich finden sich bei "Scream", so sehr ich ihn schätze, einige Szenen, die einfach nicht sein können, doch da mag ein jeder drüber hinwegsehen, zu erfolgreich und bekannt ist er, als dass man sich gegen den Film etwas sagen traut. Bei "Texas Chainsaw Massacre", einer meiner Lieblingsfilme, tötet eine kranke Familie einfach ein paar unschuldige Personen, die auf der Suche nach Benzin sind. Und den Grund weiß keiner. Aber den Film finden viele cool, da die Mörder krank und brutal sind. Nun zu "Deep in the Woods", da rammt sich der kleine Nicolas also eine Gabel in seine Hand, das ist mindestens genauso abnormal wie eine vorsäzliche Ausrottung paarer unschuldigen Personen. Doch nein, "Deep in the Woods" hat eben keinen solchen Ruf wie "TCM", also ist die Gabel-in-Hand-Szene lächerlich. In solchen Filmen wird dann auch plötzlich der Sinn hinterfragt und logische Antworten erwartet, die es zwar nicht gibt, aber absolut nichts am Film ändern. Macht ihn eigentlich sogar mysteriöser.
Was ich damit sagen will, ist, dass "Deep in the Woods" trotz häufiger enormster Kritik ein hervorragender Low-Budget Horrorfilm ist, bei dem eine noch bessere Atmosphäre aufkommt. Begonnen mit der Anfangssequenz, in der die Kamera durch ein Schlüsselloch fährt, über die eigenwillige und ungewohnte, aber dennoch sehr sehenswerte Optik bis hin zum düsteren Spannungsaufbau durch die komische Stimmung, die den ganzen Film über herrscht. Nicht zuletzt wegen seiner gar nicht allzu zahlreichen und blutigen Szenen hat der Film eine FSK 18 Freigabe bekommen. In Sachen Kameraführung wurde mehr als eine gute Arbeit verrichtet, trotz weniger und kurzer Dialoge ist es dieser zu verdanken, dass der Film ein kurzweiliges Erlebnis wird. Zumeist herrschen lange Kamerafahrten vor, was den Film noch gruseliger und besser macht. Sehr gut gelungen sind in dieser Hinsicht vor allem die Fahrten durch den Wald, die etwas an "Tanz der Teufel" erinnern, aber trotzdem herrlich anzusehen sind. In Sache Musik gibt es auch nichts zu klagen, zwar spärlich, aber sehr gekonnt eingesetzt. Zuviel Musik hätte "Deep in the Woods" aber auch nicht gut getan, wäre dadurch viel Atmosphäre verloren gegangen.
Den Schauspielern ist auch ein großes Lob auszusprechen, sie hatten offensichtlich Spaß an ihrer Arbeit und vermitteln oft den Eindruck, dass irgendwie jeder, auch die Protagonisten, in "Deep in the Woods" ein wenig eigenartig ist. Sei es Axel de Fersen persönlich, oder dessen Diener Stephan, oder auch Axels Enkel Nicolas, alle tragen dazu bei, dass der Film sehr angsteinflößend und beklemmend wird, von der ersten Sekunde an. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass der erste Mord an die 40 Minuten auf sich warten lässt. Denn dadurch wird in den ersten 40 Minuten sehr viel Atmosphäre geschaffen und der Film wird für den Zuschauer unberechenbarer, weil er sich echt nicht vorstellen kann, wie er ausgeht, wie in zig anderen Filmen.
Natürlich gibt es hier und da ein paar Sachen, die verbesserungs- und ausbaufähig sind, aber alles in allem ein sehr ordentlicher Film. Für ein Regiedebüt und in Anbetracht des Mini-Budgets sowieso schon. Ich hoffe, der Film findet auch bei ein paar anderen Film-Fans außer mir Anerkennung. Lasst euch nicht von den vielen schlechten Kritiken blenden, "Deep in the Woods" ist ein mehr als gelungener Horrorfilm, unheimlich noch dazu! 7,5/10 Punkte