Nachdem der damals 28-jährige Regisseur Lionel Delplanque mit zahlreichen preisgekrönten Kurzfilmen (u.a. „Opus 66“) bei Kritikern zum Liebling wurde, versuchte er sich 2000 an einem seltenen französischen Beitrag zum Horrorfilm. Schade nur, dass „Deep in the Woods“ nicht wirklich gelungen ist: Zu offensichtlich schielt der Film auf amerikanische Slasher-Vorbilder ohne seine eigene – zugegebenermaßen künstlerisch anspruchsvolle – originelle Ausgangsidee zu vertiefen.
Die Story: Eine Gruppe von Jung-Schauspielern wird auf das Schloss von Baron de Fersen geladen, um dort zum Geburtstag des Enkels des Barons Nicolas „Rotkäppchen“ aufzuführen. Nach der Aufführung – in der hereinbrechenden Nacht – soll es zu Geschehnissen kommen, welche nicht alle Beteiligten überleben werden…
Soweit, so gut. Leider dient die „Rotkäppchen“-Allegorie auf den „Schwarzen Mann“ als bloßer Vorwand für eine leidlich spannende Slasher-Geschichte, welche mit ein paar jugendfreien Nacktszenen aufgepeppt wurde. Der philosophisch-poetische Vorwand oder Hintergrund kommt dabei zugunsten von Suspense und etwas Blut viel zu kurz. Obwohl atmosphärisch dicht, kann nicht über die unausgegorene Dramaturgie hinweggetäuscht werden. Das Finale – die Demaskierung des „bösen Wolfs“ – gerät lächerlich kurz und ist zudem zu vage umschrieben, um glaubwürdig zu erscheinen. Auf die Ensembleleistung kommt es hier zwar nicht an, die bei uns eher unbekannten französischen Schauspieler agieren aber ganz passabel – das kann man von den scheinbar depperten Figuren nicht behaupten. Ihr unlogisches, nahezu dummes Verhalten angesichts der Bedrohungssituation spart kein Klischee des Horrorfilms aus.
Immerhin wurde von Delplanque bei der Inszenierung sehr viel Wert auf die edle und stimmige Optik beim Spiel mit Licht und Schatten gelegt und in der letzten halben Stunde fließt dann auch mal Blut in annehmbarer Häufigkeit und Menge.
Fazit: Ein handelsüblicher Slasher mit den üblichen Softsex-Einlagen. Streckenweise langweilig, phasenweise leidlich spannend gelingt es dem Film nicht, eine glaubwürdige und logische Dramaturgie aufzubauen. Einzig Delplanque lobenswerte Absicht einen französischen Horrorfilm zu drehen, die exquisite Bebilderung, einige gelungene Tötungsszenen und die gefällig-originelle Choralmusik-Untermalung heben „Deep in the Woods“ über den Genre-Durchschnitt.