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END OF DAYS - NACHT OHNE MORGEN
Not Every Sperm Is Sacred

Tatsächlich kriechen doch kurz vor dem großen Zapfenstreich 2000 ein paar Kritikerasseln aus ihren sudeligen Löchern, die sich nicht zu schade sind, Arnold Schwarzenegger schauspielerisches Talent zu bescheinigen. Als wenn es dem Muskulator je darum gegangen wäre. Und ausgerechnet „End of Days - Nacht ohne Morgen“ gibt ihnen Anlaß für die mit viel heißer Luft aufgeblasene Unterstellung, Arnie hätte nun auch die Gesichtsmuskulatur zu trainieren begonnen. Lehnt euch zurück, Freunde, öffnet eure Bierdosen, rülpst die Furcht aus euren unrasierten Kehlen - nichts von dem ist wahr. Es kracht so herrlich hirnlos und unterhaltend, wie man es von einem Schwarzenegger erwarten darf. Daß man seine Rolle vielleicht dennoch besser mit Bruce Willis besetzt hätte hier nur am Rande.

Die Stunde vor Mitternacht, die letzt Stunde des alten Jahrtausends, wird die Entscheidung bringen. Die Apokalypse oder alles wie gehabt, die schleichende Pandemonifikation. Satan im Körper eines skrupellosen Geldhais (Gabriel Byrne) auf der Jagd nach der Mumu einer vorherbestimmten Frau (Robin Tuney), die er mit seinem Teufelssamen schwängern möchte. Herauskommen - das ist uns Horrorjunkies natürlich bestens bekannt - soll dabei ein böser, kleiner Antichrist, der dann schnell zur großen Landplage erwachsen soll, um die Erde vor der Ankunft von Papi schon so richtig schön anzuheizen. Jahrtausende Untergrundbewegung hätten dann ihre Revolution. Und Gott würde dann nicht mehr nur auf unergründlichen Wegen wandeln, er müßte sich schleunigst um Asyl bemühen. Aber wo? Während es als der größte Trick des Teufels galt, die Menschen glauben zu machen, er würde gar nicht existieren, hat es sich der Herr im Himmel ganz gehörig mit seiner Schöpfung verscherzt. Wer glaubt schon an die Liebe und Güte eines Wesens, dem Mann bei der Vernichtung von Frau und Kind zumindest unterlassende Hilfeleistung ankreiden muß. Jericho Cane (Arnold Scvhwarzenegger) - Ex-Cop, Personenschützer, Witwer, Alkoholiker, hat ganz sicherlich keinen Draht zu Gott. Würde good old Rauschebart an die Tür seines heruntergewirtschafteten Appartements klopfen, dann würde er ihn erst nach dem Warum für die grausamen Prüfungen fragen, ihn noch über die Schwelle treten lassen und dann wenigstens versuchen, mit einer in den Hinterkopf plazierten Kugel des Lieben Gottes Scheißleben auf die gegenüberliegende Zimmerwand zu spritzen. Genau dorthin, wo auch das Blut seiner Familie in die Tapete getrocknet ist. „Wenn ich zu wählen hätte zwischen Gottes Beistand und meiner Knarre, dann entscheide ich mich ohne zu Zögern für meine Knarre“, erklärt er einem pikierten Priester. Und ausgerechnet dieser Zyniker soll Gottes Waffe gegen den aus dem Himmel geschmissenen Engel werden. Gott wird sich schon was dabei gedacht haben, denn genau wie Tod und Geburt, selbst Konstellation der Himmelskörper die Ankunft des gefallenen Engel auf Erden vorbereiten, steckt hinter dem Zufall, der Jericho in die allesentscheidenden Vorgänge stolpern läßt, wohl nicht minder ein lang gehegter göttlicher Plan.

„End of Days“, der mit einer unglaublichen Frechheit vermarktet wird, als handle es sich bei diesem Action-Horror-Schlock um Hollywoods ersten und einzigen Beitrag zu Endzeit- und Milleniumsparanoia, ist nicht mehr als nachlässig verkleidete Faulheit. Das fängt schon allein mit dem Teufel des Gabriel Byrne an, eine Rolle, die er auf keinen Fall schlecht spielt, die deshalb aber auch nicht mehr als ein Abziehbild von Pacinos Satan/Verführer/Vater-Image in „The Devil’s Advocate“ ist. Verläßt der Satan die menschliche Hülle und verwandelt sich in ein computeranimiertes Drachenvieh, dann bedient dieses Satansbild lediglich Klischees, die selbst unsere Großeltern als Höllenvisionen schon eher komisch gefunden haben müssen. Jede Generation erfindet ihre Hölle neu. Sie tut es durch Abgleichen mit der als grausam erlebten (Medien)Realität in der Intention, die schon alltäglich gewordenen Schreckensbilder ins Unvorstellbare zu erweitern. Wie sieht die Hölle aus, in einer Zeit, da die schlimmsten Foltern auf den düsteren Gemälden ein paar verrückter alter Meister schon längst in den Geschichtsbüchern festgehalten und auf Fotografien und Filmmaterial dokumentiert sind? Unter diesem Aspekt, wagt der angepriesen Milleniumsknüller „End of Days“ keinen Schritt aus dem alten Jahrtausend. Vielleicht ist das aber auch die positive Konnotation im Subtext einer recht blutigen Actionorgie, die so kurz vor dem letzten Weihnachtsfeste auf Erden in die Lichtspielhäuser kommt. Besinnt euch, ihr Deppen, schlimmer darf’s nicht werden

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