Ihr kennt doch mit Sicherheit alle dieses eine Schwarzweiß-Video von der Alien-Autopsie mit diesem auf einem Seziertisch liegenden Außerirdischen und den Kerlen in den Schutzanzügen, bei dem man sich ständig fragt, ob das nun echt ist oder nicht.
Kennt ihr doch, oder? Wenn nicht, dann einfach bei „YouTube“ nach „Alien Autopsy“ googeln und ihr habt es…
Die Frage nach der Echtheit jenes Zertifikats dürfte nach diesem schnuckelig-kleinen Film aus Großbritannien jedenfalls geklärt sein, welcher die wahre(!) Geschichte von zwei jungen Männern erzählt, die zuhause mit Oma einen Außerirdischen tranchieren.
Aber eins nach dem anderen:
Zwei junge Briten – ein etwas durchgeknallter Rebell und Videopirat und dessen bester Freund, ein stocksteifer, aalglatter Bürohengst und Sesselpuper, der im Endeffekt aber immer das macht, was Typ 1 ihm sagt – brauchen Geld und fliegen deshalb in die Staaten, um dort einem alten Knacker antiquierte Filmaufnahmen vom King of Rock 'n’ Roll abzuluchsen. Elvis schon im Gepäck unterbreitet ihnen der Knacker aber ein weiteres Schnäppchen, welches dieser noch aus seiner Zeit als Kameramann zu Diensten des Militärs auf dem Speicher gebunkert hat und unbedingt los haben möchte.
Der Film zeigt – ihr werdet’s wahrscheinlich schon ahnen – eine vom Militär durchgeführte und streng geheime Autopsie an einem in Roswell, New Mexico, abgestürzten außerirdischen Wesen.
„Hm, ja“, denken sich die Jungs, „die nehma mal auch mit!“. Zurück bei der Queen wollen sie ihre Errungenschaft Familie und Freunden vorführen, doch leider, leider hat die Rolle während der Rückreise das Zeitliche gesegnet und ist unbrauchbar geworden.
„Schade“ denken die neugierigen Freunde. Und „Schade“ meint auch der schurkenhafte Investor – ein Kerl Marke Gangsterboss -, der ein beträchtliches Sümmchen in die Dienstreise der beiden gesteckt hat und nun Ergebnisse sehen will.
Dieser Notstand lässt unsere beiden Chaoten einen Entschluss fassen: Ein neuer Film mit einer neuen Alien-Autopsie muss her. Und dank der eifrigen Mithilfe von Oma und dem restlichen Bekanntenkreis dreht sich das Filmchen auch fast von selbst.
Die Zutaten: Etwas Latex, ein paar Fleischereiabfälle, eine alte Handkamera und eine Schubkarre voll Unvermögen und Optimismus.
Der ungeduldige Investor ist schnell überzeugt. Und der Rest der Welt bald mit ihm…
„Alien Autopsy“ – die wirklich wahre Wahrheit über das legendäre Roswell-Video.
Tja, so war das also. Hätt’ man ja auch echt selber drauf kommen können, wah?
Wie viel Wahrheit und wie viel Fiktion hier jetzt miteinander verwurstet wurden, sei mal dahingestellt. Einer Texttafel zufolge beruht der Streifen jedenfalls auf wahren Begebenheiten, und dass er das größtenteils auch wirklich tut, glaub ich ihm aufs Wort.
Einige Feinheiten weichen zwar mit ziemlicher Sicherheit leicht von der Realität ab, aber irgendwie muss man den Schinken ja schmackhaft machen, ned wahr?
Und da wären wir auch gleich am Hauptproblem angelangt, an dem unsere englische „X-Akte“ leidet:
Er soll ja nicht nur ein „Making Of“ des wohl skandalträchtigsten, explizitesten und am meisten hinterfragten Filmmaterials eines auf Zelluloid gebannten Außerirdischen darstellen,
nein, er will darüber hinaus auch noch eine Komödie sein.
Sci-Fi-Historie allein unterhält halt nicht so doll, hm?! Egal, ich mach’s kurz: Als Komödie taugt der Streifen einfach relativ wenig. Der Humor ist, ganz GB-mäßig sehr trocken und dezent aufgetragen. Wer jetzt aber Vergleiche wie „Ein Fisch namens Wanda“, „Snatch“ oder „Shaun of the Dead“ aus dem Ärmel zu zaubern beginnt, möge diese doch bitte umgehend wieder zurück packen. Unser „Alien Pathologe“ kann nämlich nicht mal mit der Witzigkeit von Brechdurchfall mithalten.
Die aus dem Trailer bekannte Szene, in der die Oma während des Drehs mit bereits aufgeschnibbeltem Latexalien plötzlich am Bildrand steht und den Akteuren Milch und Plätzchen anbietet, gehört schon mit zu den Highlights der hier gebotenen Schenkelklopfer.
Ansonsten kriecht der Humorpegel eher auf dem Niveau, dass ein ungebetener, unerwarteter Weise das Szenario der Fake-Obduktion betretender Statist vor Schreck mit verdrehten Augen in Ohnmacht fällt. "Ha Ha. That's so funny, i can't stop laughing" sag' ich da nur...
Sonstige Lacher sind mir jetzt irgendwie nicht im Gedächtnis geblieben, was aber wahrscheinlich auch seinen Grund hat und für sich spricht.
Was bleibt sonst noch zu erwähnen:
Ah ja, unsere beiden Protagonisten – ein wunderschöne 08/15-„Dick und Doof“-Abziehbild – sind insgesamt schon als ganz sympathisch einzustufen, wenn auch nicht übermäßig.
Und, bevor ich’s vergess: Bill Pullman ist auch in einer kleinen Rolle mit von der Partie. Mann, ist der alt geworden…
Gut, jetzt wissen wir’s: Das Roswell-Video, das wir kennen, ist 'ne Fälschung, die aber eigentlich auf einem nicht gefälschten Original beruht – Hm…
Sollte uns das zu Denken geben? – Ich glaube nicht.
Hatte schon seinen Grund, wieso der Streifen nicht allzu lang im Kino lief und jetzt auch so flott auf Dvd rausgekommen ist. Kurzweilig unterhalten tut er auf jeden Fall, mehr meiner Meinung nach aber echt nicht. Aber dafür kann ihn ohne weiteres die ganze Familie kucken, ohne dass einer schamrot das Zimmer türmen muss, was jetzt ja fast schon wieder ein Minuspunkt ist.
Fazit:
Kann man, muss man aber nicht.
Trotzdem: Immer schön den Schimmel im Auge behalten… den Himmel, mein' ich.