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Zwei Menschen, zwei Leidende, zwei Wesen, die sich etwas vormachen. Ein Rätsel, das ein Thriller sein soll und doch nur ein Drama ist – „The Night Listener“, von „Stadtgeschichten“-Autor Amistad Maupin klingt aus der Distanz komplex und vielschichtig, kann aber nicht recht satt machen, trotz oder auch wegen einer außerordentlich luxuriösen Besetzung für einen gerade mal 75minütigen Film.

Robin Williams ist Gabriel Noone, ein nächtlicher Geschichtenerzähler im Radio, dessen leise Geschichten sein Publikum faszinieren, doch inzwischen ist die Realität für ihn nur noch eine Fundgrube für Geschichtenmaterial geworden. Sein Lebensgefährte nimmt sich davon eine Auszeit, als Noone ein Buche eines Teenagers vorgelegt wird, direkt, hart und lebenserfahren: die Geschichte eines Kindesmißbrauchs durch die Eltern, nun ist der Junge aidskrank und mit seiner Pflegerin fast ständig auf der Flucht.
Was zunächst berührt, driftet dann später zunehmend ins Seltsame ab; Freunde von Noone bemerken Gemeinsamkeiten in den Stimmen am Telefon, anvisierte Treffen werden immer wieder verschoben oder abgesagt, während Gabriel selbst durch sein Leben leidet, längst schon über die besten Jahre hinaus und auf den viel jüngeren Lover fixiert.

An dieser Stelle scheint der Film in einen Thriller abzudriften, aber nur selten wird in diesem Fall auch Spannung daraus, stattdessen wabert das Geschehen diffus meistens vor sich hin, während Noone verzweifelt in einer winterlichen Einöde dem Jungen und der Frau hinterherjagt.

Erst im letzten Drittel kippt der Film erneut ganz und öffnet sich einer ganz neuen Schreib- und Sichtweise und deckt ein großes Drama auf, ohne daß der Erkenntnisgewinn für den Zuschauer jetzt beträchtlich wäre. Natürlich zeigen die Pflegerin (Toni Collette in superber Form als Blinde) und Noone in ihrem Wunsch nach Beachtung, Anerkennung und Liebe Parallelen auf, jagen beide dem Wunsch hinterher, wahrgenommen und geliebt zu werden, haben jedoch die natürliche Sicht der Dinge schon längst aus den Augen verloren.

Doch der Film löst nichts auf, weder erhält Noone Absolution oder Erlösung, neues Glück oder einen neutralen Neuanfang, noch wird das Rätsel um den Jungen je ganz aufgeklärt, stattdessen steht man nach eineinviertel Stunden mit einem Bündel neuer Fragen in der Tür – man ist zwar kollektiv übertölpelt worden, aber das Skript wird den Figuren von Williams und Collette nicht gerecht, wie überhaupt wundert, warum man für die Stichwortgeberrollen von Freunden und Kollegen so namhafte Gesichter wie die von Sandra Oh, Joe Morton oder Rory Culkin verpflichten mußte.

Am Ende bleibt ein zwitterartiges Fragment von einem Film, nicht lang genug, um die Figuren abzurunden oder sie an einen speziellen Ort zu führen, nicht kurz genug, um dem wenigen Plot mehr Spannung oder Straffung zu verpassen. Als Fernsehspiel sicherlich sehr anrührend, aber als Film trotz guter Leistungen nichts Halbes und nichts Ganzes, höchstens ein Kuriosum. (5/10)

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