Robin Williams spielt einen Schriftsteller, der eine nächtliche Radio-Sendung moderiert. Eines Tages ruft er auf Wunsch eines Freundes einen 14-jährigen Autor an, der ein Buch darüber geschrieben hat, wie er als Kind von seinen Eltern und deren Freunden mehrfach missbraucht worden ist. Die Faszination für den 14-jährigen, der wohl in naher Zukunft an AIDS sterben wird und an seiner Adoptiv-Mutter, gespielt von Tony Collette, wird immer größer, bis ihn schließlich der Verdacht beschleicht, dass er nur mit einem Menschen spricht, der seine Stimme gelegentlich verstellt, um das Buch verkaufen zu können. Williams beschließt schließlich auf die Suche nach den beiden Stimmen zu gehen.
Mittlerweile hat man doch wirklich schon genug Filme gesehen, bei denen man bereits im Mittelteil feststellt, dass sie die Kurve definitiv nicht mehr kriegen und nach einer halbwegs gelungenen Exposition mehr oder weniger direkt abkippen. Und "The Night Listener" passt voll und ganz in dieses Muster. Die Schuld liegt dabei bei der mittelmäßigen Story und der schwachen Inszenierung von Patrick Stettner, der nach dem unbeachteten "The Business of Strangers" erst seinen zweiten Spielfilm abliefert. Mit ein paar Musik- und Ton-Effekten und altbekannten Schock-Elementen aus dem Mystery-Genre versucht er sein Drama künstlich aufzubauschen und verliert dabei jede Glaubwürdigkeit. In der ersten Hälfte des Films kann er damit eine gespannte Atmosphäre aufbauen, wenn der Film dann aber zunehmend unglaubwürdiger wird und man als Zuschauer merkt, dass trotz der mysteriösen Aufmachung ein ganz normales, unspektakuläres Ende herauskommen wird, das auf ganzer Linie enttäuscht, bietet "The Night Listener" nur noch gepflegte Langweile. Das Tempo ist viel zu langsam und man merkt deutlich, dass Stettner seinen Film künstlich in die Länge ziehen will, um wenigstens auf 80 Minuten Laufzeit zu kommen. Dabei verirrt er sich auf mehreren Nebenschauplätzen und in überflüssigen Subplots und findet keinen roten Faden. Die düstere Kulisse und die melancholisch-gespannte Hintergrundmusik stören nur, weil man eben merkt, dass das Drama künstlich aufgebauscht werden soll. Im Großen und Ganzen kann man die Inszenierung von Patrick Stettner also durchaus als einen Totalausfall bezeichnen.
Die Story um zwei Personen, die Sehnsucht nach einem Gesprächspartner haben und deshalb einen vergewaltigten Adoptivsohn erfinden, bzw. mit aller Macht daran glauben wollen und schließlich an der Wirklichkeit scheitern, ist in groben Zügen gelungen. Hätte man sich hier auf dieses eine Thema konzentriert und auf überflüssige Nebenhandlungen, wie die furchtbar nervige um Williams Freund Jess verzichtet, auch wenn sie in der Roman-Vorlage gestanden haben mögen, wäre der Film wenigstens nicht ganz so langweilige geworden und Stettner hätte wohl nicht ganz so schnell die Orientierung verloren. Vor allem zum Ende hin wird die Story vielschichtig und stellt die psychischen Leiden der beiden Hauptfiguren sehr stark dar. Schade, dass man dennoch versucht hat, dieses Drama als düsteren Psycho-Thriller zu verkaufen.
"The Night Listener" zeigt erneut die 180°-Wende von Robin Williams. Anfang und Mitte der 90er hatte er offensichtlich Spaß daran, seine Zuschauer zum Lachen zu bringen und wurde mit Filmen wie "Mrs. Doubtfire", "Hook" und "Jumanji" zum allseits beliebten Komiker, bis er schließlich Spaß an düsteren Rollen bekam und in "One Hour Photo" und "Insomnia" unter Beweis stellte, dass er auch mit diesen gut zurecht kommt. Und auch in "The Night Listener" spielt Williams eine überaus düstere und melancholische Rolle und bringt erneut eine gute Leistung. Er überzeugt in der Rolle des nächtlichen Lauschers voll und ganz und gewinnt mit seiner sympathischen Art das Mitleid des Zuschauers und ist damit wirklich der einzige Grund, sich diesen Film anzusehen. Toni Collette bekam zuletzt mit "Little Miss Sunshine" und "In den Schuhen meiner Schwester" einen erheblichen Karriereschub, umso fraglicher ist es, wie sie diese absolut unglückliche Rolle annehmen konnte. Sie spielt zwar überzeugend und furchterregend, wie der Regisseur es vermutlich von ihr wollte, so gewinnt sie aber nicht die Sympathie des Zuschauers, die gerade bei ihrer Figur sehr wichtig gewesen wäre.
Fazit:
Die Story ist durchaus akzeptabel, auch wenn sie sich stellenweise auf Nebenschauplätzen verirrt, dennoch fährt Regisseur Patrick Stettner den Karren in den Dreck, da er versucht das Drama als Psycho-Thriller zu verkaufen und somit jede Glaubwürdigkeit verliert und nach einem ordentlichen Start nur noch langweilt; und auch die gute Leistung von Robin Williams kann dies nicht mehr verhindern.
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