Auf dem Weg zur Schönheitskönigin…19.05.2009
Gutes Kino muß nicht teuer sein. In Zeiten der wirtschaftlichen Krise ist dies ein Leitsatz, den sich die Herren in Hollywood gerne mal an den Badezimmerspiegel heften könnten. Gutes Kino braucht keine unglaublichen Spezialeffekte, schon allein dann nicht, wenn eine Geschichte erzählt wird, deren Schlichtheit nachvollziehbar ist. Gutes Kino muß nicht mit Tom Hanks oder Frau Jolie verknüpft sein, wenn Leute aus der zweiten Reihe bundesligatauglich sind. Eine gute Komödie muß keine Plattheiten, Zoten oder Fäkalhumor beinhalten, es reicht völlig aus, wenn sich der Witz aus der Situation ergibt, in die man die Hauptfiguren steckt. Alles in allem kann ein Film völlig überzeugen, wenn man ihm anmerkt, daß er mit Witz, Herzblut und Gespür gedreht wurde. Und genau so ein Exemplar haben wir hier vorliegen… Man darf sich nur nicht von seltsamen Filmhüllen abschrecken lassen, auf denen man eher vor einer schrecklichen Familie gewarnt wird.
Denn die Familie Hoover, die sich mit einem altersschwachen, kanariengelben VW-Bus auf den Weg nach Kalifornien macht, ist keinesfalls schrecklich. Es sind Menschen wie Du und ich, die irgendwie durchkommen, sich nicht aufgeben, einfach immer irgendwie weitermachen, auch wenn es nur billige Hähnchenteile mit Salat zum Essen gibt und man im Restaurant nur Gerichte im Gegenwert von vier Dollar verzehren kann. Doch die Familie hält zusammen, und das ist natürlich typisch amerikanisch, wird hier aber nicht in der ansonsten vorherrschenden kitschigen Hollywoodart vorgetragen. Man hat halt nichts mehr außer der Familie, auch wenn diese nicht unbedingt zur Tagesfreude beitragen kann. Wen wundert es, spricht doch der Sohn kein Wort, wollte sich der Schwager umbringen und ist der Großvater aus dem Altersheim rausgeworfen worden…
Diese drei Nasen samt Vater und Mutter schnappen sich die Tochter Olive, ein normales, etwas dickliches Mädel ( Hähnchenteile…Eis…), da der Traum der Kleinen darin besteht, den Schönheitswettbewerb „Little Miss Sunshine“ zu gewinnen. Die Reise ist ein typisches Roadmovie, man erzählt sich dies und das, hat einige Klippen zu umschiffen und Verluste zu verschmerzen, rückt aber genau dadurch noch näher zusammen. Wunderbarerweise verzichtet man auf ein kitschiges Finale, sondern entlarvt gerade da die Widerlichkeit von Nachwuchslolitaschönheitswettbewerben, in denen Eltern sich über ihre zehnjährigen Mädel zu profilieren versuchen. Die einzig normale dabei ist die Tochter Olive Hoover, die aber unter den Grinsegören plötzlich die netteste ist. Insgesamt ein feiner, normaler und lustiger Film, der seine Figuren nicht entblößt, sondern Ihnen dabei zusieht, wie sie ihr Leben in den Griff zu bekommen versuchen. Und was bleibt haften? Das sehr heitere Dauerhupgeräusch…8/10.