Familie Hoover hat so ihre Familienprobleme: Papa Richard ist als Möchtegern-Selfmade-Guru ganz schön erfolglos, auch wenn er immer von Gewinnern und seinem Stufenmodell spricht zählt er selbst zu den Verlierern. Sohn Dwayne spricht nicht mehr und ist auch ansonsten ziemlich duchgeknallt, was wohl nicht nur an seinem Hang zu Nietzsche liegt. Tochter Olive ist nebst Mama Sheryl erstaunlich normal und will unbedingt an einem Schönheits- und Talentwettbewerb teilnehmen, obwohl selbst erstaunlich talentfrei und optischer Durchschnitt. Trainiert wird sie dabei von ihrem zwar liebevollen aber auch sexgeilen und drogenkonsumierenden Opa Edwin.
Zu dieser Familie, in der schon von Haus aus reichlich Zündstoff steckt, gesellt sich jetzt noch Onkel Frank, der gerade einen mißglückten Suizidversuch hinter sich hat und kurzerhand der Aufsicht wegen bei Dwayne ins Zimmer einquartiert wird. Gemeinsam will die zusammengewürfelte Familie nun losfahren zu Olive's "Little Miss Sunshine" Wettbewerb, in einem klapprigen VW-Bully. Und hier setzt der Film mit seinem klassischen Roadmovie-Element ein: Familie driftet auseinander und findet wieder zu sich.
Das Thema bleibt dabei allerdings auf die Familie und ihre kuriosen Lebensgeschichten beschränkt. Natürlich ergeben sich einige witzige und unterhaltsame Situationen, doch kann "Little Miss Sunshine" eigentlich nicht wirklich fesseln. Die Familie ist zu kunterbunt um vom Zuschauer adaptiert zu werden, der Trip artet ins Slapstick-Genre aus mit übertrieben witzigen Situationen die eigentlich keine wirklichen Sympathien oder mifühlenden Momente aufkommen lassen. Das führt zum Fehlen eines Bezugs zur gesamten Familie - Hoover's sind und bleiben zu kurios, zu durchgeknallt um sich mit ihnen identifizieren zu können. Wäre ja alles nicht schlimm - wenn nicht der filmeigene Anspruch wäre eben dies zur Voraussetzung zu machen.
Der Film will nicht einfach nur unterhalten, nein, er will uns einbinden und auf pseudo-intellektuelle Art und Weise vorführen wie eine Familie zwar streiten und noch so unterschiedlich sich entwickeln kann, beinahe vor dem Zusammenbruch steht - aber wenn man will und wirklich drum kämpft dann findet man wieder zueinander. Ach ja du schönes amerikanisches Hollywood mit pseudoerzieherischen Familienfilmen - wie schießt Du doch hier am Ziel vorbei, knapp und präzise. Familie Hoover ist nicht Familie Beethoven!
Nein, "Little Miss Sunshine" schafft es nicht zu begeistern. Oberflächlich, selten spannend, wenig witzig und kaum unterhaltend langweilt er über weite Strecken mit absurden sinnlos zusammengereihten Einfällen und durchschnittlich agierenden Schauspielern. Der einzig sympathische Charakter und damit beinahe als Identifikationsfigur funktionierende Opa verstirbt leider viel zu früh, so daß auch dieser Lichtblick verloren geht. Greg Kinnear spielt wie üblich den Langweiler und Looser, paßt ja in diesem Film auch ganz gut weil beabsichtigt, wirkt aber trotzdem gewollt bemüht fade. Gegenpol Sheryl, seine Ehefrau, kann viel zu selten punkten und ihren wohl vom Buch her stärker ausgeprägten Charakter nur selten ausleben - Toni Collette hätte es dringend nötig sich etwas mehr zu entfalten und profilieren zu können, das Zeug dazu hat sie ja.
Kategorie kann man sich mal ansehen, muß man aber nicht.
(4/10)