Review

Erfrischend natürlich gestaltet sich dieser kleine Sonnenschein: Auf den ersten Blick ein Familienroadmovie, auf den zweiten eine gut ausbalancierte Mischung aus Drama und Komödie, doch am Ende steht eine ganz simple Botschaft: Der Weg ist das Ziel, auch wenn damit zuweilen leidvolle Erfahrungen verbunden sind.

Es ist ein Streifen, bei dem es Vergnügen bereitet, hinter die Fassade der sechsköpfigen Familie Hoover zu blicken.
Oberflächlich betrachtet, reisen alle gemeinsam mit dem klapprigen VW-Bus von New Mexiko nach Kalifornien, um die siebenjährige Tochter Olive beim titelgebenden Schönheitswettbewerb zu unterstützen.

Doch innerhalb weniger Minuten werden einem die Figuren näher gebracht, skurrile Eigenheiten aufgedeckt und schon wird klar, dass man es hier ganz und gar nicht mit einer amerikanischen Durchschnittsfamilie zu tun hat.
Opa (Alan Arkin) wurde soeben aus dem Altenheim geworfen, weil er ständig derbe Zoten bringt, Pornohefte konsumiert und Heroin schnupft, Dad (Greg Kinnear) versucht sich erfolglos als Erfolgsrhetoriker, Sohn Dwayne hasst seine Familie, schweigt seit neun Monaten beharrlich und teilt sich nur mit Stift und Zettel mit, während Mom (Toni Collette) den Laden mit nervlicher Dauerbelastung zusammenhält, was noch schwerer fällt, als ihr Bruder Frank (Steve Carell), ein schwuler Literaturprofessor, nach einem Suizidversuch in ihre Familie aufgenommen wird.

Durchweg gescheiterte Figuren, nur die kleine Olive ist nicht vorbelastet, sieht dem Contest größtenteils mit Freude entgegen und schafft es in den entscheidenden Momenten mit ihrer quirlig natürlichen Art, die übrigen Familienmitglieder einander näher zu bringen.
Bezeichnenderweise wird die Kleine aber nach einer Rast vergessen, so sehr sind die Figuren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, da jeder einen Lebenstraum, eine Hoffnung begraben musste.
Entsprechend zerfällt ihr Kleinbus im Verlauf immer mehr, von der defekten Kupplung, bis zur eingeklemmten Hupe (allein diese Töne regen zum Schmunzeln an), bis zum Abfallen der Schiebetür.

Manchmal, so bemerkt Onkel Frank in einer Schlüsselszene, sind die leidvollen Zeiten mit den bitteren Erfahrungen genau die, die einem im Leben weiter bringen.
Beispielhaft hierfür ist die Szene, in der Dwayne sein beharrliches Schweigen bricht, weil ihm eine schicksalhafte Erkenntnis zuteil wird, die seine Zukunftspläne umwerfen könnte.
Doch niemand gibt sich auf, keiner verfällt in Depressionen, sondern vielmehr bildet der familiäre Zusammenhalt einen Weg nach vorne zu blicken, ohne dabei in eine kitschige Bahn zu geraten.

Dabei agieren die Charaktere realitätsnah und werden keinesfalls überzeichnet, was im Endeffekt dazu führt, dass alle recht sympathisch rüberkommen. Nur Mom bekommt wenig eigenständige Charaktereigenschaften und der größte Sympathieträger, der Opa, scriptbedingt zu wenig Screentime zugesprochen.
Aber es macht einfach Freude, dieser lebendigen Familie, mit all ihren zynischen Sprüchen und sarkastischen Äußerungen beizuwohnen.
Da wechseln sich besinnliche und nachdenkliche Momente mit leichtem, aber nie übertriebenem Slapstick ab und man erlebt eine wohltuende Reise, die mit dem Modelwettbewerb ihren humorigen Höhepunkt findet.

Denn die kleine Olive mit Brille und Fettpölsterchen passt nun so gar nicht in die künstliche Welt der Minimodels, die mit grellem Make Up und glitzernder Glamour Geraderobe überhaupt nicht mehr natürlich aussehen. Dazu passend der ewig grinsende Moderator der Veranstaltung, sowie die stolzen Eltern der Teilnehmerinnen, - einige davon bezeichnend fett und heruntergekommen.
So bildet Olivias Auftritt ein kleines, sowie unerwartetes Highlight, das dem ganzen Modelwesen mit Minderjährigen treffend den Spiegel vorhält, - den Veranstaltern als auch den ehrgeizigen Eltern.

Etwas schade ist in diesem Zusammenhang nur, dass man der Sache nach dem Contest nicht noch etwas mehr Zeit gönnt, um sie besinnlich und in Ruhe ausklingen zu lassen. Der Abspann setzt etwas abrupt ein, was aber auch als positives Zeichen zu werten ist, da die gut 100 Minuten fast ohne größeren Leerlauf recht schnell vergehen.

So bleibt am Ende ein Film zum Wohlfühlen, zum Lachen und Nachdenken zugleich, der keine Pointe überstrapaziert und fast völlig ohne Klischees auskommt, - vielleicht wirkt er deshalb so erfrischend charmant und lebensnah.
Lachen, Innehalten und sich mit emotionaler Nähe zu den Charakteren verwöhnen lassen.
Ein kleiner lieber Film zum Genießen,
8,5 von 10

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