Review

Das amerikanische Kino widmet sich hier einem ernsten Thema.

Sehr ernst sogar, angesichts des allgegenwärtigen Gesichts von Dwayne Johnson - besser gekannt als "The Rock" - der hier ideal besetzt ist mit seinen beeindruckenden Körpermaßen und der nahezu eingefrorenen Mimik. Zusätzlich betont wird die Schwere des Themas noch durch den Wegfall jeglicher Farbigkeit - die Optik ist gänzlich in blau-grau-schwarze Töne gehalten und auch die Story verzichtet auf jegliche "bunte Lockerheit".

Dieser gedankliche Ansatz ist verständlich, bedenkt man, daß 75 Prozent der jugendlichen Kriminellen als Wiederholungstäter im Gefängnis landen, wenn sie nicht schon zuvor getötet wurden. Die ersten schnell geschnittenen Szenen, die in den typischen Vorortsiedlungen der amerikanischen Großstädte die Privatkriege der sogenannten "Homies" zeigen, sind mehr als beeindruckend und zeigen die hoffnungslose Situation der zumeist schwarzen männlichen Jugendlichen, die quasi von Geburt an schon in Rollen gedrängt werden, aus denen es kein Entkommen zu geben scheint.

"Spiel auf Bewährung" basiert auf einer realen Geschichte aus den sogenannten "Boot-Camps", einer Anstalt für junge Kriminelle, die man noch nicht sofort den Verhältnissen in den "normalen" Gefängnissen ausliefern will. Da es trotzdem zu der hohen Rückfallquote kam, begannen engagierte Betreuer den Aufbau eines Football-Teams aus den temporären Insassen - also notgedrungen mit jährlich wechselnder Besetzung - um ihnen damit eine Art "Familienersatz" und somit einen Lebenssinn zu geben, der sie unabhängig von den Strukturen in ihren Hometowns machen sollte...

Und schon sind wir beim amerikanischen Lieblingsthema - wenn du deine Chance, die man dir bietet ,beim Schopfe packst, kannst du es auch aus den wiedrigsten Verhältnissen heraus schaffen.

Und wenn das Ganze dann auch noch beim Sport - besser beim Nationalsport "American Football" - stattfindet, dann ist das Rezept für einen erfolgreichen Film schon fertig. Das Ganze garniert mit patriotischen Szenen, mit Durchhalteparolen und kleineren Rückschritten - die dich im Endeffekt erst recht stärken - und schon können die ersten Tränen zerquetscht werden, wenn bei getragener Musik die lange vermißte Mama, die bisher den gar nicht braven Sohn verschmäht hatte, diesen in ihre Arme schließt.

Leider wird das alles oberflächlich und vorhersehbar erzählt und wirklich kein Klischee ausgelassen - der tapfere Ex-Footballstar und jetzige Trainer Sean Porter ("The Rock") hat natürlich auch ein Vaterproblem, wird immer mal wieder von Selbstzweifeln geplagt (natürlich nur sehr kurz) und erleidet ebenfalls ein tragisches Unglück in seiner Familie. Auch die beiden verfeindeten "Home-Boys" finden letztendlich zueinander und verdeutlichen, wie weit es auch Jungs bringen können, denen von Haus aus nur Steine in den Weg gelegt wurden.

Das die Macher nichts riskieren, erkennt man daran, daß sie echte Probleme nur andeuten oder besser gar nicht erst erwähnen. So gibt es zwar eine gegnerische Mannschaft, die rassistische Bemerkungen macht, aber die sonst so schwierigen Jungs bleiben in solchen Momenten völlig souverän, genauso wie kein Gedanke daran verschwendet wird, die Probleme in den Stadtteilen bei den Wurzeln zu packen - im Grunde geht es hier ja nur um Schadensbegrenzung.

Aber ich will nicht ungerecht sein - selbstverständlich ist das ein guter Ansatz zur Rehabilitierung und das man hier den Männern, die diese Idee hatten, ein Denkmal setzen will, ist völlig in Ordnung. Aber ein bißchen mehr Spaß, ein wenig mehr Selbstironie und etwas weniger idealistisches Geschwafel hätte dem Konzept sicher nicht geschadet, sondern es nachvollziehbarer und emotional berührender gestaltet.

Doch hier gibt es ja noch viele Football-Szenen und sportliche Höhepunkte zu sehen und da haben sich die Macher sicherlich gedacht, daß das als Unterhaltung reicht. Das ist auch alles ganz ordentlich in Szene gesetzt und für Liebhaber des Sports durchaus attraktiv, aber letztlich genauso vorhersehbar in seiner Dramatik wie der gesamte Film.

Fazit : Unter dem Deckmäntelchen einer realen Hintergrundgeschichte über Rehabilitierungsmaßnahmen im Strafvollzug für junge Kriminelle wird die übliche Aufsteigergeschichte erzählt.

Wer Freude hat an männlichen Ritualen, üblichen klischeehaften Entwicklungen und Pseudo-Problemen (die tatsächlichen Probleme werden nur angedeutet) und dazu noch knackigen "American Football" mag, kommt hier auf seine Kosten - für alle anderen hat der Film nicht nur erhebliche Längen, sondern tendiert in seiner behaupteten Dramatik auch teilweise ins Lächerliche.

"The Rock" hat hier keinerlei Actionszenen, sondern ist mehr als Charakterdarsteller gefragt - eine Aufgabe, die ihn sichtlich überfordert und sich vom Niveau her am sonstigen niedrigen Standard orientiert.

Das es auch anders gegangen wäre, zeigen ausgerechnet die dokumentarischen Szenen im Nachspann mit den echten Protagonisten. Die wenigen hier gezeigten einfachen Bilder wirken in einer Art ehrlich und emotional berührend, wie es der ganze bombastische, theatralische Film zuvor keine Sekunde erzeugen konnte - wieder ist eine gute Idee im Sumpf der Anpassung an den angeblichen Massengeschmack verloren gegangen - ärgerlich (3/10).

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