Spike Lee und Mainstream-Kino? Der politisch kritische Regisseur und ein Thriller über einen perfekt geplanten Bankraub?
„Inside Man“ verspricht viel, doch hält zu wenig. Denn trotz eines großen Aufgebots an ordentlichen Charakterdarstellern und einer intelligenten Story verzettelt sich Lee mit Handlungsnebensträngen und verliert dabei den eigentlichen Kern aus den Augen.
Romms-bomms geht es auch direkt zur Sache: Clive Owen kündigt mit einem markanten Satz das nun folgende an: In der Rolle des Dalton überfällt er mit einigen Komplizen, als Maler verkleidet, die Manhattan Trust Bank. Er zwingt die Geiseln, sich ebenfalls als Maler umzuziehen, so dass die Cops unter der Leitung von Frazier (Denzel Washington) nicht einfach drauf los ballern können. So müssen Verhandlungen geführt werden…
…doch spätestens mit Jodie Fosters arrogant überheblichen Auftritt in der Rolle der einflussreichen Madeline White, die für den Vorstandsvorsitzenden seine ollen Nazipapiere aus dem Safe der gleichen Bank schmuggeln soll, weiß man wie der Osterhase läuft. Und der wird seine Eier in diesem Jahr bestimmt nicht auf dem „Brokeback Mountain“ verstecken…
Spätestens jetzt ahnt der mitdenkende Zuschauer den durchaus intelligent konstruierten Plot-Twist, den man, wenn eigentlich alles gezeigt wurde, in den letzten Minuten doppelt und dreifach in die Augen gerieben bekommt.
Das schmälert zwar insgesamt nicht den angemessenen Anspruch der Story, doch leider kommt dabei auch nie so recht Drive auf die Leinwand.
Es muß ja nicht immer die große Schießerei und das triefende Blutbad sein, zumal die cleveren Dialoge zwischen Owen und Washington sehr ansprechend ausgefallen sind. Doch diese unnützen Flash Forwards mit Vernehmungen diverser Geiseln bringen das Geschehen genauso wenig weiter, wie ein paar politisch kritische Szenen, die Lee offenbar für notwendig hielt, wie ein Sikh, der ohne seinen Turban nicht aussagen will oder der weiße Cop, der sich rassistisch gegenüber einem jungen Farbigen äußert, der ihn mit einer Waffe bedrohte.
Das sind für sich genommen interessante Szenen, aber für den Film wenig gehaltvoll.
Etwas mehr bringt dem Streifen der Score, der, mal abgesehen vom Bollywood-Theme ein paar Harmonien bringt, die witzigerweise an einige Klänge von Martin Böttchers Winnetou erinnern (nicht das bekannte Main-Theme).
Witzig sind auch ein paar nette Einfälle, wie der Mann, der die Tonbandsprache der Geiselnehmer als albanisch erkennt, aber kein Wort davon versteht. Sogar über die Dame mit den überaus großen Kissen unterm Shirt muß man schmunzeln, da kann selbst ein Cop den Blick nicht abwenden…
…Den Blick abwenden…Nein, so schlimm ist „Inside Man“ nun doch nicht ausgefallen, denn das Drehbuch ist intelligent genug und handwerklich gibt es bei Lee ohnehin nichts auszusetzen. Die bekannten Darsteller können mit ihrem Spiel schon für sich unterhalten, auch wenn ein Willem Dafoe(mal wieder mit neuer Synchro) gänzlich verschenkt ist und Jodie Foster ausnahmsweise mal nervt.
Etwas mehr Druck und weniger unnötige, sowie zu lang geratene Szenen hätten aus der gut durchdachten Grundidee aber mehr herausholen können.
Knapp
7 von 10 Punkten