Holla, ist ja mal was Neues: wir klonen uns eine neue Horror-Ikone!
Ihr Name ist Victor Crowley.
Nein, nicht das sie denken, Regisseur und Autor cum Wichtelhirn Adam Green, hätte sich diesen Namen bei „Frankenstein“ und einem berühmten Satanisten zusammengeklaut – so heißen nun mal furchtbar missgebildete Sumpfbewohner, die versehentlich von ihrem eigenen Vater ein Beil in den Schädel bekommen haben, weil Halloween-Teenies ihm die Hütte angezündet haben. Und die deswegen oder aus anderen Gründen, die man sich hier bequem erspart hat, nicht umzubringen sind.
Diese schamlose Arschkriecherei in den Allerwertesten von Jason Vorhees ist ein wahres Meisterwerk an Berechnung und zeigt mal wieder deutlichst, wie man es angehen muß, damit Splatterfans einer Masche wie die Lemminge auf den Leim gehen.
Zunächst braucht man ein bisschen Geld, dann schaut man die Slasher dieses Planeten noch einmal durch, um Plagiatsklagen zu entgehen. Hat man das, bastelt man sich einen 2-Meter-Backwood-Mutanten mit einer Vorgeschichte, die sogar die blutarme Jason-Story olympisches Format annehmen lässt (Klar, Teenager fahren per Boot in einen Sumpf, um einen deformierten Riesen zu ärgern, klar…).
Anschließend braucht man natürlich noch eine Stange Opfer für den Bodycount (darum geht’s ja letztendlich in Slashern), die kommen hier aus New Orleans, wo gerade Mardi Gras gefeiert wird.
Mardi Gras ist so eine Art Karneval und Mr.Green versteht darunter, das sämtliche Mädels in town sofort ihre Titten aus dem Fenster hängen. Klar, das das langweilig wird.
Ergo machen sich zwei Freunde, eine widerspenstige Schöne, zwei dumme Schlampen, ein Privatpornofilmer und ein älteres Ehepaar auf eine Geister-Sumpf-Tour per Boot, wo sie aufgrund der Unfähigkeit des Reiseführers bald stranden. Eben nahe Mr.Crowleys ramponierter Hütte.
Mehr braucht die Story nicht, davor und danach herrschen Dialoge, die vermutlich bei der Drehbuchproduktion von „Party Animals“ noch oben im Klo schwammen – das alles soll lustig sein, ist aber einfach nur grottenblöd, streckt aber den Film, der ja minimum 75 Minuten lang werden sollte.
Für sogenannte Splatterfans braucht es auch nicht mehr, denn der grunzende Killer macht sich bald darauf ans Werk und es spritzt natürlich literweise durchs Gestrüpp, was uns die Sache einfacher macht, denn mit jedem Mord verringert sich die Dialogquote, die hier das Tödliche an sich ist.
Für den Meuchler konnte die Produktion Kane Hodder gewinnen, einen baumlangen Stuntknuddel, der seinen zweifelhaften Ruhm dadurch gewann, den Jason in den eher schlechten letzten Verfilmungen der Reihe darzustellen.
Trotzdem ein Pfund, mit dem man wuchern kann, verursacht der Name allein doch schon Sabberpfützen in Fanschößen.
Und dann natürlich der Übercoup: Robert Englund und Tony Todd, also Freddy Krüger und der Candyman stehen auch auf dem Cover, das kann ja nur die reine Freude sein!
Nur, dass Englund auch langsam in die Jahre kommt und deswegen hier ein beruhigtes Pre-Title-Cameo abgibt und sich im Off zerstückeln lässt. Noch besser ist der Auftritt Mr.Todds, den man offenbar aus der Not heraus im Nachhinein ins Skript gekritzelt hat und dessen Monolog ein Musterbeispiel an unlustiger Redundanz ist.
Wenn also dann Star-Mimen wie Mercedes McNab, die in „Buffy“ den Blond-Bimbo-turns-Vampire „Harmony“ spielte, in diesem Film es problemlos schafft, ihre damalige Rolle noch um Etagen zu unterlaufen, müssen die Effekte den Rotz retten.
Jepp, und da hackt, reißt und knirscht es ordentlich – das freut den Kunstblutfetischisten, denn das edle Naß wird einmerweise an die Bäume gekippt (wortwörtlich). Trotz aller anatomischen Phantasie des gestandenen John Carl Buechler sind ein paar Effekte leider deutlich misslungen, man sieht die Prosthetics überdeutlich, aber der Rest des Films ist so schlecht, das man trotzdem fast dankbar dafür ist.
Am Ende gibt’s dann noch eine knackige Friday-Hommage und die Möglichkeit, diesen Eimer eiskalt kalkulierte Maulwurfkotze bis in alle Ewigkeit fortsetzen zu können.
Tja, aber genau das war ja auch der Sinn der Aktion, die man noch damit garnierte, dies alles zum „Old School Horror“ zu erklären (völlig an den Sackhaaren herbeigezogen) und dann zu tönen: Kein Remake, kein Sequel und nicht auf asiatischen Vorbildern basierend.
Stimmt alles.
Nur heißt das noch lange nicht, das diese nicht lebensfähige Frankensteinkarikatur von Film damit irgendeine Qualität aufweist. Außer man befindet sich jenseits jeglicher Promillegrenzen und merkt eh nichts mehr. (1/10)