Tod & Leben teilen sich eine Lederhose
Mia san Mia, sagen die Bayern ja oft genug und haben damit im Rest der Republik nicht gerade den besten, sympathischsten und umgänglichsten Ruf. So bodenständig wie sie sich selbst gern sehen, sieht sie der Rest von Deutschland bei weitem nicht. Welche der beiden Seiten eher richtig liegt, sei mal dahingestellt. Nur eins weiß ich: auf "Wer früher stirbt, ist länger tot" können die CSU-Wähler aus dem Süden der Bundesrebublik mächtig stolz sein. Haben sie doch mitten in Zeiten von Bully, Schweiger und Schweighöfer eine bayuvarische Komödie geschaffen, die nicht nur weit über dem zweifelhaften deutschen Komödienschnitt steht, sondern sogar zeitlose Kinomagie versprüht. Kurz gesagt: trotz gewöhnungsbedürftigem Akzent, einer der besten deutschen Crowdpleaser (über 1,8 Mio. Zuschauer, monatelang im Kino!) aller Zeiten. Ein moderner Klassiker, könnte man fast sagen, den auch der Rest des Landes durchaus über die kommenden Jahrzente für sich entdecken sollte. Denn ich kenne keinen, der ihn auch nur annähernd schlecht findet. Das muss man auch erstmal schaffen, ohne komplett glattgebügelt oder stromlinienförmig zu sein.
Erzählt wird von einem jungen Lausbub aus dem tiefsten Bayern, der nicht nur aus Versehen ein paar Haasen mit einem Laster plattfährt, sondern auch von seinem großen Bruder bezichtigt wird, seine Mutter am Tag seiner Geburt getötet zu haben. Also versucht der kleine Sünder mit seinen kindlich-naiven Interpretationen von Religion, Rockstarsein und Fortpflanzung der Unsterblichkeit näher zu kommen - da er nun Angst vor der ihm möglicherweise drohenden Hölle hat... An dem einmaligen Mundpropaganda-Erfolg ist mehr dran, als es auf den ersten Blick den Anschein macht. Mehr als nur eine prachtvolle bayerische Bergkulisse, ein lässiger Rocksoundtrack und solide Darsteller. Der kleine Sebastian ist ein wirklich feiner Protagonist, immer auf den Grenzen zwischen Unschuld und Schuld, Kind und Teenager, Sünder und Heiliger, Büße und Spaß. Hinzu kommt eine bayerische Schnauze und Authenzität bei allen Beteiligten, die sich gewaschen hat. Selbst wenn das bei Hochdeutschsprechern mehr Konzentration als sonst erfordert. Fast so, wie wenn man Filme im O-Ton/auf Englisch guckt. Aber es lohnt sich! Wie ein Mix aus solider ARD-Fernsehkomödie, Volker Schlöndorff und "Jagdszenen aus Niederbayern" mit schelmisch-schwarzem Humor.
Fazit: solche "Heimatfilme" sollte es öfters geben - witzig, traurig, künstlerisch wertvoll, voller Herz, Kreativität und mit Schalk im Nacken. Kein Wunder, dass diese bayerische Komödie einer der größten deutschen Sleeper-Hits aller Kinozeiten wurde. Nur an den Akzent muss man sich erstmal gewöhnen...