Review

Die Namensgebung von Marcus H. Rosenmüllers („Schwere Jungs“) neuestem Film, gleicht durchaus einem Bondtitel:

„Wer früher stirbt ist länger tot“

Doch mit 007 hat dieser Film nur wenig gemeinsam...

Was uns heutzutage aus dem urigen Bayern so an „Moards Gaudi“ Streifen geboten wird, hat eher Neandertalercharme, als das es niveauvoll und einfühlsam zu unterhalten weiß. Entweder wir rekurrieren auf unseren Pornosteiner aus dem Komastadl, oder dem kollosalen Otti’ Fischer. Da juckt’s einem weder in der Lederhose noch in den Hirnwindungen.

Kurz: „Miar Bayern woarns scho’ imma’ oa bissarl bodenstandig!“

Ein Trugschluss, der mit „Wer früher stirbt ist länger tot“ ein für allemal aus dem Freistaat gebannt wird!

Die Gschicht’:
Jo, miar bfinda uns im oberbayrische’ Germinge’. Hia wohnts der „Kandlerwirt“ mit sei zwei Buban, dem Sepp un’ em Franzl. Unsa’ Sepp is oa richtig Lausbub... (Ein kleiner Tipp falls ihr hier schon Probleme mit dem Verständnis habt: SCHALTET DIE UNTERTITEL BEIM FILM EIN!).

Der Lesefreundlichkeit halber werde ich auf Hochdeutsch fortfahren:

Sebastian (Markus Krojer) wird mit 11 Jahren von seinem älteren Bruder Franz darüber aufgeklärt, dass deren Mutter bei Sebastians Niederkunft verstorben ist. Sebastian ist voller Schuldgefühle und möchte zur Wiedergutmachung seinem Vater eine neue Frau besorgen. Bei Sebastians Vorhaben widerfahren ihm immer wieder Missgeschicke, die seine Schuldgefühle nur noch mehr steigern und zu Ängsten vor dem Teufel und dem Fegefeuer führen...
Wird unser kleiner „Lausbub“ diese Mission erfüllen können???

Nun gut, ein wenig Anlehnung findet „Wer früher stirbt ist länger tot“ an den kurzweiligen und unterhaltsamen „Lausbubengeschichten“. Doch durch die zeitgenössische Adaption fällt dies nur marginal auf und ist meines Erachtens nicht verwerflich. Ganz im Gegenteil! Es wird die Intentionalität des präpubertären Verhaltens sehr gut beleuchtet und bleibt nicht unter einer oberflächlich – spitzbübischen Fassade verschüttet.
Der junge Markus Krojer spielt einfach brilliant (ein Stück weit sich selbst, oder er ist ein wahres Naturtalent)! Da haben die anderen Akteure es wahrlich schwer mitzuhalten.

Rosenmüller schafft es ganz ohne Übertreibungen und unnötig verkitschte Darstellungen, das magische Denken eines Kindes bildlich und inhaltlich festzuhalten. Ängste, Hoffnungen, Wünsche und Ziele eines Kindes so aufzubereiten, wie es Rosenmüller gelungen ist, bedarf einer unbedingten Würdigung.
Dass es bei der doch ziemlich tragisch anmutenden Storyline von „Wer früher stirbt ist länger tot“ auch sehr komisch und heiter zugeht, ist dem Inhaltlichen nicht abträglich. Rosenmüller gelingt es Situationskomik zu etablieren, ohne das ein Gefühl von Erzwungenheit beim Zuschauer entsteht. Dabei entsteht nicht nur ein authentisches Bild der infantilen Psyche, sondern auch ein tragisch-komischer Unterhaltungsgenuss für die ganze Familie.

Fazit:
Wahrlich eine positive Überraschung was uns der Freistaat Bayern da mit „Wer früher stirbt ist länger tot“ serviert! Neben guten Darstellern, speziell Krojer, können die Inszenierung und der stimmige Score, ein positives filmisches Gesamtbild garantieren.
Wer einen interessanten Einblick in die kindliche Psyche erhaschen möchte und sich dabei vielleicht mal an seine Kindheit kurz erinnern mag, der wird diesen Film mit strahlenden Augen sehen und wissend lächeln...

Und nochmal: Nicht von dem bayovarischen Dialekt einschüchtern lassen!

10 Punkte

Details
Ähnliche Filme