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Schwarzer Humor ist eigentlich keine bayerische Spezialität und doch,"Wer früher stirbt ist länger tot" kann selbst mit guten englischen Komödien locker mithalten.Marcus Rosenmüller hat allerdings auch das Glück in Markus Krojer einen Hauptdarsteller gefunden zu haben,der absolut natürlich und überzeugend wirkt.Das gilt übrigens für die meisten Schauspieler des Films,die sich in ihrem Dialekt sichtlich und hörbar wohl fühlen.Ein Highlight dabei ist der Stammtisch ,mit Charakteren wie man sie nur in Bayern trifft.Die Geschichte selbst ist dabei konstruiert und schräg überzogen.Teilweise realitätsfremd (so macht niemand Radio ),manchmal reiner Slapstick(die arme Oma ),ab und zu schon ins Absurde abdriftend und doch ist die Mischung so geraten,daß man sagt,das könnte tatsächlich so (wenn man die eine oder andere Ausschmückung wegläßt ) passiert sein.
Als der elfjährige Sebastian erfährt, dass die Mutter bei seiner Geburt gestorben ist, löst dies bei ihm Alpträume und schwere Schuldgefühle aus. Ab sofort strebt er danach, sich von dieser "Schuld" zu befreien, um dem Fegefeuer zu entkommen. Und weil der Junge ein guter Katholik ist, beschließt er sein Problem mit ewigem Leben zu lösen. Der Stammtisch seines Papas weiß in diesem Punkt Rat: Eine neue Frau muss auf des Vaters Hof. Also macht sich Sebastian auf die Suche und findet in der Nachbarin eine vermeintliche Kandidatin...
Daraus ergeben sich ungeahnte Hindernisse und Verwicklungen .In bester Ludwig Thoma Manier werden hier moderne Lausbubengeschichten entwickelt.Lapidar dahin Gesagtes verselbständigt sich,wird wörtlich genommen und bekommt durch Sebastiansche Interpretationsfreiheiten einen ganz eigenen Sinn.Ein 11-jähriger auf der Suche nach Unsterblichkeit und das eingebettet in eine Melange aus erzkonservativem Katholizismus,chauvinistischer Stammtischphilosophie und kindlichem Erlebnisdrang.Vier Jahre hat Rosenmüller angeblich am Drehbuch gebastelt,das erklärt vielleicht die Leichtigkeit mit der er die Genregrenzen sprengt."Wer früher stirbt ist länger tot" hat von allem etwas,ein bißchen Heimatfilm,ein bißchen Klamauk aber auch ein klein wenig Autorenkino.
Ein wirkliches Kleinod in einer Zeit,in der die Masse dem reinen Klamauk huldigt.Und selbst ausgesprochene ,des bayerischen Idioms nicht mächtige Nordlichter kommen auf ihre Kosten : Es gibt hochdeutsche Untertitel !
Von mir gibt es unsterbliche 9 von 10 Punkten.

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