Als ich von Freunden von diesem Film hörte, interssierte ich mich nicht wirklich dafür. Es war eher Zufall, dass ich mich dann doch dazu überreden habe lassen mir diesen Film anzusehen. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass ich es nicht bereut habe.
"Wer früher stirbt, ist länger tot" ist eine Mischung aus Komödie, Liebesgeschichte und Grusel-Drama. In erster Linie überzeugt er jedoch durch seinen bayerischen Charme. So spielen die Darsteller komplett in tiefbayerischem Dialekt. Dadurch ist es für Nicht-Bayern wirklich schwierig, den Sinn des Filmes verstehen zu können. Er dürfte sich in diesen Ohren eher wie ein Fremdsprachenfilm anhören. Sogar mir als Einheimischer fiel es manchmal schwer, den Dialogen zu folgen. Aber genau das macht den Film aus. Er bricht mit den gängigen Regel des bekannten deutschen Kinos und geht so seine eigenen Wege. Er besticht förmlich durch seine lockere bayrische Art. Dieses zum Teil etwas klischeehafte Wirtshaus-Denken, für das die Bayern in aller Welt gleichzeitig etwas belächelt und verehrt werden, treibt einem so manches Grinsen aufs Gesicht. Man fühlt sich daheim :) Wos net hoisa soi, dos i in'am Wiatshous dahoim bin, ge mei Liaba Luia...
Aber wieder ernst..."Wer früher stirbt, ist länger tot" ist mit Sicherheit von der Storyline kein neuartiger Film und Marcus Rosenmüller hat auch insgesamt bestimmt nicht das Rad erfunden. Jedoch weiß er zu unterhalten, zu amüsieren. Er hat in Markus Krojer einen Nachwuchsschauspieler der Extraklasse gefunden. Markus Krojer spielt den Sebastian Schneider, ein Lausbub der seines gleichen sucht! Seine Schelmenhaftigkeit ist wirklich sagenhaft. Seine Tollpatschigkeit und Ahnungslosigkeit ist einfach zum tot lachen. So möchte er die ganze Zeit seine Sünden tilgen, die er teils gewollt teils unbeabsichtigt auf dem Kerbholz hat, aber ihm gelingen dadurch nur noch blöder Aktionen, die ihn immer mehr in einen Strudel eintauchen lassen, aus dem er nur schwer wieder heraus kommt. Man schließt den kleinen Sebastian allerdings sofort in sein Herz und auch wenn mancher Klamauk, der ihm passiert, dann letztendlich doch etwas übertrieben wirkt, lässt man diese künstlerische Freiheit gerne zu und freut sich auf den nächsten gelungenen Gag. Denn insgesamt weiß der Film wirklich zu überzeugen und das in allen Genres.
Also ich kann nur für mich sprechen, da ich ja schließlich dem bayrischen Dialekt mächtig bin, aber ich würde es wirklich jedem empfehlen sich dieses ziemlich unbekannte Schmuckstück anzusehen. Er war in München beim Filmfest ein Nischenprodukt, wurde allerdings von den Kritikern geschätzt, die Premierenaufführung in Augsburg ging in grenzenlosen Jubelstürmen zu Ende. Selten sah ich so einen Andrang bei einem Independentfilm...seit seinem Anlaufen waren schon ca. 3000 Besucher in diesem Film - und das in etwas mehr als einer Woche...Leider war ich nicht bei der Uraufführung, aber ich habe mir sagen lassen, dass die Darsteller des Films durch ihre nette Art ein wirklich schönes ungezwungenes Erlebnis bei der Premiere geschaffen haben...
9.0/10 Punkte
Nachtrag:
In der Ausgabe der Augsburger Allgemeinen Zeitung steht heute am 17.08.2006 folgendes auf der Titelseite:
Ein Film tritt von Augsburg aus den Siegeszug an - Nachwuchsregisseur Rosenmüller landet einen Knüller, der heute bundesweit startet!
Zitate aus dem Text: Binnen einer Woche strömten 4000 Besucher in den Film - damit katapultiert sie ihn noch vor dem heutigen Bundesstart an die Spitze der deutschen Kinocharts. "Keine Kopie in Deutschland läuft zurzeit erfolgreicher (...) nicht einmal der Piratenfilm "Fluch der Karibik 2" hat pro Kopie mehr Zuschauer. Das verwundert Kinobesitzer aus ganz Deutschland, die täglich bei Fischer (Besitzer des Mephistos in Augsburg) anrufen und den Film bestellen. Ab heute (17.08.2006) werden 50 Kopien bundesweit gezeigt. (...) "Wer es in Augsburg schafft, schafft es überall."
Stellt man die zwei Filme gegeneinander, dann kommt "Fluch der Karibik" mit ca. 700 Kopien deutschlandweit auf gerade mal ca. 600 Leute pro Kopie...