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Zwölf Jahre hat es gedauert, seit unsere liebsten Zeichentrickgallier das letzte Mal mit einem neuen Abenteuer auf einer Kinoleinwand zu sehen gewesen waren (das Verbrechen „Asterix auf Schwörerdeutsch“ lasse ich mal getrost weg…) und die letzten beiden Abenteuer waren wirklich nicht mehr so das Wahre!
Da ist es erfreulich, dass mit „Asterix und die Wikinger“ sich der neueste Streich abseits der französischen Realverfilmungen mal wieder stückweise an die Vorlage hält und vor allem nur einen Band als Grundlage verwurstet.

Die Story, die in Comicform noch „…und die Normannen“ heißt, bleibt ungefähr einen halben Film sehr dicht am Buch, wenn der Sohn von Majestix Bruder, der schwächliche Jüngling Grautvornix zur Mut-Anerziehung Asterix und Obelix unterstellt wird, sich dort aber nicht wirklich brauchbar anstellt, bis die Wikinger im Dorf landen, weil sie den größten Angsthasen überhaupt suchen, da Angst bekanntlich Flügel verleiht. Als sie ihn zum Zwecke des Erlernens von Fliegen und Angst entführen, verlagert sich dann die Handlung in die Nordlande, was ein wenig an eine Episode von „Die große Überfahrt“ erinnert.

Trotzdem bleibt das aktuelle Asterix-Abenteuer relativ geschlossen. Erweitert wird es durch eine zarte Liebesgeschichte zwischen Grautvornix und der rabiaten Tochter des Wikingerchefs und die Intrigen des Sehers der Wikinger, der natürlich seinen hirnlosen Sohn als Thronfolger unterbringen möchte.

Erfrischend, mal wieder handgezeichnete Bilder zu sehen, auch wenn die dicke Ränderung der Figuren manchmal befremdlich wirkt. Die PC-Animation unterstützt, wo sie kann, vor allem in den Actionszenen, aber das hat man hervorragend untergebracht.
Ansonsten gestaltet sich die Aufteilung mehr als einen Obelix-Film, der hier überraschend selbstverständliche Geistestaten vollbringt und seinen sonst schlaueren Kumpel fast in den Schatten stellt.

Natürlich gibt’s wie üblich auch Anleihen an die Moderne: die Häuptlingstochter heißt Abba (!), die schwedische Häuptlingsfrau wünscht sich ein praktisches Möbelsystem für die Küche (aha!) und Grautvornix tanzt zu dancefloorkompatiblen Eurobeats und führt eine Taube namens SMSix bei sich, die die Kurznachrichten in nahe Bäume hackt. Im Wikingerboot geht es zu wie in der Economyclass und man kann unter zwei Gerichten wählen, Fisch oder…Fisch, Anschnallen beim Rudern inclusive – während an der Tür des Nordmännerhaupthauses abends die Gästeliste wie im Club abgearbeitet wird. Selbstverständlich lauten alle Namen der Wikinger immer noch auf –af, einer heißt sogar Steffigraf!

Insgesamt sind diese Extras aber recht charmant und gar nicht abstrus, die Handlung ist flüssig, die Gags sorgen für reichlich Schmunzler und die Action hat ordentlich Drive.

Gewöhnungsbedürftig sind jedoch die Stimmen. Während sich manche Zuschauer sehr irritiert zeigen wird, dass ausgerechnet Funnyman Dieter Hallervorden dem bösartigen Kryptograf die Stimme leiht (Götz Otto ist idealtypisch für seinen tumben Sohn!!!) und Nora Tschirner eine gute Abba ableistet, sorgt ausgerechnet der schon bejahrte Smudo als Grautvornix für eine positive Überraschung, denn die Hysterie, die die Rolle beinhaltet, verlangt ihm einiges ab.
Ungewohnt sicherlich Christian Tramitz als Asterix (akzentfrei!), während Tilo Schmitz’ Obelix zu hart und zu wenig volltönend erscheint.

Insgesamt aber endlich mal wieder ein Asterix-Abenteuer für die ganze Familie, das ein großes Publikum verdient. Und bei den schwachen letzten Comicalben war das auch dringend nötig. Formvollendet gute 7,5/10.

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