Wer erinnert sich noch an "Angriff der Killertomaten", jenem Streifen, der mit als einer der ersten Filme gilt, in dem keine Menschen, Tiere, Dämonen oder Sagen-Figuren das unaussprechlich Böse repräsentieren, sondern schlicht und einfach Dinge aus dem täglichen Alltag, in diesem Fall Gemüse? Eine Trashbombe wirklich aller erster Güte, so wahnsinnig bekloppt, dass man aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommt. Viele eiferten dem Killergemüse dann nach, doch nur selten wurde jener hohe Trashunterhaltungsfaktor jemals wieder erreicht, als bei diesem Meisterwerk des schlechten Geschmacks. Vor zwei Jahren hat sich nun eine deutsche Amateur-Truppe daran gemacht, wieder einen unmöglichen Alltagsgegenstand in mörderischer Absicht auf die Menschheit loszulassen und zwar Rucksäcke. "Überfall der Mörderrucksäcke" ist der Titel und hätte im Grunde auch wirklich wieder ein herrlich schräges Bad-Taste-Erlebnis werden können. Leider unterhält der Scheißdreck aber nur bedingt.
An der Geschichte selbst liegt es dabei aber nicht, da diese eigentlich wirklich alles repräsentiert, was man sich bei so einem Filmtitel vorstellen könnte. Denn es geht hier wirklich um eine Invasion von Rucksäcken, die aus unerfindlichen Gründen plötzlich die Menschheit angreifen. Keiner ist vor den fressenden Tragebeuteln sicher, in blutiger Gier fressen sie sich durch jeden Menschen, der sich ihnen in den Weg stellt. Als einige von den Menschen in einen unterirdischen Bunker flüchten, scheinen sie den mörderischen Bestien auf die Spur zu kommen, doch das macht ihr Versteck noch lange nicht sicher. Und das Fressen geht weiter...
In Sachen Trashfilm gibt es im Grunde zwei unterschiedliche Kategorien. Entweder nimmt sich ein stupider Film so sehr ernst, dass man sich darüber nur noch dreckig, wenn auch von den Machern nicht gewollt, amüsiert oder er ist das ganze Gegenteil, sprich die Macher wissen um den Schnulli den sie fabrizieren und wollen mit absolut abstrakten Ideen, das geneigte Publikum unterhalten. Bei den mörderischen Rucksäcken mag allerdings irgendwie die Mischung aus Beidem zu gelten. Denn obwohl sich die Macher deutlich um ihren Trash bewusst sind, so versuchen sie das ganze Treiben dennoch einigermaßen ernst wirken zu lassen und haben, außerhalb der Tatsache mit ihren fressenden Rucksäcken, nicht wirklich viel zum Lachen eingebaut. Und eigentlich hätte diese riskante Idee auch durchaus funktionieren können. Leider ist dem aber nicht so.
Und das liegt vor allem an zwei Dingen. Zum einen daran, dass der Streifen leider viel zu lange braucht, um wirklich zu Potte zu kommen. Bevor die Rucksäcke anfangen die Menschheit zu attackieren, dauert es doch deutlich zu lang und dem Zuschauer werden derweil ein paar Figuren eingeführt, die aber mitunter so langweilig und charakterlos gezeichnet worden, dass man sie am liebsten gleich ins Verderben geschickt hätte und nicht erst durch einen völlig unpassenden Einführungspart versucht den Zuschauer näher zu bringen. Denn das klappt einfach nicht.
Zum anderen liegt es aber auch daran, dass es sich hierbei nicht nur um einen Trashfilm handelt, sondern auch um ein Amateurprodukt der billigsten Sorte. Die schön trashige Idee kam nämlich leider wieder einmal von ein paar Hanseln, die mit Papas Videokamera ihre ersten Filmversuche machen, zumindest wirkt es so. Die Ausleuchtung der Szenen ist mitunter unglaublich übel, die Kameraarbeiten unter aller Kanone und auch in Sachen Schnitt und Tontechnik hätten die Macher lieber noch ein wenig üben sollen, bevor sie ihre Filmversuche der Öffentlichkeit preisgeben. Einzig und allein die Gore-Effekte können ein wenig überzeugen, und wenn es dann auch anfängt Blut zu regnen, dann fließt der rote Saft schon ganz schön vor bzw. in die Kamera. Ansonsten aber funktionieren weder der Aufbau einer gewissen Atmosphäre (die spürbar gewollt gewesen ist), das erzeugen von Spannung oder ähnlichem. Da haben andere Filmfreaks bei ihren ersten Gehversuchen schon mehr zusammen bekommen.
Einen weiteren Fehler begeht der Film zudem auch noch mit der "Wendung", die der Film ganz zum Schluss noch bringen will. Denn aus der Rucksackhast wird dann kurz vor Ende plötzlich noch so etwas wie ein Slasherpart gezaubert, der dann aber nun so gar nicht mehr passen will. Sowieso hätte man sich lieber durchgehend auf den Rucksack-Trash konzentrieren sollen und ihn besser so herrlich albern gestaltet wie den legendären Tomatenfilm. Dann hätte das Ganze vielleicht sogar wirklich ein kleines deutsches Trashhighlight werden können. So aber wird eben zum Trash noch viel zu viel hinzugedichtet, was einfach nicht passt bzw. wurde er nicht mit dem hier wirklich streng benötigten Spaß umgesetzt. Schade!
Fazit: "Überfall der Mörderrucksäcke" hätte eigentlich ein schön unterhaltsamer Scheißdreck werden können, doch leider ist es fast nur reiner Scheißdreck geworden. Die Idee einen Film über mörderische Rucksäcke zu drehen ist definitiv mindestens so blödsinnig wie schräg und bei der richtigen Umsetzung hätte man auch wirklich viel zu Lachen gehabt. Leider aber zerfällt die anfänglich noch passend wirkende Zusammensetzung aus gewollt megatrashiger Idee auf der einen Seite und ernst wirkender Umsetzung auf der anderen Seite, bald viel zu schnell in sich zusammen und man wünschte sich, dass die Macher den gleichen Spaß in die Sache gesteckt hätten, wie ihn der Zuschauer zumindest bei den Rucksackattacken haben kann. Aber die, selbst fürs Genre, äußerst dilettantische Inszenierung, sowie der völlig unpassende Schluss, schieben dem Ganzen dann leider doch einen Riegel vor. Empfehlenswert somit wirklich nur beinharten Amateurfreunden, die sich auch von langatmigen Anfangsszenen nicht abschrecken lassen und ihren Spaß selbst dort finden, wo alle anderen den Spaß (egal ob gewollt oder nicht) noch suchen müssen!
Wertung: 3/10 Punkte