Sein Geburtstag läuft nicht unbedingt so, wie sich der 15-jährige Michael das vorgestellt hat. Der reiche Lover seiner Mutter setzt beide vor die Tür. Nachdem die beiden eine schäbige Wohnung in einem anderen Stadtteil gefunden haben, muss Michael auch in eine neue Schule. Dort freundet er sich zwar mit zwei russischen Mitschülern an, die türkische Gang um Erol hat es jedoch konstant auf ihn abgesehen und er wird mehrmals aufs Übelste verprügelt, unter anderem auch weil er kein Schutzgeld bezahlen kann. In dieser Situation nimmt er dankbar ein Jobangebot von Hamal, einem Drogendealer, an, der ihm neben einem Job auch noch eben diesen Schutz vor Erols Bande bieten kann. So arbeitet Michael fortan als Drogenkurier, doch dann kommt es zu einem Zwischenfall, der das Leben des 15-jährigen und aller Beteiligten komplett verändern wird.
In seiner ersten Regiearbeit seit Liebesluder begibt sich Komödienspezialist Detlev Buck auf eher ungewohntes Terrain und liefert mit KNALLHART ein stilsicheres Jugenddrama ab. Die durchweg bewusst trist gewählten Farben geben der Inszenierung den passenden Look.
Auch bei der Besetzung wurde alles richtig gemacht. David Kross überrascht in seiner ersten Hauptrolle mit professionellem Spiel. Seine Gestik und Mimik wirken an keiner Stelle überzogen oder aufgesetzt. Auch überraschend gut die Leistung von Frau Elvers, die der überforderten Mutter ein erstaunlich gutes Profil verleiht, was ich im Vorfeld nicht für möglich gehalten hätte. Auch die Story ist flüssig erzählt und es gibt eigentlich keinerlei Langeweile oder Leerlauf.
Bisher nur Lob, doch jetzt kommt das ABER. Sicherlich komme ich nicht aus Berlin-Neukölln und habe nicht die geringste Ahnung, wie es dort zugeht. Man versicherte von Seiten der Filmcrew auch, dass im Vorfeld des Films sehr viel Recherche betrieben wurde, um den Alltag der dort lebenden Menschen authentisch rüberzubringen. Trotzdem driftet Buck insbesondere im Mittelteil deutlich zu sehr in die Klischeekiste ab. Die Sprache ist hierbei noch das geringste Problem, da ich weiß, dass viele unserer türkischen Mitbewohner wirklich diesen Slang benutzen. Doch hier werden mir insgesamt alle Türken und Araber als fies, hinterhältig und böse dargestellt. Der eigentliche Gegenpol, die zwei russischen Freunde von Michael, haben natürlich einen Vater, der sie grün und blau schlägt. Nee, Herr Buck, das ist mir insgesamt doch etwas zu viel des Guten.
Nichtsdestotrotz bleibt hier unter dem Strich ein sehr gutes Jugenddrama mit einem, ich muss es noch mal sagen, brillanten Hauptdarsteller, das sich acht Punkte durchaus verdient hat. Auch wenn sich die letzten zehn Minuten abermals der Klischeeecke allzu sehr bedienen (hier geht es dann um Ehre), sind diese insbesondere, wenn man hierbei auf die Kleinigkeiten achtet (Nacht und Tag, ohne zu viel vorwegzunehmen), wirklich knallhart und gut gefilmt, übersteigen meiner Meinung nach sogar die FSK-Freigabe ab 12 Jahren. Sicher soll der Film auch abschreckend wirken und die Zeiten haben sich im Vergleich zu meiner Jugend verändert, aber ich denke, wenn ein 13-jähriger, der nicht in so einer Gegend wohnt, diesen Film und insbesondere das Ende sieht, müsste das, wenn er ein sensibles Gemüt besitzt, erst mal ein Schlag ins Kontor sein.
Fazit: Acht Punkte für einen weiteren gelungenen deutschen Film, dessen Regisseur aber in manchen Abschnitten in eine tückische Falle tappt, nämlich es mit seiner angestrebten „Authentizität" zu sehr zu übertreiben und gerade dadurch nicht authentisch wirkt.